Projekt für Sportanlagen im Versuchsstollen Hagerbach
In St. Gallen und im Sarganserland sollen Sport-Leistungszentren entstehen. Ein Teil des Projekts «Sportvision Ost» erscheint besonders ausgefallen: Im Versuchsstollen Hagerbach sollen Indoor-Schneesportanlagen für den Leistung- und Breitensport realisiert werden.
Quelle: Claudia Bertoldi
Der Stollen Hagerbach dient als Versuchs-, Schulungs- und Trainingsanlage und wird zudem für Veranstaltungen genutzt.
Der Verein Campus Ostschweiz in Sargans und der Verein Netzwerk Sport St. Gallen für Sommer- und Indoor-Sportarten haben die Absicht, das Projekt «Sportvision Ost» unter den drei Säulen «Sportleistungszentren», «Kompetenzzentren» und «Bildung» in der Ostschweiz zu entwickeln.
Die Säule «Leistungszentren» bietet die Möglichkeit, für die verschiedenen Sportverbände eigene Leistungszentren zu entwickeln. Überschneidende Bedürfnisse bezüglich Bildung und Kompetenzzentren werden gemeinsam abgedeckt.
Die Säule «Kompetenzzentren» bildet den Kern für sportnahe Dienstleistungen in den Bereichen Medizin, Ernährung, Athletiktraining, Psychologie und mentales Training, Physiologie und Biomechanik, Diagnostik, Coaching, Energietherapie und Management sowie Finanz- und Vorsorgeberatung. Von diesem Bereich können kleine Verbände und Randsportarten profitieren.
Die Säule «Bildung verbindet» alle schulischen Angebote und fördert die schulische Ausbildung individuell, passgenau und über alle Stufen hinweg. Von der Primarschule über die Oberstufe bis zur Berufslehre/Berufsfachschule sowie Mittel- und Hochschule und berücksichtigt damit bestehende Angebote.
Quelle: Claudia Bertoldi
Der Versuchsstollen wird unter anderem für Sicherheitstest für Baumaterialien genutzt. Vielleicht werden in Zukunft auch Sportler dort trainieren können.
Indoor-Schneesportanlagen im Versuchsstollen
Bei der Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen gibt es Pläne für ein nationales Sportzentrum, das mit einer Sportschule ergänzt werden könnte – ähnlich wie in Magglingen BE oder Tenero TI. Der Verein Netzwerk Sport hat von der Stadt St. Gallen den Zuschlag für eine Zwischennutzung der Anlage bis 2025 erhalten.
Der Verein Campus Ostschweiz hat im Sarganserland hingegen die Absicht, im Bereich des Versuchsstollens Hagerbach Indoor-Schneesportanlagen für den Leistungs- und Breitensport zu realisieren. Zudem soll geprüft werden, ob in der Region ein Sport-, Bildungs- und Forschungszentrum in Angriff genommen werden soll.
Wenig Platz für oberirdische Anlagen
Doch wie realistisch ist das Projekt der Indoor-Schneesportanlage für die Sportarten Langlauf, Biathlon, Bob, Rodeln und Skelton sowie Ski alpin?
In einem Interview mit der «Südostschweiz» erklärt Bruno Röthlisberger, dass das Vorhaben technisch durchaus machbar sei. Der pensionierte Tunnelbauer wurde von seinem ehemaligen Arbeitgeber Amber Engineering mit der Aufgabe betraut, die Realisierbarkeit einer Indoor-Anlage im Versuchsstollen Hagerbach zu prüfen.
Die Schweiz hätte wenige Möglichkeiten, oberirdische Anlagen für das Ganzjahrestraining wie in einigen anderen europäischen Staaten zu realisieren. Dafür fehlt es an Platz, und auch bestehende militärische Anlagen würden nicht die optimalen Voraussetzungen bieten.
Quelle: Claudia Bertoldi
Im Verstuchstollen werden unter anderem Materialtests durchgeführt.
Drei Kilometer langer Tunnel
Man könne durchaus auf der «grünen Wiese» – also dem Versuchsstollen – etwas Neues realisieren, sagte Röthlisberger. Vertiefte Abklärungen seien zwar nötig, aber ein zwei bis drei Kilometer langer Tunnel oder eine Alpinsportanlage wären laut dem Tunnelbauer technisch möglich.
Auch für eine Anlage mit richtigem Eis für den Bobsport sieht er keine technischen Hindernisse. Es sei Neuland, aber man könne vom Vorteil einer versuchstolleneigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung profitieren und gegenseitige Synergien nutzen.
Für Hagerbach wäre diese Nutzung auch absolutes Novum. Der Stollen dient derzeit als Versuchs-, Schulungs- und Trainingsanlage und wird ausserdem für Veranstaltungen genutzt. Unter anderem werden dort auch Materialtests durchgeführt.
Unter anderem wurden hier die für den Bau des Gotthard-Basistunnels verwendeten Materialien auf Druck und Hitze getestet und teilweise ganze Tunnelabschnitte nachgebaut. Das International Center for Safety in Tunnels (ICST) betreibt hier ausserdem einen 230 Meter langen Brandstollen zu Forschungs- und Ausbildungszwecken.
Dreistellige Millionenbeträge
Die Kosten sind noch nicht präzisiert. Laut Röthlisberger seien aber mit Investitionen von dreistelligen Millionenbeträgen zu rechnen. Gemeinsam mit den wichtigsten Sportverbänden der Kernsportarten wurden die Eingaben in die NASAK-Botschaft (Nationales Sportanlagenkonzept des Bundes) der nächsten Förderperiode von 2022 bis 2026 «NASAK 5» getätigt.
Das Bundesamt für Sport hat beide Projekte in die Botschaft des Bundesrates aufgenommen, welche der Bundesrat im Frühjahr 2021 dem nationalen Parlament vorlegen will. (cb/mgt)