Spital Wetzikon greift ausgestiegenes Bauunternehmen an
Das Spital Wetzikon hat am Dienstag vor den Medien die ausgestiegene Generalunternehmerin Steiner AG scharf angegriffen. Dass das Bauunternehmen den Vertrag gekündigt habe, sei widerrechtlich. Ob die Sache vor Gericht endet, ist noch offen.
Quelle: Deborah Spinelli/GZO Spital Wetzikon
Blick auf das heutige Spital Wetzikon.
«Die Steiner AG hat die Sachlage falsch
oder gar rufschädigend wiedergegeben», sagte Hansjörg Herren, Interims-Chef der
Spitalbetreiberin Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland (GZO).
Es stimme nicht, dass das Spital Wetzikon
die Rechnungen nicht gezahlt habe. Steiner sei deshalb keineswegs «gezwungen»
gewesen, vom Vertrag zurückzutreten. Bis im April seien alle Rechnungen an die
Steiner AG fristgerecht beglichen worden.
Im April habe die GZO dann eine Zahlung von
3,9 Millionen Franken zurückgehalten, weil das Bauunternehmen seinerseits
Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Das Spital kritisiert vor allem
fehlende Transparenz bei der Baubuchhaltung. «Wir haben das mehrfach angemahnt
und bis heute keinen Überblick über die Zahlungen.»
«Nichts mit der Nachlassstundung zu tun»
Die Vertragskündigung durch die Steiner AG
habe auch nichts mit der Nachlassstundung zu tun, in der sich das Spital
Wetzikon befindet. «Der Vertrag wurde vorher gekündigt», betonte Herren.
Beim Streit geht es nicht zuletzt um die
Höhe der Bezahlung für den Neubau. Gemäss Angaben der GZO wurde mit der Steiner
AG im Oktober 2022 vereinbart, dass das Unternehmen 225 Millionen Franken
erhält. Bei diesem Vertrag sei die Teuerung explizit ausgeschlossen worden.
Im Januar diesen Jahres habe die Steiner AG
dann plötzlich 340 Millionen gefordert, obwohl es keine grösseren
Projektänderungen mehr gegeben habe. «Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie
man auf diese Zahl kommt.» Die GZO wies diese Forderung deshalb zurück.
Neubau erst zu 70 Prozent fertig
Anfang Mai hatte die Steiner AG den Vertrag
dann aufgelöst. Seither steht die Baustelle still. Der Neubau ist erst zu 70
Prozent fertig. Es fehlen der Verbindungsbau zum bestehenden Spitalgebäude, die
Installationen sowie alle Böden, Wände und Decken.
Die Verzögerung betrug jedoch gemäss
GZO-Angaben auch schon vor der Vertragskündigung durch die Steiner AG 16
Monate. Statt in diesem Sommer dürfte der Bau deshalb erst im Spätherbst 2025
in Betrieb genommen werden – falls die Arbeiten überhaupt dereinst weitergehen.
Wie es weitergeht, ist offen. Herren zeigte
sich optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird. «Im Moment prüfen wir alle
Optionen.» Auch mit der Steiner AG sei die GZO weiter im Gespräch, auch wenn es
«aktuell etwas schwieriger» sei.
Keine Unterstützung durch Kanton
Auch wie es finanziell mit dem Spital
Wetzikon weitergeht, ist aktuell offen. Die GZO AG steht seit Anfang Mai in
Nachlassstundung. Sie kann vorerst also nicht betrieben werden. Damit hat das
Spital Zeit gewonnen, um eine Lösung für die Refinanzierung einer zehnjährigen
Obligationenanleihe zu finden. Diese Anleihe über 170 Millionen Franken wäre am
12. Juni ausgelaufen.
Wegen seiner finanziellen Schieflage hatte sich das Spital auch an den Kanton Zürich gewandt. Dieser wollte dem Spital jedoch kein Darlehen in der Höhe von 180 Millionen Franken gewähren, weil es für die Versorgung der Oberländer Bevölkerung «nicht unverzichtbar» sei.
Auf den Spitalbetrieb haben die finanziellen Probleme und der Baustellen-Stillstand keinen Einfluss. Dieser läuft normal weiter. Die GZO AG betreibt das regionale Schwerpunktspital mit 150 Betten und beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. Zwölf Gemeinden halten die Aktien – Wetzikon, Rüti, Hinwil und Wald als bevölkerungsstärkste Gemeinden anteilsmässig am meisten. (sda/pb)