Rechenzentrum als weltweites Unterwasser-Netz
Ein Rechenzentrum könnte auch unter Wasser installiert werden und wäre damit frei von CO2-Emissionen – dies ist die Idee eines jungen Architektenduos. Sie haben die Anlage als weltumspannendes Netz entworfen.
Eine leuchtend gelbe Girlande und ein einsamer Taucher schweben durch die nachtblauen Weiten des Ozeans: Was an eine Aufnahme aus einem Sciencefiction-Film erinnert, ist die Visualisierung für ein Unterwasser-Rechenzentrum. Die Idee stammt von Craig Sinclair und Lauren H. Kirk. „Rechenzentren verbrauchen jedes Jahr 416 Terrawatt Energie, dementsprechend verpesten sie die Luft mit CO2“, schreibt das Architektenduo. Wolle die Menschheit durch den Klimawandel ausgelöste Katastrophen vermeiden, müssten sie Infrastrukturen und Architektur anpassen. Zumal technische Einrichtungen anderen Bedürfnissen Rechnung tragen müssen, als Bauten für Menschen.
Wenn das Meer kühlt
So bietet das Meer laut den beiden Architekten beinahe ideale Bedingungen für Rechenzentren, weil sie sie das Wasser kühlen kann. Sie haben sie als eine Leitungen konzipiert, die sich über tausende von Kilometern durch die Ozeane ziehen können und ein weltweites Netz bilden.
Neu ist diese Idee nicht. Kirk und Sinclair fanden die Inspiration für ihren Wettbewerbsbeitrag im Microsoft-Projekt „Nadick“, das diesen Sommer beendet worden ist: Vor rund zwei Jahren hatte der Computergigant vor den schottischen Orkney-Inseln auf dem Meeresgrund in rund 35 Meter Tiefe zu Testzwecken ein Rechenzentrum installiert. Es bestand aus zwölf Racks mit insgesamt 864 Servern. Für den nötigen Strom sorgten Wind- und Sonnenenergie. Mit dem Betrieb der in einem zwölf Meter langen Zylinder untergebrachten Anlage sollte geklärt werden, wie gut sie unter Wasser funktioniert und ob solche Einrichtungen im Meer auch nachhaltig genug sind. Diesen Sommer ist das Rechenzentrum aus dem Atlantik geborgen worden.
Keine Korrosionsschäden, weniger Fehlerquellen
Quelle: Microsoft
Im Rahmen des Projekts "Nadick" wurde vor den Orkney-Inseln für rund zwei Jahre ein Rechenzentrum auf dem Meeresgrund installiert.
Die Idee hinter dem Projekt: Unter Wasser sind die Bestandteile von Rechenzentren laut Microsoft keiner Korrosion durch Sauerstoff und Feuchtigkeit ausgesetzt. Dasselbe gilt für Temperaturschwankungen oder Erschütterungen durch Personen, die etwa für den Austausch defekter Komponenten zuständig sind. Dies seien alles bekannte Fehlerquellen. Der Testbetriebs bestätigte dies: „Unsere Ausfallrate ist achtmal geringer als an Land“, wird Natick-Projektlieter Ben Cutler in einem Newsbeitrag auf micorsoft.com zitiert.Zudem soll es auch nachhaltig sein: So braucht es zur Kühlung des Rechenzentrums auch keine Süsswasser, um die Temperatur genügend tief zu halten.
Während man bei Microsoft neue Möglichkeiten in Unterwasser-Rechenzentren sieht, dürfte das Projekt von Craig Sinclair und Lauren H. Kirk eine Vision bleiben. Allerdings erhielten sie dafür im Rahmen eines von der internationalen Wettbewerbsplattform Archoutloud ausgeschriebenen Architektur-Ideenwettbewerbs für Bauten und Infrastrukturen für den Klimawandel eine lobende Erwähnung. (mai)