Stadt Zürich kauft Bauprojekt in Witikon für über 200 Millionen Franken
Die Stadt Zürich kauft der Swisscanto Anlagestiftung das Bauprojekt «Harsplen» in Witikon ab. Der Kaufpreis beträgt stolze 211 Millionen Franken. Der Stadtrat erfüllt damit eine Forderung der linken Parteien.
Quelle: Sarah Weishaupt
Illustration: So sollte sich die Wohnüberbauung am Stadtrand in Witikon dereinst präsentieren.
Das Areal «Harsplen» liegt ausserhalb des Quartierzentrums am östlichen Siedlungsrand von Zürich-Witikon. Die Swisscanto Anlagestiftung als Eigentümerin verkauft das 30'000 Quadratmeter grosse, unbebaute Grundstück samt dem darauf geplanten Projekt für eine Überbauung mit 370 Wohnungen nun der Stadt Zürich.
Die Stadt werde das Bauvorhaben übernehmen und weiterführen, wie der Stadtrat am Mittwoch mitteilte. Mit den neuen Wohnungen werde ein wichtiger Beitrag an das Ziel geleistet, den gemeinnützigen Teil des Mietwohnungsbestandes bis 2050 auf einen Drittel zu heben. Witikon sei ausserdem eines der wenigen Quartiere ohne städtische Siedlung.
Wohnraum für mindestens 700 Personen
Das Bauprojekt sei das Ergebnis eines Studienauftrags und entspreche den Anforderungen des städtischen Wohnungsbaus und den Nachhaltigkeitsanforderungen weitgehend, schreibt der Stadrat. Gemäss der im kommunalen Wohnungsbau üblichen Mindestbelegung würde die Überbauung Wohnraum für mindestens 700 Personen schaffen.
Der Stadtrat hat den Kauf zum Preis von 210 Millionen Franken genehmigt. Zuzüglich der Kosten für die Transaktion und die Pläne des Bauprojekts beläuft sich die Investition auf insgesamt 211,28 Millionen Franken. Der Stadtrat wird die zurückgezogene Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO) «Harsplen» nun erneut dem Gemeinderat überweisen.
Linke wollten Umzonung verweigern
Mit dem Kauf des Projekts «Harsplen»
erfüllt der Stadtrat eine Forderung der linken Parteien. Diese hatten im
vergangenen Jahr kritisiert, dass die Swisscanto keine günstigen Wohnungen
baue. Ohne die Aussicht auf günstigen Wohnraum wollten die Parteien die nötige
Umzonung für die Zufahrtsstrasse aber nicht unterstützen.
Die Swisscanto sah sich deshalb gezwungen,
ihren Antrag auf Zonenänderung via Stadtrat zurückzuziehen, um «andere Optionen
zu prüfen». Nun bringt der Stadtrat die gleiche Umzonung erneut ins Parlament,
unter neuen Vorzeichen.
Die linken Parteien reagierten erfreut auf
die Ankündigung des Stadtrates, das Projekt «Harsplen» zu kaufen. Dieses
Beispiel zeige, dass sich die «konsequente und standhafte Wohnbaupolitik» der
SP für die Bevölkerung auszahle, teilte die SP mit. Jetzt entstünden bezahlbare
statt unerschwingliche Wohnungen.
Auch die Grünen freuten sich über die
Ankündigung. Damit nehme eine leidige Geschichte eine überraschende und sehr
gute Wendung. Durch den Kauf entstünden nun zu 100 Prozent gemeinnützige
Wohnungen.
FDP kritisiert «eklatanten Machtmissbrauch»
Die Bürgerlichen hingegen reagierten
empört. «Dreist, dreister, Stadt Zürich», teilte die GLP mit. Das
Stadtparlament blockiere aktiv private Bauvorhaben und erpresse
Bauherrschaften. Es könne nicht sein, dass das attraktivste Angebot am Schluss
jenes der Stadt sei. Für die Bekämpfung der Wohnungsnot brauche es alle
Beteiligten, nicht nur städtische und gemeinnützige Wohnungen.
Für die FDP stellt der Kauf durch die Stadt einen «eklatanten Machtmissbrauch» dar. Die FDP zeigte sich in einer Mitteilung «fassungslos über diesen dreisten Machtmissbrauch der rotgrünen Mehrheit». Das sei unserem politischen System nicht würdig.
Die städtische FDP fordert nun eine «umfassende Aufarbeitung dieses dubiosen Grundstücksgeschäfts», wenn nötig auch durch Aufsichtsbehörden und die Justiz. (sda/pb/mgt)