Schulhauserweiterung im Quartier Polyfeld: Neuer Quartierschwerpunkt
In Muttenz sollen die Schulen der Sekundarstufe II im neuen Quartier Polyfeld zusammengefasst werden. Hier befindet sich auch die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in einem Neubau. Das ganze Gewerbe- und Wohngebiet im Nordwesten der Gemeinde wird mit diesen Projekten aufgewertet.
Einst hiess das Polyfeld Kriegacker. Beim namensgebenden Krieg muss es sich um die Schlacht bei St. Jakob an der wenige hundert Meter weiter westlich liegenden Birs gehandelt haben; im August 1444 schwärmten von Basel her kommend die gefürchteten Armagnaken bis ins Gebiet des Dorfes Muttenz aus. Viel später, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde das praktisch ebene Gelände am Gleisfeld des Muttenzer Rangierbahnhofs sukzessive mit Wohn- und Gewerbeliegenschaften bebaut. Im Herbst 2008 leiteten der Kanton Basel-Landschaft und die Gemeinde Muttenz ein Arealentwicklungsverfahren ein, um die hier geplante Erweiterung der FHNW ins Quartier einzupassen. Das Resultat der Planungsstudien mündet in eine Feldstruktur, die verschiedenste Nutzungen vereint: ein Polyfeld, eben – ein vielfältiges Nebeneinander von Wissen, Wohnen, Arbeiten und Begegnen.
2011 konnte der Öffentlichkeit ein Masterplan Polyfeld Muttenz vorgestellt werden. Sein städtebauliches Prinzip beruht auf einer Grundebene mit Schachbrettmuster und umfasst ein flexibles Wechselspiel von Baubereichen und Freiräumen. Durch die Verdichtung der Schulen sowie Wohn- und Gewerbenutzungen in sogenannte Clusters wird dieses Ziel konkretisiert. Vor diesem Hintergrund wurde für die Sek II-Schulen ein Projektwettbewerb mit Präqualifikation in einem einstufigen, anonymen Verfahren durchgeführt.
Clusterbildung
Das Polyfeld war bereits ein Schulstandort, bevor es zu seinem neuen Namen kam. Zwischen der Kriegacker- und der Gründenstrasse, die parallel zueinander in einem spitzen Winkel zum Gleisfeld nach Westen verlaufen, entstand in den 1970er- Jahren nach einem Projekt des bekannten Basler Architekten Walter Wurster ein grösserer Campus mit dem Gymnasium, der Realschule und dem Technikum beider Basel. Ein Teil der bisherigen Nutzung ist in den 2018 eröffneten, wenige Schritte weiter am Gleisfeld stehenden FHNWNeubau umgezogen.
Unter Sek II ist bei diesem Projekt deshalb nicht bloss die Sekundarstufe, sondern ein Bildungscluster Sek II zu verstehen. Dabei soll auch der Bedarf für die Gewerblich- industrielle Berufsfachschule Muttenz (GIBM), des Gymnasiums Muttenz und des Bildungszentrums der Kaufmännischen Vereinigung BL erfüllt werden. Zudem möchte man die kantonalen Gewerblichindustriellen Berufsfachschulen GIBM (mit Aussenstandort Pratteln) und GIB Liestal am Standort Muttenz zusammenführen. Durch die entstehenden Synergieeffekte soll eine markante Reduktion des Flächenbedarfs für die Gewerblich-industriellen Berufsfachschulen Basel-Landschaft herbeigeführt werden.
Der Planungsperimeter umfasste einen Abschnitt im westlichsten Teil des gut durchgrünten Schulhaus-«Streifens» zwischen dem genannten Strassenpaar. Die Aufgabe an die Planungsteams bestand in der Gesamtsanierung des Bestands sowie ergänzenden Um- und Neubauten auf Grundlage einer städtebaulichen Vision nach den Vorgaben des Masterplans. Beim Umgang mit dem Bestand erwartete man Lösungsvorschläge, die dem hohen Kostendruck angemessen begegnen und die vorhandenen Strukturen haushälterisch und ressourcenschonend nutzen. Für die rationale Struktur der 1970er-Jahre-Gebäude bestand der Wunsch nach der Verwendung von Bausystemen, die in Kombination mit dem zu erhaltenden Tragwerk einen nächsten langfristigen und nachhaltigen Lebenszyklus garantieren.
Für die Präqualifikation wurden zwölf Teams plus drei Nachwuchsteams eingeladen. Von den 15 eingereichten Projekten kamen vier nach einstimmig beschlossebäuden ner Rangierung in die Preisränge, ausserdem wurde ein Ankauf beschlossen. Als Favorit der Fach- und Sachjury erwies sich das Projekt «Agora» des Planungsteams um die Berrel Berrel Kräutler AG Architekten ETH BSA SIA, Zürich.
Das Projekt «Agora» wird seinem Namen gerecht, indem es im Zentrum der Anlage eine neue, grosszügige Platzfläche schafft, einen repräsentativen Freiraum, welcher von den Bestandesbauten und einem Neubau umringt wird. Dabei wird dem bestehenden Ensemble von Walter Wurster höchsten Respekt gezollt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, der selbe Architekt habe 50 Jahre später nochmals den Bleistift in die Hand genommen. Sein damaliges Konzept, das sich nach den Begrenzungsstrassen ausrichtet, passt denn auch gut zum orthogonalen Weg- und Grünflächenraster des Masterplans vom Polyfeld und hat diesen quasi vorweggenommen.
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