Erkundungsstollen beim Bahnhof Stadelhofen wird später Notausgang
Weil der Bahnhof Stadelhofen als wichtiger Zürchr S-Bahn-Knotenpunkt an seine Kapazitätsgrenzen stösst, wird er auf vier Gleise erweitert. Derzeit finden von einem Erkundungsstollen aus Untersuchungen für die weitere Projektplanung statt. Der Stollen wird später als Notausgang genutzt.
Quelle: SBB
Visualisierung des geplanten Perron Gleis 4 mit dem zweiten Riesbachtunnel nach Zürich Tiefenbrunnen: Mit dem Ausbau liesse sich die Kapazität von heute 22 auf 32 Züge in jede Richtung und Stunde erhöhen.
Weil der Bahnhof Stadelhofen als wichtiger Zürchr S-Bahn-Knotenpunkt an seine Kapazitätsgrenzen stösst, wird er auf vier Gleise erweitert. Derzeit finden von einem Erkundungsstollen aus Untersuchungen für die weitere Projektplanung statt. Der Stollen wird später als Notausgang genutzt.
«Erdöl haben wir bislang leider keines gefunden», sagte Marc
Weber-Lenkel von den SBB am Dienstagmorgen auf der Baustelle rund um den
Erkundungsstollens und lachte. Er ist Gesamtprojektliter des Bahnhofausbaus
Zürich Stadelhofen und informierte mit Christoph Jauslin, Projektleiter des
Erkundungsstollens, über den Stollen.
Das Grossprojekt ist aus finanzieller Sicht beachtlich. Mit
geschätzten Kosten von rund 1,1 Milliarden Franken zählt der Ausbau des
Bahnhofs Stadelhofen zu den grössten Massnahmen im Rahmen des 13 Milliarden
Franken teuren Bahn-Ausbauschritts 2035 des Bundes.
Die beiden Projektverantwortlichen betonten: Der Ausbau des
Bahnhofs Stadelhofen drängt. «Die Strecke Zürich-Winterthur ist bereits heute
am Limit», sagte Weber. Zur Veranschaulichung: Täglich verkehren im Bahnhof
Stadelhofen 770 Züge und rund 80'000 Personen - laut den SBB mehr als in Olten,
Genf oder St. Gallen.
Viertes unterirdisches Gleis
Das Ausbau-Projekt beinhaltet in erster Linie ein neues, viertes
Gleis. Diese wird unterirdisch zirka 40 Meter hinter dem heutigen Bahnhof
erstellt.
Weiter umfasst der Ausbau auch einen zweiten Riesbachtunnel
nach Tiefenbrunnen. Und es ist - um das vierte Gleis an die bestehende
Bahninfrastruktur anzubinden - ein zweiter Hirschengrabentunnel Richtung Zürich
HB und ein zweiter Zürichbergtunnel Richtung Stettbach notwendig.
Läuft alles nach Plan, sollen 2027 die Bauarbeiten beginnen.
Rund zehn Jahre wird danach daran gebaut, dass die Leistungsfähigkeit des
Bahnhofs Stadelhofen schliesslich um 50 Prozent gesteigert werden kann.
Baugrund erkunden
Doch bis zum Baustart steht einiges anderes an: Neben dem
Bewilligungsverfahren, welches die öffentliche Auflage einschliesst, erkunden
die SBB den Baugrund. Um auf möglichst vieles vorbereitet zu sein, um die
Bauarbeiten möglichst genau ausschreiben zu können und um den Baufortschritt
möglichst genau planen zu können.
Dafür wird derzeit ein rund 23 Meter langer und 5 Meter
breiter Erkundungsstollen gebohrt. Dieser führt kurz vor dem Eingang des
früheren Lettentunnels auf der Höhe des Gleises 3 ins Erdreich bis zur Stelle,
wo dereinst das neue unterirdische Geleis entlang läuft. Wenn der gesamte
Stadelhofen-Ausbau einmal fertig ist, wird der Stollen als Notausgang für das
vierte Gleis dienen.
Einen Meter pro halbe Woche
Rund zehn Personen arbeiten derzeit an dem
Erkundungsstollen. Pro halbe Woche kommen die Bohrarbeiten rund einen Meter
weit, wie Christoph Jauslin ausführte. Im kommenden Frühling sollten sie
beendet sein.
Insgesamt werden rund 600 Kubikmeter Erdreich ausgehoben und
jeweils nachts abtransportiert. Hauptsächlich handelt es sich um Lockergestein,
wie der Stollen-Projektleiter ausführte. Dieses mache die Bohrarbeiten
anspruchsvoll.
Die Arbeiter entnehmen Bodenproben und spritzen Zement in
Bohrlöcher, um das Tunnelgewölbe, das die Form eines Spitzbogens hat, zu
stabilisieren. Untersucht wird aber nicht nur der Baugrund – auch die
Bodenbelastung, der Lärm und die Verformung stehen im Fokus der
Vorbereitungsarbeiten. Beispielsweise werden die Häuser oberhalb der Baustelle
überwacht, Bewegungen millimetergenau aufgezeichnet.
Bislang sei aber nichts Unerwartetes entdeckt worden, sagte
Gesamtprojektleiter Marc Weber-Lenkel. Die Kosten für die Erkundungsarbeiten
schätzten die Verantwortlichen auf einen tiefen einstelligen Millionenbetrag.
Fussgängertunnel zum Kunsthaus
Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Bahnhofs Stadelhofen
denkt die Stadt Zürich auch über einen 400 Meter langen Fussgängertunnel vom Bahnhof
Stadelhofen zum Zürcher Kunsthaus nach. Das Stadtparlament hatte im vergangenen Oktober rund 11 Millionen Franken für Projektierungskosten und Sicherungsarbeiten im Untergrund bewilligt.
«Wenn die Stadt Zürich diesen Zugang will, sind wir bereit», sagte Marc Weber-Lenkel am Dienstag dazu. Die SBB seien «im intensiven Austausch» mit den Behörden. Für ein solches Projekt seien unter anderem aber auch Bodenverbesserungsmassnahmen notwendig. Der Zug dafür ist aber noch nicht abgefahren: In mehr oder weniger zwei Jahren müsse die Stadt sich entschieden haben, ob sie diesen Fussgängertunnel wolle oder nicht, sagte Weber-Lenkel. (sda)