Tripolis: Neues Leben für Messegelände von Oscar Niemeyer
Es ist einer der Architektur-Schätze von Tripolis – das Messegelände, das Oscar Niemeyer für die Stadt im Norden des Libanon entworfen hat. Nachdem es seit dem Bürgerkrieg zusehends zerfiel, soll es nun als Gewerbe- und Technologiepark wiederauferstehen.
In den 1960er-Jahren boomte der Libanon – und mit ihm auch Tripolis. Die Stadt in der Nähe der syrischen Grenze sollte mit der „Rachid Karami International Fair“ ein spektakuläres, rund 100 Hektaren umfassendes Messegelände aus der Feder von Oscar Niemeyer erhalten: grosszügige Hallen, ein kühner, filigraner Bogen aus Beton, ein kuppelförmiges Theater, weite Plätze und Wasserbecken, in denen sich Himmel und Architektur spiegeln sollten.
Doch die Anlage wurde bis heute nie fertig gestellt. Mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahr 1975 stoppten die Arbeiten, die insgesamt fünfzehn Bauten blieben unvollendet. In den darauffolgenden Jahren zerfiel der Ort zusehends. Schliesslich drohte dem Messekomplex kurzfristig gar das endgültige Ende. Doch zuletzt beschlossen die Behörden, das Gebiet um die Messe zur Sonderwirtschaftszone zu erklären und dort einen Hightech-Hub einzurichten. Vorgesehen ist der geplante Gewerbe- und Technologiepark in Niemeyers grossangelegten Komplex, dieser wird dazu wiederum saniert und ausgebaut.
Den internationalen Architekturwettbewerb gewann das libanesische Studio MDDM. Sie versuchten mit dem Erbe des brasilianischen Architekten behutsam umzugehen und verlegten rund vier Fünftel des neuen Bereichs unter den Boden. Die übrigen Bauten richten sich als lineare Elemente nach den bestehenden Bauten aus. Man wolle auf diese Weise Niemeyers Werk eine „respektvolle Kulisse“ bieten, werden sie im englischsprachigen, libanesischen Newsportal „the961.com“ zitiert. (mai)