Zentrumsplanung Effretikon: Rund um den Bahnhof
Die Stadt Illnau-Effretikon will eine zeitgemässe Dichte erlangen. Mit diesem Ziel vor Augen wurde in den letzten Jahren insbesondere rund um den Bahnhof Effretikon viel Planungsarbeit verrichtet. Die ersten Projekte sind im Bau, andere konkretisieren sich. Die Stadt bemüht sich permanent um ein koordiniertes Vorgehen.
Quelle: Staufer & Hasler Architekten
Die Isometrie aus dem Masterplan Zentrumsentwicklung Bahnhof West von 2018 zeigt, wie sich Neubauten in den Bestand einfügen. Auf der Ostseite des Bahnhofs sind hingegen Ersatzneubauten mit gleichen Höhen vorgesehen.
Illnau-Effretikon ist eigentlich eine Eisenbahnstadt. Seit 1798 bildete das Dorf Illnau im Tal der Kempt mit dem 2,5 Kilometer weiter nordwestlich liegenden Weiler Effretikon eine politische Gemeinde abseits der wichtigen Verkehrswege. 1855 eröffnete die Schweizerische Nordostbahn die Strecke Oerlikon-Winterthur-Romanshorn, die ein Jahr später nach Zürich verlängert wurde, und mit ihr den Bahnhof Effretikon.
Etwa zwanzig Jahre später, nach der Eröffnung der Linien Effretikon-Hinwil und Winterthur-Kloten-Baden wurde Effretikon zu einem regionalen Bahnknotenpunkt, was zu einer Siedlungsentwicklung auf dem bisher unbebauten Gebiet um den Bahnhof führte. Das neue Quartier wurde allmählich zum Zentrum der Gemeinde. Auch der Bauboom der Nachkriegszeit fand primär im gut erschlossenen Effrektion statt. Illnau-Effretikon besitzt seit 1974 ein Stadtparlament, heute leben hier rund 17 000 Menschen.
2015 genehmigte der Stadtrat ein neues Leitbild Stadtentwicklung. Es wird unter anderem geprägt von dem ein Jahr zuvor in Kraft gesetzten teilrevidierten Raumplanungsgesetz des Bundes (PBG), der eine höhere Dichte im bestehenden Siedlungsgebiet anstrebt. Das Leitbild sieht für die Stadt bis ins Jahr 2030 19 000 Einwohner vor, wobei die neu Zugezogenen primär im Ortsteil Effretikon unterkommen sollen. Die klassische Pendlergemeinde möchte mit dem selben Zeithorizont ausserdem rund 4500 zusätzliche Arbeitsplätze an-bieten können, was als «sehr ehrgeiziges Ziel» bezeichnet wird.
Basierend auf diesem Leitbild fokussierte die Stadt sich auf die weitere Entwicklung ihrer Zentrumszonen. In ihrer Bau- und Zonenordnung verfügt Illnau-Effretikon über deren zwei: Bahnhof West und Bahnhof Ost. Sie sollen gemäss PBG eine dichte Überbauung aufweisen, die ausser zum Wohnen der Ansiedlung von Handels- und Dienstleistungsbetrieben, Verwaltungen sowie mässig störenden Gewerbebetrieben dienen sollen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_F62-00081 / CC BY-SA 4.0
Dieses Bild von Nordwesten um 1962 zeigt das Bahnhofsgebiet mit dem neuen Bahnhofsgebäude von Max Vogt. Am linken Bildrand ist die reformierte Kirche des Architekten Ernst Gisel zu sehen.
Masterpläne und Gestaltungspläne
Für ihre Zentrumszonen gab die Stadt Studien in Auftrag. Diese bildeten die Grundlage, auf denen sie Masterpläne ausarbeitete, informelle Planungsinstrumente, die übergeordnete Leitideen für Gestaltungspläne enthalten. 2015 wurde der Masterplan Bahnhof Ost veröffentlicht, 2018 der Masterplan Bahnhof West. Sie vermitteln einen Eindruck, wie sich die Stadt die künftige Entwicklung ihres Zentrums vorstellt.
Für das Quartier östlich des Bahnhofs erfolgte 2014 eine Testplanung. Das städtebauliche Konzept von Morger Partner Architekten AG aus Basel diente anschliessend als Grundlage für die Erarbeitung des Masterplans Bahnhof Ost. Sein engerer Bereich umfasst das mit einer Gestaltungplanpflicht belegte Gebiet Brandriet, heute Bahnhof Ost, ein vom Gleisfeld nach Osten leicht abfallender Geländestreifen mit einer Fläche von rund 35 000 Quadratmetern, darunter ein Teil der Bahnhofs-anlage.
Der städtebauliche Entwurf schlägt für dieses heute sowohl mit Wohn- als auch Gewerbebauten belegte Gebiet eine völlige Neuüberbauung mit homogenen Stadtkörpern vor, entlang der Bahngleise eine Randbebauung, dahinter mit winkelförmigen Volumen eine Art offene Blockrandbebauung. Zwischen diesen Zonen sind in regelmässigen Abständen drei öffentliche Plätze vorgesehen.
Quelle: ImmoCam / MatmaImmobilien
Der Rütlihof ist aktuell im Gebiet Bahnhof Ost im Bau.
Quelle: MatmaImmobilien
Aus dem Rütlihof geht der Blick in den Wald des nahen Hackenbergs.
Der Masterplan teilt das Gebiet in fünf Baufelder, welche die Grundeigentumsverhältnisse so gut wie möglich berücksichtigen möchten. Die Baukörper sollen eine maximale Höhe von 17 Metern respektive fünf Vollgeschosse aufweisen, welche sich dem Geländeprofil anpasst.
Diese Höhe darf maximal 2 Meter unterschritten werden – es wird also eine gleichmässige Bebauung und ein «Nachzeichnen» der Topographie angestrebt. Als Zielwerte für die Nutzungsverteilung werden in der Randbebauung 10 Prozent Wohnen und 90 Prozent Dienstleistung / Gewerbe, dahinter 70 Prozent Wohnen und 30 Prozent Dienstleistung / Gewerbe angegeben. An den Plätzen sollen publikumsorientierte Nutzungen entstehen.
Für das südlichste Baufeld der Blockfeldbebauung genehmigte der Grosse Gemeinderat Ende 2019 einen privaten Gestaltungsplan. Er sieht einen U-förmigen Gebäudekomplex mit zirka 50 Wohnungen und 1700 m2 gewerblich nutzbarer Fläche vor, welcher einen gegen Süden offenen Innenhof aufweist.
Das damalige Richtprojekt von Stücheli Architekten AG, Zürich, ist als «Rütlihof» aktuell im Bau, der Bezug der Räumlichkeiten wurde auf Sommer 2024 angekündigt. Ein weiteres Projekt ist in Planung, der «Rosenhof» unmittelbar nördlich des Kerngebietes, direkt am Gleisfeld und der östlichen Brückenrampe. Er soll ein Netzwerk verschiedener Angebote im Gesundheitssektor beherbergen. Die Baubewilligung ist erteilt, der Bau-beginn auf 2024 geplant.
Quelle: Bereuter Totalunternehmung AG
Das Projekt Bellis verfügt über einen Sockel mit Läden und öffentlichen Nutzungen.
Quelle: Bereuter Totalunternehmung AG
Das Projekt Bellis entsteht aktuell direkt gegenüber des Bahnhofs.
Neue Wahrzeichen im Westen
Während im Osten des Bahnhofs eine gleichmässige Verdichtung angestrebt wird, sollen in der Zentrumszone Bahnhof West deutliche Akzente gesetzt werden, welche die Zentrumsfunktionen auch in der Stadtsilhouette auf eine zeitgemässe Art sichtbar machen. Der Umriss der Zone gleicht einem Keil mit Griff, der sich von der südlichen Spitze bei der Bahnhofs-einfahrt verbreitert und einen Fortsatz besitzt, der bis zur Brückenrampe der Illnauerstrasse und einige Meter unter der Brücke über die Gleise hindurchreicht.
Nachdem der ambitionierte private Gestaltungsplan Mittim («das erste CO2-neutrale Stadtzentrum Europas») nicht zuletzt am Widerstand der Grundeigentümer scheiterte, lancierte die Stadt im Frühling 2016 das Projekt «Zentrumsentwicklung Bahnhof West». Nach einer Konzeptstudie und einem Richtprojekt wurde 2018 auch für diese Zentrumszone ein Masterplan erstellt.
Von Beginn weg setzte die Stadt auf ein Planungsteam: Staufer & Hasler Architekten, welche im Rahmen einer Testplanung unter fünf Planungsteams den Auftrag für das städtebauliche Konzept erhalten und bereits Mittim entworfen hatten. Dichte-Zielgrössen sind in diesem Masterplan 480 Einwohner, ein Anstieg vom aktuellen Zustand um rund 350 Personen, und eine Verdreifachung der geschätzten Arbeitsplätze auf rund 600.
Quelle: Habitat 8000
Die Wohnüberbauung Bruggwiesenstrasse wird direkt amneuen Stadtgarten liegen.
Keine Tabula-rasa-Strategie
Eine Tabula-rasa-Strategie wie in der Zentrumszone Bahnhof Ost kam in diesem Stadtteil nicht infrage. Das erkennt man schon daran, dass hier vier Gebäude stehen, die im Inventar der Denkmalpflege verzeichnet sind, darunter das modernistische Bahnhofgebäude des legendären Hausarchitekten der SBB, Max Vogt, aus den frühen 1960er-Jahren. Das städtebauliche Konzept orientiert sich an den bestehenden Strassenverläufen und sieht einen «zusammenhängenden Stadtraum entlang der Bahnhof- / Rikonerstrasse mit teilweise platzartigen Ausweitungen in rhythmisierten Abständen» vor. Bestehende Plätze für den Markt und vor dem Bahnhof sollen in dieses Konzept integriert werden.
Zwischen den bestehenden Strassen gliedert der Masterplan die Zentrumszone in sechs Baufelder, für die jeweils ein Gestaltungsplan erarbeitet werden muss. Die Dichte ist je nach ihrer Lage abgestuft, am höchsten ist sie prinzipiell zwischen dem Gleisraum und der Bahnhofstrasse. Aus dem Richtprojekt wurde eine konkrete Stadtlandschaft übernommen, die mit Verwandtschaften und Gebäudetypen arbeitet. Als «Geschwister» markieren im Norden zwei Hochhäuser mit niedrigeren Sockelbauten zwischen Bahnhof und Brückenrampe die Richtpunkte des neuen Zentrums. «Gleisbauten» mit punktuellen Aufbauten über einem durchgehenden Sockel begleiten den Bahnraum, «Platz-bauten» fassen räumliche Ausweitungen im erwähnten Stadtraum.
Quelle: by S&K Werbefotografie/Habitat 8000
Der Neubau am Stadtgarten steht direkt neben dem Stadthaus. Das Modell zeigt die beiden Masterplangebiete im angedachten Endzustand.
Der vierte Typ im Repertoire ist der «Quartier-Einzelbau», der in Form und Erscheinung auf die jeweilige Situation reagiert. Die Höhe der Hochhäuser wird mit minimal 50 und maximal 55 Meter angegeben, bei den anderen Gebäudetypen beträgt die maximale Höhe 23 Meter. Bei der Nutzung macht der Masterplan den Mindestanteil von 35 Prozent Gewerbe / Dienstleistung auf allen Baufeldern mit einer Ausnahme zur Vorgabe. Zur Belebung des Stadtzentrums sind die Erdgeschosse möglichst publikumsorientiert zu nutzen.
Auch in dieser Zentrumszone hat die Stadt seither private Gestaltungspläne genehmigt. Gegenüber dem Bahnhof entsteht das Projekt «Bellis». Als verantwortliches Architekturbüro setzen Staufer & Hasler Architekten diese Kombination der Gebäudetypen «Platzbau» und «Quartier-Einzelbauten» im Sinne ihres Richtprojekts um. Das Projekt mit 44 Eigentumswohnungen unterschiedlicher Grösse und Büros sowie gewerblichen Nutzungen in der Sockelpartie ist in der Realisierungsphase, die Fertigstellung soll 2024 erfolgen.
Das Areal des privaten Gestaltungsplans «Stadtgarten» wird von «Bellis» durch ein Teilbaufeld getrennt, dessen Eigentümer gemäss Masterplan «an einer Entwicklung momentan nicht interessiert sind». Es befindet sich etwas weiter nördlich an der Bahnhofstrasse. Ein geplanter Ersatzneubau, ein achtgeschossiges Scheibenhochhaus, geplant von Helle Architektur, Zürich, steht von der Hauptstrasse zurückversetzt gegenüber dem Stadthaus von Effretikon. Es soll 46 Wohnungen enthalten, davon 16 Alterswohnungen, und Gewerbe- und Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss.
Quelle: pool Architekten und Huggenbergerfries Architekten
Innerhalb des bestehenden Strassen- und Wegsystems sollen zahlreiche neue Aufenthaltsräume entstehen.
Das schlanke Volumen lässt Raum für eine öffentliche Grünanlage. Ein schmuckes bestehendes Gebäude auf dem Baufeld soll erhalten bleiben und im Erdgeschoss eine publikumsorientierte Nutzung erhalten. Es steht direkt an der Bahnhofstrasse und wird weiterhin den hergebrachten Massstab repräsentieren. Die gemeinnützige Bauherrin ist willens, noch dieses Jahr mit der Realisierung des Ersatzneubaus zu beginnen.
Hochhaus im Zentrum
In einem etwas früheren Stadium ist die Realisierung des ersten Hochhausprojekts auf dem Baufeld unmittelbar nördlich des Bahnhofs. Es besteht aus zwei Teilen: dem Geschäfts- und Wohnhaus Rosenweg und als verlängerte Sockelpartie einem völlig von ihm abgetrennten Bushof, der die Verbindung zum Bahnhof herstellt. Die Stadt Illnau-Effretikon und ein privater Investor haben gemeinsam einen Studienauftrag lanciert.
Das Siegerprojekt für den Bushof, ein grosses Dach, das alle Buskanten überspannt, und eine begrünte Pergola parallel zu den Perronanlagen, stammt von huggenbergerfries Architekten, Zürich, dasjenige für das Geschäfts- und Wohnhaus von pool Architekten, Zürich. Mit seiner sechseckigen Form, 19 Geschossen und einer kleinteiligen Fassade soll sich das Hochhaus mit rund 100 Wohnungen gut ins Zentrum einbetten Es wird auch stark nachgefragte Kleinwohnungen erhalten.
Ein zweigeschossiger Sockel springt gegenüber den oberen Stockwerken zurück. So entsteht am Boden mehr Platz für öffentliche Räume – etwa für ein zeitgemässes Gastroangebot. Der Sockel kann Läden oder Coworking Spaces aufnehmen. Das Gestaltungsplanverfahren für das Hochhaus soll bis Anfang 2024 ab-geschlossen werden. Die Realisierung des Projekts ist vom ersten Quartal 2025 bis zum 4. Quartal 2027 geplant.
Schon jetzt ist erkennbar, dass im Zentrum von Effretikon ein neuer städte-baulicher Massstab Einzug hält. Mit ihrem schnellen Wachstum seit ihrer Entstehung kannte diese Eisenbahnstadt dynamische Phasen, der neu gewonnene Schwung eröffnet ihr interessante Perspektiven.
Quelle: pool Architekten und Huggenbergerfries Architekten
Unmittelbar nördlich vom Bahnhof sind ein Hochhaus und der Busbahnhof geplant.
Nachgefragt… bei Marco Nuzzi
Quelle: Stadt Illnau-Effretikon
Marco Nuzzi, FDP, ist seit 2022 Stadtpräsident von Illnau-Effretikon.
Welche Rolle spielte die Planung um den Bahnhof bei Ihrer
Bewerbung als Stadtpräsident?
Die Stadtplanung ist eine der wichtigen und für mich
persönlich eine der spannendsten Aufgaben als Stadtpräsident. Der
Stadtpräsident führt den Vorsitz bei der Stadtplanungskommission. Das Gremium
steht dem Stadtrat mit externer Unterstützung durch Experten fachlich und
beratend zur Seite. Bevor ich zum Stadtpräsidenten gewählt wurde, zeichnete ich
als Mitglied des Stadtrates für das Ressort Hochbau verantwortlich. Somit war
ich schon intensiv mit dem Thema vertraut. Ich pflegte eine enge Zusammenarbeit
mit dem früheren Stadtpräsidenten Ueli Müller und der Stadtplanerin Ivana
Vallarsa.
Die Stadt Illnau-Effretikon charakterisiert sich
insbesondere durch ihre geografische Vielfalt – dazu zählen das urbane
Effretikon, die dörflichen Teile Illnau, Ottikon, Bisikon und Kyburg sowie die
zahlreichen landwirtschaftlich geprägten Weiler. Entsprechend spannend
präsentiert sich das Aufgabenspektrum in der Stadt-, Zentrums- und Ortsplanung
von Illnau-Effretikon. Das war mitunter ein wichtiger Grund, warum ich mich für
das Amt als Stadtpräsident zur Verfügung gestellt habe.
Sind die planerischen und baulichen Aktivitäten, die vor
Ihrem Amtsantritt angestossen wurden in Ihrem Sinn? Können die Masterpläne
Bahnhof West und Ost bis 2030 ohne Änderungen fortbestehen?
Die beiden Masterpläne Bahnhof West und Ost wurden 2015,
also noch vor meinem Amtsantritt als Mitglied des Stadtrates 2017, festgesetzt.
Beide Planwerke sind damals schon ganz in meinem Sinn erarbeitet und
beschlossen worden. Bei den darauffolgenden Gestaltungsplänen war ich dann als
Stadtrat Ressort Hochbau aktiv involviert. Ich konnte viel Einfluss auf die
weitere Planung sowie bauliche Umsetzung nehmen. Die beiden Masterpläne geben
den gesamtheitlichen Rahmen vor. Vereinzelte Revisionen der Pläne sind zwar
nicht ausgeschlossen, einige haben bereits stattgefunden. Im Wesentlichen
sollte es aber kaum zu Veränderungen kommen.
Die Bauprojekte werden zu einer höheren Dichte führen, die
Strassenräume behalten aber ihre bisherigen Dimensionen. Wird es am Boden
wirklich genug Platz für alle geben?
Das Prinzip der Masterpläne beinhaltet einen neuen Umgang
mit dem Freiraum: Der Strassenraum, welcher neben dem motorisierten
Individualverkehr und dem Öffentlichen Verkehr auch den Langsamverkehr und
Grünelemente umfasst, reicht von Fassade zu Fassade und wird dadurch für die
öffentliche Nutzung grösser.
In Bezug auf den Freiraum gilt grundsätzlich, dass die
höhere Dichte der Bauprojekte insbesondere durch grössere Gebäudehöhen erreicht
wird. Wir denken, dass es am Boden keinesfalls eng wird, sondern viel neuer
Freiraum entsteht, der bespielt werden kann.
Die neuen Wohnungen und Arbeitsplätze werden, wie von der
Stadt gewünscht, neue Menschen anlocken. Welche Begrüssungskultur, etwa in der
Form von sozialen und kulturellen Angeboten, dürfen sie erwarten?
Der Aufenthalt und das Leben in Illnau-Effretikon zeichnet
sich sozial und kulturell bereits heute durch das Engagement der über 200
Vereine, dem vielfältigen Einkaufsangebot – von Detailhandel bis hin zu
Direktvermarktung durch Landwirtschaftsbetriebe – und dem breiten Freizeit- und
Sportangebot im Sportzentrum Effretikon aus. Mit der Zentrums-entwicklung neu
dazu kommen ein Stadtgarten sowie zahlreiche kleinere und grössere Plätze zum
Flanieren und Verweilen. Neuzugezogene erfahren all diese Vorzüge, inklusive
Stadtrundfahrt an einem eigenen Anlass, welcher jährlich im Herbst stattfindet.
Wie steht das Wahlvolk zu den Entwicklungen im Zentrum?
Mit den beiden Masterplänen nimmt die Stadt Illnau-Effretikon
die Zügel der Zentrumsplanung Effretikon selber in die Hand und schafft
Planungsvorgaben, aber gleichzeitig auch gewisse Planungssicherheit für die
bauwilligen Grundbesitzerinnen und -besitzer. Mit diesem Planungsinstrument
können die einzelnen Bauherrschaften selber entscheiden, wann sie planen und
bauen möchten. Die damit verbundene Etappierung der Bautätigkeit im Zentrum
verschafft uns wichtige Zeit, um die städtische Infrastruktur auszubauen und
die Umsiedlung von bestehendem Gewerbe zu ermöglichen. Und die individuellen
Gestaltungspläne versprechen eine vielfältige Architektursprache im Zentrum.
Alle diese Faktoren machen die Zentrumsentwicklung wohl verträglicher für die
Bevölkerung. Die bisherigen Gestaltungspläne im Zentrum Effretikon wurden durch
das Stadtparlament bewilligt und sind in Rechtskraft erwachsen, was durchaus
ein positives Zeichen ist. Wir sind daher zuversichtlich, dass auch die
weiteren Gestaltungspläne sowohl von der Politik als auch von der Bevölkerung
wohlwollend akzeptiert und begrüsst werden. Selbstverständlich wird die Stadt
ihre Interessen weiterhin einbringen und einfordern.
Welches sind die nächsten Ereignisse im Planungsgebiet? Auf
welche Projekte freuen Sie sich am meisten?
Ein wichtiges Ereignis war der Spatenstich des Bauprojekts «Bellis» mit dem neu zu schaffenden Bahnhofplatz Effretikon, der Startschuss zur Umsetzung im Zentrum West. Die Eröffnung dieses Platzes wird für die Stadt sicherlich ein freudiges Ereignis sein. Ein wichtiger Faktor der Zentrumsbelebung ist die neue Gewerbenutzung im Erdgeschoss und den dazugehörigen Aussenräumen. Der Stadtrat lässt dazu mit Unterstützung von partizipativen Prozessen ein Zielbild erarbeiten, wie das publikumswirksame Produkte- und Dienstleistungsangebot ausgestaltet werden soll. (Manuel Pestalozzi)