13:45 BAUPROJEKTE

Pavillon Le Corbusier in Zürich: Der letzte Bau des Meisters öffnet wieder

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: ZHDK

Le Corbusier-Freunde mussten sich gedulden: Während rund eineinhalb Jahren ist der Pavillon aus der Feder des Meisters im Zürcher Seefeld aufwendig restauriert worden, nun ist er der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Und zwar jeweils von Dienstag bis Sonntag, von Mai bis November.

Der luftige, bunte Bau im Zürcher Seefeld ist das letzte Gebäude, das Le Corbusier geschaffen hat. Entstanden ist der Pavillon auf Initiative der Galeristin Heidi Weber. Sie hatte ihre Begeisterung für Le Corbusiers Werke früh entdeckt. Allerdings nicht nur für seine Architektur, die Weber, wie sie in einem Interview mit dem „Baublatt“ einmal erklärte, nach wie vor für aktuell hält, sondern vor allem auch seinem bildnerischen Werk und seinen Möbelentwürfen.

Alles hatte damit begonnen, als sie Ende der 50er-Jahre bei einem befreundeten Grafiker ihren Topolino gegen eine Collage Le Corbusiers eingetauscht hatte. Ein Jahr später reiste sie nach Nizza, um den Meister persönlich kennenzulernen und schliesslich besuchte sie ihn auch in seinem Pariser Atelier. Die beiden freundeten sich an und nahmen Le Corbusiers Möbelprojekt wieder auf. Damit konnten die Stücke, die er Ende der 20er-Jahre zusammen mit Charlotte Perriand und Edouard Jeanneret entworfen hatte erstmals produziert werden.1958 zeigt sie Weber in ihrer Galerie, dem Studio „Mezzanin“ für Raumgestaltung und erhält kurz darauf das Exklusivrecht für Herstellung und Verkauf der Möbel in Europa und den USA.

„Maison d’Homme“ am Zürichhorn

Als er 1960 auf dem Weg nach Indien in Zürich zwischenlandete, lädt ihn Weber zu einem Spaziergang am See ein und schlägt ihm vor auf der Blatterwiese ein Museum zu bauen. Den Baugrund überlässt die Stadt Heidi Weber im Baurecht für 50 Jahre. In der Folge beginnt Le Corbusier umgehend mit der Planung seines „Maison d’Homme“. Ursprünglich hatte Beton als Baumaterial vorgesehen, gab dann aber Stahl und Glas den Vorzug. Allerdings sollte er die Fertigstellung nicht mehr miterleben: Er starb im August 1965 an Herzversagen, beim Schwimmen am Cap Martin in Roquebrune im Mittelmeer.

Weber oblag es nun, das Projekt zu Ende zu bringen. Zusammen mit einem von Le Corbusiers letzten Assistenten, dem Architekten Alain Tavès, und dessen Mitarbeiter Robert Rebutato arbeitet sie weiter an der Realisierung. Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Innenausstattung des Pavillons sorgten jedoch dafür, dass die Architekten ihren Vertrag vorzeitig auflösten und Weber die Arbeiten alleine weiterführte. – Am 15. Juli 1967 konnte der Pavillon eröffnet werden. In den folgenden Jahrzehnten organisierte Weber zahlreiche Ausstellungen und verschiedenste Veranstaltungen statt – trotz finanzieller Engpässe.

Abtauchen ins Universum von Le Corbusier

2014 lief der Baurechtsvertrag aus: Der Pavillon ging an die Stadt Zürich über. Trotz guten Willens beider Seiten kam es schliesslich zu einem heftigen Streit zwischen der Weber und der Stadt: Bei der Stadt wollte man keine Stiftung für das Haus gründen, der Betrieb ging schliesslich ans Museum für Gestaltung. Auch fühlte sich Weber von der Stadt finanziell hintergegangen. Weber, die heute in Dubai zu Hause ist, nahm darauf alles mit, was nicht Teil der Architektur war.

So ist das restaurierte „Centre Le Corbusier“ oder vielmehr der „Pavillon Le Corbusier“ heute nicht mehr ganz das, was es zuvor war. Dennoch kann man in der aktuellen Ausstellung „Mon Univers“ in den Kosmos des Meisters eintauchen. Die Schau zeigt Trouvaillen von Le Corbusier aus Kunst, Industrie, Folklore und Natur zu sehen, die dem Meister inspirierten. Dies konnten eine Meeresschnecke sein, aber auch afrikanische Skulpturen oder ein interssanter Alltagsgegenstand wie eine industriell hergestellte Glasflasche. Weiter sind historische Fotografien, Abgüsse und Malereien zu sehen. Dabei handelt es sich um Leihgaben der Fondation Le Corbusier in Paris, aus bedeutenden Privatsammlungen und dem Antikenmuseum Basel. - Ergänzt werden die fantastisch anmutende Kollektion von der Architektur und natürlich von Le Corbusiers bildnerischem Werk und Möbeln.

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Chefredaktorin Baublatt

Ihre Spezialgebiete sind Architekturprojekte, Kultur- und Wissenschaftsthemen sowie alles Schräge, was im weitesten Sinn mit Bauen zu tun hat.

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