21:21 BAUPROJEKTE

„The Line“ in Saudi-Arabien: Eine Stadt wie eine Ader

Teaserbild-Quelle: Screenshot

Saudi-Arabien plant mit „The Line“ eine Stadt, die wenig mit dem Bild einer Stadt zu tun hat, wie man sie kennt. Sie besteht aus einer einzigen Linie und soll eines Tages einer Million Menschen Platz bieten.

Wüste

Quelle: Neom

Die Natur in Gehdistanz vor der Haustüre: die Wüste bei "The Line".

„The Line“ erscheint zumindest auf den ersten Blick als das Gegenteil einer Stadt: Eine schnurgerade Linie, die sich vom Roten Meer über eine Strecke von 170 Kilometern ins Landesinnere zieht. Wer hier dereinst wohnt, soll in lediglich fünf Minuten beinahe überall sein, egal ob auf der Arbeit, bei Erholung und Freizeit, beim Arzt oder an anderen Orten des täglichen Bedarfs. Und dies nicht mit dem Auto, sondern zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr.

„The Line“ ist Teil der künftigen Planstadt Neom, mit der die Region zwischen dem Roten Meer und den Grenzen zu Jordanien und Ägypten erschlossen werden soll: Die sich über eine Fläche von 26‘500 Quadratmeter erstreckende Megacity ist als unabhängige Wirtschaftszone gedacht, mit einem eigenen, im Vergleich zum übrigen Saudi-Arabien liberalen Rechtssystem.

Umstrittenes Gigaprojekt

Neom ist allerdings nicht unumstritten: Ortsansässige Beduinenstämme, die in dem Gebiet seit Generationen leben, haben das Nachsehen und müssen ihr Zuhause räumen. Für sie sei in Neom keinen Platz, meldete die Süddeutsche Zeitung  vergangenen Mai. Immer mehr Stammesangehörige setzten sich zur Wehr und lehnten die Entschädigungssummen der Regierung ab.

Zudem berichtete die saudiarabische Menschenrechtsorganisation Alqst laut der Zeitung von Verhaftungen von Stammesmitgliedern, die sich weigerten ihre Häuser zu verlassen. Ein Mitglied des Al-Huwaitat-Stamms hatte sich in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt – und dies tags darauf mit dem Leben bezahlt.

„The Line“ – die Stadt der Zukunft

Screenshot, Video

Quelle: Screenshot

Eine Stadt wie eine Linie: "The Line".(Screenshot aus dem Video zum Projekt)

In diesen Tagen ist  „The Line“ nun vorgestellt worden.  „In den als am weitest fortgeschritten angesehenen Städten, verbringen die Menschen aufs Leben gerechnet Jahre mit Pendeln“, lässt sich Kronprinz Mohammed bin Salman in der Medienmitteilung zitieren. Bis 2050 werde sich die Dauer der Wege zur Arbeit verdoppelt haben. Und bis 2050 müsse eine Milliarde Menschen wegen steigender CO2-Emissionen und erhöhten Meeresspiegels ihr Zuhause verlassen, prognostiziert bin Salman. Solche Entwicklungen könnten laut dem Prinzen Städte wie „The Line“ eindämmen helfen. „Das Konzept der konventionellen Stadt muss sich deshalb wandeln.“


Tramsportsystem

Quelle: Neom

So funktioniert der Verkehr in "The Line": Der öffentlichen Verkehr sowie der Warentransport (rechts im Bild) wird unter die Erde verlegt. Lediglich der Fussverkehr ist oberirdisch.

Die Lebensader der Stadt bildet der öffentliche, unterirdische Verkehr: Dabei handelt es sich um Ultrahochgeschwindigkeitsverkehrsmittel analog Elon Musks Hyperloop, und um selbstfahrende Transportmöglichkeiten.  Allerdings gelangen nicht nur die Fahrgäste innert weniger Minuten ans Ziel, sondern auch Waren. Für sie ist eine separate Untergrundstrecke vorgesehen. Lediglich der Fussverkehr findet oberirdisch statt.

Zudem sollen alle Unternehmen und Stadtteile entlang der Line hochdigitalisiert und somit auch virtuell miteinander verbunden werden. Für den nötigen Strom sorgen die einzelnen Quartiere selbst, nachhaltig, etwa mittels Solar- oder Windenergie.  - Dennoch stellt sich die Frage, ob die derart produzierte Energie für die Hightechstadt ausreicht. Nur schon der ÖV dürfte äusserst stromintensiv sein.

Die Bauarbeitens sollen gemäss Medienmitteilung noch dieses Quartal starten: „The Line“ sei eines der komplexesten, anspruchsvollsten Infrastrukturprojekte in der Welt. (mai)

Video zum Projekt auf  Youtube.

Video zum Projekt.

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