Projekte im Kanton Thurgau und im Appenzellerland: Gegenwind für Windpark
Der geplante Windpark in Thundorf kommt nicht vom Fleck, die Kanti in Romanshorn erhält ein Geschoss und in Gais AR hat eine Schulraumerweiterung Schiffbruch erlitten. Eine Übersicht zu Projekten im Kanton Thurgau und im Appenzellerland.
Quelle: Wellenberg Wind AG
Visualisierung des neuen Windpark-Projekts mit drei Anlagen.
Weiterhin Gegenwind für Windpark Thundorf
Thundorf – Der geplante Windpark auf dem Wellenberg in Thundorf sieht sich noch immer mit starkem Gegenwind konfrontiert. Nachdem sich die Stimmbevölkerung der Standortgemeinde 2023 an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung für einen Antrag aussprach, der einen Mindestabstand von 850 Metern zwischen den Windrädern und bewohnten Gebieten forderte, wurde das ursprüngliche Projekt verkleinert. Statt acht sollen nun noch drei Turbinen auf dem Wellenberg realisiert werden. Laut den Projektverantwortlichen – die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) – werde mit der Redimensionierung der geforderte Mindestabstand eingehalten. Vergangenen August lagen die neuen Pläne öffentlich auf. Dagegen ist nun aber eine Sammeleinsprache von 104 Personen eingegangen – von Einwohnern der Gemeinde Thundorf sowie der Nachbargemeinde Hüttlingen.
Wie die für das Projekt gegründete Wellenberg Wind AG Anfang September mitteilte, wurde diese «in weiten Teilen» von der Naturschutzorganisation Bird Life Schweiz übernommen. Keinen Widerstand gegen das Vorhaben gab es dagegen von den Umweltverbänden WWF Thurgau, Pro Natura Thurgau und dem Thurgauer Vogelschutz. Damit seien im Rahmen der öffentlichen Auflage keine Einsprachen von Thurgauer Umweltverbänden eingegangen, so Alfredo Scherngell, Geschäftsführer der Wellenberg Wind AG. Die Einsprachen werden nun vom Gemeinderat Thundorf analysiert und behandelt. Scherngell ist zuversichtlich, dass diese geklärt und im Zuge der Behandlung bereinigt werden könnten. Eine weitere Hürde steht dem Windprojekt allerdings noch bevor: Die Stimmbevölkerung der Gemeinde Thundorf entscheidet am 24. November über eine Änderung des Teilzonenplans Windenergie.
Weitere Bauprojekte im Kanton Thurgau
Quelle: 2023 Nightnurse Images, Zürich / Antoniol + Huber + Partner ahp AG
Visualisierung: Kindergartengebäude zum Sportbereich.
Schulhaus-Neubau als Lärmriegel in Aadorf
Aadorf – Auf dem Schulareal Löhracker in Aadorf werden heute Primar- und Sekundarschulklassen unterrichtet. Nachdem vor einigen Jahren bereits eine neue Dreifachturnhalle erstellt wurde, wird nun noch mehr Schulraum benötigt. Die Gemeindeversammlung genehmigte im Dezember 2023 für ein entsprechendes Bauprojekt einen Planungskredit von 550'000 Franken. Daraufhin wurde ein Projektwettbewerb für den Campusausbau durchgeführt. Die Planerteams sollten darin einen Neubau auf der Sportwiese sowie eine Aufstockung der Sporthalle prüfen. Statt auf der Sportwiese schlugen aber alle eingereichten Entwürfe einen Neubau an der Ostgrenze vor, wie die Schulgemeinde «schulenaadorf» im Juli mitteilte.
Zudem ist die Sporthallen-Aufstockung inzwischen vom Tisch, da die Kosten-Nutzen-Rechnung laut Experten nicht wirtschaftlich ist. Im Wettbewerb überzeugen konnte am Ende der Entwurf «Einfach schön» des Architekturbüros Antoniol + Huber + Partner ahp AG aus Frauenfeld. Das Projekt sieht eine bandartige Bebauung entlang der Ostgrenze vor, zu der auch ein Dreifach-Kindergarten gehört. Die Bebauung dient als Abschluss zum Quartier und funktioniert als Lärmriegel. Leicht vorstehende Fassadenelemente mit Begrünung sollen vor den Schulräumen für eine natürliche Grundbeschattung und ein verbessertes Mikroklima sorgen. Kosten dürfte das neue Schulhaus laut der Schulbehörde zwischen 25 und 26 Millionen Franken. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 werden die Stimmberechtigten über den Baukredit entscheiden.
Weitere Bauprojekte im Kanton Thurgau
Quelle: Gerber Architekten GmbH
Visualisierung: So soll sich die erweiterte Kantonsschule Romanshorn dereinst präsentieren.
Kantonsschule Romanshorn wird aufgestockt
Romanshorn – Die Kantonsschule Romanshorn soll wegen stark wachsenden Schülerzahlen erweitert werden. In einem Projektwettbewerb suchte das kantonale Hochbauamt nach Vorschlägen. Seit Anfang September steht das Siegerprojekt fest: Gewonnen hat der Entwurf «Winkelschlag» des Planerteams der Gerber Architekten GmbH aus Dortmund, zusammen mit den Bauingenieuren Merz Kley Partner GmbH aus Altenrhein. Das Team habe die Anforderungen an Ortsbau, Architektur und Wirtschaftlichkeit am besten umgesetzt, hiess es im Communiqué. Die Architekten seien zum Schluss gekommen, dass im bestehenden Schultrakt zu viele Kompromisse nötig wären, um eine zeitgenössische Kantonsschule mit Lernlandschaften realisieren zu können.
Stattdessen entwickelte das Team ein Konzept mit einer weitestgehend horizontalen Anordnung des Raumprogramms, wodurch die Barrierefreiheit und die Betriebsabläufe verbessert werden. Mit vertikalen und horizontalen Durchwegungen soll eine maximale, räumliche und innere Durchlässigkeit gewährleistet werden. Konkret soll das bestehende Schulgebäude um ein Geschoss aufgestockt und an den Enden und im Westen mit maximal viergeschossigen Neubauten erweitert werden. Die kompakte Anordnung von Volumen, Kubatur und Abwicklungen der Ergänzungsbauten aus Holz lassen laut dem Hochbauamt effiziente Baukosten erwarten. Dank des kompakten Gebäudes sollen auch möglichst viele und grosse, zusammenhängende Grünflächen rund um den neuen Gebäudekomplex erhalten bleiben.
Weitere Bauprojekte im Kanton Thurgau
Quelle: zvg
Erneuertes Gefängnis und Polizeigebäude.
Thurgauer Kantonalgefängnis wird erweitert
Frauenfeld – Die Bauten des Thurgauer Kantonalgefängnisses in Frauenfeld haben Erneuerungsbedarf. Im Jahr 1992 erstellt und 2004 bis 2006 erweitert, sind die Gebäude nicht nur sanierungsbedürftig, sondern genügen auch heutigen Bedürfnissen nicht mehr. So braucht es unter anderem mehr Haftplätze und Räumlichkeiten für das aufgestockte Personal. Der Kanton Thurgau will das Kantonalgefängnis und das Polizeigebäude deshalb erneuern. Seit Februar steht fest: Das Projekt wird nach einem Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Bearth + Deplazes AG / Marques Architekten AG realisiert, die den Studienauftrag gewonnen haben. Im siegreichen Vorschlag werden die Bestandsbauten grösstmöglich erhalten und wo nötig mit kompakten Erweiterungsbauten ergänzt. Gleichzeitig wird das Polizeikommando saniert und erweitert. Mit dem Projekt soll die Anlage von 56 auf 120 Haftplätze vergrössert werden. Die Nettonutzfläche des Gefängnisses steigt von 2105 auf 5581 Quadratmeter, jene der Polizei von 5634 auf 8060 Quadratmeter. Die Kosten werden auf 240 Millionen Franken geschätzt.
Weitere Bauprojekte im Kanton Thurgau
Quelle: zvg
Visualisierung: Das Klostergut Paradies mit dem Hotelneubau.
Hotelneubau im Klostergut Paradies in Schlatt
Schlatt – Ursprünglich als ein Frauenkloster von Klarissen gegründet, dienen die Gebäude des Klosterguts Paradies in Schlatt heute als Seminar- und Ausbildungszentrum des Schaffhauser Industrieunternehmens Georg Fischer AG (GF). Ausser der Kirche beherbergen die Gebäude auf dem Areal neben einem Schulungszentrum der GF heute mit der «Eisenbibliothek» auch eine bedeutende historische Sammlung mit Fachliteratur zum Werkstoff Eisen sowie Monografien über Bereiche wie Eisengewinnung und -verarbeitung, Metallurgie, Archäologie, Technik- und Verkehrsgeschichte, Architektur und Kunstgeschichte.
Aktuell wird das Klostergut ausserdem erweitert: Die zur GF gehörende Stiftung «Paradies» ergänzt das Klostergut als Inhaberin um einen Hotelneubau mit 34 Zimmern für Seminar- und Meetinggäste. Darüber hinaus wird das Restaurant «Paradies» saniert und aufgewertet. Die Bauarbeiten sind bereits im Juni gestartet. Zuvor wurde der Mülibach renaturiert und um eine Kaltwasserbucht als Schutzraum für Fische ergänzt. Die Bauarbeiten für die Neu- und Umbauten sollen Ende Dezember 2025 abgeschlossen sein. Die GF investiert nach eigenen Angaben rund zehn Millionen Franken in das Projekt.
www.georgfischer.com – www.klostergutparadies.ch
Weitere Bauprojekte im Kanton Thurgau
Projekte im Appenzellerland
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / LBS_MH03-1514.tif
Ein Luftbild, das zwischen 1918 und 1937 gemacht wurde, zeigt das Schulhaus Hörli (links unten).
Teure Sanierung wegen Bauproblemen
Teufen AR – Seit Herbst 2023 wird das unter Denkmalschutz stehende Schulhaus altes Hörli in Teufen saniert. Das alte Gebäude mit Baujahr 1906 wird behindertengerecht ausgebaut. Zudem werden ein Lift eingebaut, die sanitären Anlagen ersetzt, die Raumaufteilungen angepasst und die Erdbebensicherheit verbessert. Bis Sommer 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Bereits jetzt ist aber klar, dass die Sanierung teurer wird. Ursprünglich hatte der Gemeinderat für das Projekt einen Kredit über 4,15 Millionen Franken genehmigt. Hinzu kommen nun aber Mehrkosten von 1,5 Millionen Franken, wie die Gemeinde Ende August mitteilte. Grund dafür waren Schwierigkeiten mit der Firma, die für die Bauleitung und das Kostenmanagement zuständig war. Deren Chef sei abgetaucht.
Nachträglich stellte sich zudem
heraus, dass der Kostenvoranschlag zu optimistisch gewesen war. Die Gemeinde
kündigte in der Folge den Vertrag und suchte eine andere Unternehmung. Probleme
gab es aber auch während der Bauphase, etwa beim Brandschutz und der Baustatik,
die aufwendigere Massnahmen erforderten als vorgesehen. Auch sei eine 2022
durch Fachleute erstellte Hausanalyse, in der die Bausubstanz des Gebäudes als
«gut» beurteilt wurde, wohl etwas zu optimistisch gewesen, so das Fazit der
Gemeinde. Aufgrund der sich abzeichnenden Mehrkosten hat der Gemeinderat eine
Verzichtsplanung vorgenommen. Die Sanierung sei aber dennoch nachhaltig und
qualitativ hochwertig. Im Schulhaus altes Hörli war bis zum Bezug des neuen
Schulhauses Landhaus im Herbst 2023 die Sekundarschule untergebracht. Künftig
soll die historische Liegenschaft für die Primarschule genutzt werden – als
Ersatz für das Primarschulhaus Dorf an der Hauptstrasse.
Weitere Bauprojekte im Appenzeller Ausserrhoden
Quelle: PD
Visualisierung: So könnte der Schulhausneubau in Gais AR dereinst aussehen.
Schulraumerweiterung in Gais AR erleidet Schiffbruch
Gais AR – Für knapp drei Millionen Franken sollte nach Plänen des Gemeinderats im Gebiet Atzgras in Gais AR ein neues Schulhaus entstehen. Dieses sollte den stetig steigenden Schülerzahlen in der Ausserrhoder Gemeinde Rechnung tragen. Weiter war vorgesehen, die bestehende Infrastruktur zu sanieren, da diese in die Jahre gekommen ist. Gegen die Pläne regte sich aber Widerstand. Dies in Form des Komitees Pro Gais. Das Vorhaben wirke «konzeptlos, mutlos und sei eine teure Pflästerlipolitik», wie die Gründer gegenüber der «Appenzeller-Zeitung» sagten. Das Komitee lehne einen Neubau und eine Sanierung nicht kategorisch ab – es soll nur nicht im Gebiet Atzgras entstehen. Stattdessen schlugen die Gegner einen Neubau beim Dorfschulhaus am Standort des heutigen Pavillons vor. Damit würde die «alte Infrastruktur angepackt und die verdichtete Bauweise berücksichtigt».
Hinzu kommt für das Komitee, dass der Gemeinderat seine Schulraumpläne mehrmals geändert hatte. So sollte anfangs ein Provisorium erstellt werden. Da dieses aber zu teuer geworden wäre, entschied er sich später für einen Neubau. Für das Komitee fehlt die gesamtheitliche Planung. «Man kann kein dauerhaftes Schulhaus planen, ohne dass die langfristige Schulraumplanung steht.» Stattdessen sollte nach Ansicht der Gegner ein auf fünf Jahre befristetes Container-Provisorium erstellt und während dieser Zeit eine ganzheitlich ausgerichtete Schulraum-Strategie erarbeitet werden. Diese Einschätzung teilt die Bevölkerung scheinbar: Mit einem klaren Nein erteilten die Gaiserinnen und Gaiser im September dem Verpflichtungskredit für das neue Schulhaus im Atzgras eine Abfuhr. Der Gemeinderat muss damit bei der Schulraumplanung nochmal über die Bücher.
Weitere Bauprojekte im Appenzeller Ausserrhoden