Toshiko Mori macht mit einem Oval Schule
Ein elegantes, stroh- und bambusüberdachtes Oval: So sieht die Primarschule von Fass aus der Vogelperspektive aus. Fass ist ein Dorf westlich der senegalesischen Hauptstadt Dakar in der Nähe des Gambia-Flusses.
Im März letzten Jahres hat die Schule ihre Pforten geöffnet, seither lernen hier rund 200 fünf- bis zehnjährige Kinder nebst Französisch als erste ihrer Region auch Schreiben und Lesen in ihrer Muttersprache Pulaar. Zusätzlich zu handwerklichen Fächern wie Schreinern oder Nähen, sowie Geschichte und Turnen wird auch der Koran unterrichtet. Der Weg bis zur Inbetriebnahme brauchte Zeit oder vielmehr sieben Jahre Vorarbeit. Unter anderem in Form von Gesprächen zwischen den örtlichen Imamen und der Nonprofit-Organisation Le Korsa, die sich der Einrichtung von Schulen und medizinischen Zentren in Senegal verschrieben hat.
„Weder einschüchternd, noch unheimlich"
„Wir wollten die Schule sozusagen de-institutionalisieren und dafür sorgen, dass sie weder einschüchternd, noch unheimlich oder fremd wirkt“, erklärte Toshiko Mori, die Architektin aus deren Feder das Schulhaus stammt, gegenüber dem US-Architektur-Magazin „Architectural Record“. Normalerweise werde der Koran in Häusern aus Beton mit Wellblechdächern studiert, so Mori weiter. Bei Hitze sei es in solchen Bauten stickig, bei Regen sei es derart laut, dass die Schüler des Lehrers nicht mehr verstehen. Solche „Lernbarrieren“ habe sie bei dem Schulgebäude versucht zu verhindern.
Lehm und Ziegel für kühle Innenräume
Dies dürfte der Architektin gelungen sein: Mori setzte auf überlieferte Bauweisen der Region, und sie setzte mit dem grosszügigen Innenhof einen Bezug zu den traditionellen Häusern in Fass. So bestehen die Mauern aus Lehm und Ziegeln. Für Kühlung soll einerseits der weisse Anstrich sorgen, der das Licht reflektiert. Andererseits ist das Dach so angelegt, dass es weit genug herauskragt um vor der Schule und im Hof ausreichend Schatten zu spenden.
Der Bau ist nicht Moris erstes Projekt in Senegal. Zuvor
entwarf Mori für das senegalesische Sinthian
ein Kulturzentrum, das 2015 den Betrieb aufgenommen hat. Hier steht die amerikanische Josef-und-Anni-Albers-Stiftung dahinter, die mit der Organisation Le Korsa verbunden ist.
Preisgekröntes Projekt
Dieser Tage ist das Projekt mit einem "Architizer A+A Award" geehrt worden. Insgesamt wurden 194 "innovative Projekte und Produkte" ausgezeichnet. Ausloberin des alljährlich vergebenen Preises ist die Online-Architektur- und Bauprodukte-News-Plattform Architizer. Heuer stand der Preis unter dem Thema "Architektur der Zukunft". (mai)
Internettipp: Alle ausgezeichneten Projekte und Produkte auf awards.architizer.com