Treib-Seelisberg-Bahn innerhalb von sechs Wochen erneuert
Nach sechs Wochen Umbauzeit ist die Treib-Seelisberg-Bahn wieder betriebsbereit und für Ausflügler hergerichtet. Die aktuellen Vorsichtsmassnahmen am Arbeitsplatz erschwerten zwar den Bauablauf, doch alles hat planmässig geklappt.
Bauten der über 100 Jahre alten Bahn mussten ersetzt oder erneuert werden. Die Investitionen wurden nötig, damit die Nutzungsdauer um weitere 50 Jahre verlängert werden konnte. Die baulichen Massnahmen umfassten die Erneuerung von Tragkonstruktionen der Schienen in beiden Stationen. So wurden in beiden Stationen die Schienen ausgebaut und zur Kontrolle und Erneuerung abtransportiert. Die Betontragelemente der Schienen im Bereich beider Stationen wurden rückgebaut und durch Stahlkonstruktionen ersetzt. Verantwortlich für die statischen Berechnungen und Pläne des Neubaus war die Synaxis AG.
Massarbeit beim Stahlbau
Die Kräfte der neu erstellten Stahlkonstruktion werden aus Gründen der Sicherheit von neuen Betonelementen aufgefangen. «In den alten Betonstützen wurde vor 100 Jahren noch keine Bewehrungseisen verwendet und der Schotter stammte wohl aus Seelisberg», sagt Fachmann Marcel Truttmann zur alten Bausubstanz. Da der Abstand zwischen den Bahnwagen und der Perronkante nur wenige Zentimeter betragen darf, war beim Bau der Stahlkonstruktion und der Platzierung der Schienen hohe Präzision gefordert. «Ich war schon etwas angespannt, als nach erfolgtem Umbau die beiden Bahnwagen wieder in die Stationen gefahren wurden. Umso zufriedener war ich, dass die Konstruktion auf den Zentimeter genau gepasst hat», freute sich der Projektverantwortliche Balz Stadler über den erfolgreichen Umbau der Tragkonstruktion.
Neues Seil eingezogen
Auch war es nach 33 Jahren an der Zeit, das Zugseil zu ersetzen. Letzte Woche konnten die Spezialisten des Seilbahnunternehmens Garaventa das 1150 Meter lange neue Zugseil einziehen. Dieses wurde dazu auf einer Rolle zur Talstation geliefert. Für den Seilwechsel wurden die beiden Bahnwagen vom Zugseil abgehängt und in den Stationen arretiert. Dann wurden das alte und das neue Zugseil an der Talstation zusammengewoben. Anstelle der Bahnkabinen hängten die Seilbaumonteure einen offenen Wagen an und zogen damit das neue Seil nach oben zur Bergstation, wo das alte Seil aufgewickelt und für den Abtransport vorbereitet wurde. Schliesslich wurden die Seilenden in einen Zylinder eingegossen und die Bahnwagen daran befestigt. «Die aktuellen Vorsichtsmassnahmen am Arbeitsplatz haben die Arbeit zwar erschwert und verzögert, aber am Schluss hat doch alles bestens geklappt», sagte Andreas Imboden von der Garaventa erleichtert zur Abwicklung des Bauvorhabens unter den aktuell erschwerten Bedingungen.
Nach umfassenden Tests und Probefahrten hat das Bundesamt für Verkehr vor Ort anlässlich einer Stichprobenkontrolle die Arbeiten begutachtet und die Betriebsbewilligung für die Treib-Seelisberg-Bahn endgültig erneuert. Letzten Montag konnte die Bahn nach sechs Wochen Bauzeit den regulären Betrieb wieder aufnehmen, auch wenn aufgrund der aktuellen Situation Fahrten momentan noch selten sind. (sts/mgt)
Sänfte oder Kutsche war früher die Wahl
Die Treib-Seelisberg-Bahn (TSB) nahm am 30. Mai 1916 offiziell den Betrieb auf. Die Standseilbahn führt von der Schiffsanlegestelle Treib am Urnersee hinauf nach Seelisberg. Bereits 1854 brachten Dampfschiffe Gäste zur Station Teib am Urnersee. Von dort ging es mit der Pferdekutsche oder der Sänfte hoch nach Seelisberg. Die Herrschaften stiegen standesgemäss im «Grand Hôtel und Kurhaus Sonnenberg» zu Seelisberg ab, das 1875 nach Plänen des Architekten Horace Edourard Davinet entstand. Die klimatische Kuranstalt mit ihren hydrotherapeutischen Einrichtungen und Park- und Gartenanlagen genoss im In- und Ausland einen hervorragenden Ruf. Gebaut wurde das Hotel anstelle der mehrfach erweiterten Pilgerherberge, die seit 1840 Gläubigen als Absteige diente bei ihrer Walfahrt zur Kapelle Maria-Sonnenberg. Der Betrieb des «Grand Hôtel» wurde schon vor dem 2. Weltkrieg eingestellt und die heute nicht mehr zugängliche Anlage in den folgenden Jahrzehnten mehrfach umgenutzt.
Bekanntester Ortsteil der Gemeinde ist die Rütliwiese, wo gemäss mythischer Überlieferung die Gründung der Schweiz stattfand. Die Gegend rund um Seeslisberg, bietet Gelegenheit für eine Reihe kurzer Rundwanderungen samt Kühlung beim Badesee unweit des Dorfes. (sts)