Orchideenpavillon in Oxaca: Wo sich Wabi-Sabi und Ikigai mit mexikanischer Baukunst verbinden
An der Peripherie von Puerto Escondido, einer Hafenstadt in Oxaca im Südwesten Mexikos, befindet sich ein Orchideenpavillon. Der filigrane, dem Schutz der Orchideen gewidmete Holzbau, lädt zur Einkehr ein und verbindet japanische Traditionen mit lokaler Handwerkskunst. - Hinter dem Projekt steht die Stiftung Casa Wabi (mehr dazu in der Box am Ende des Artikels.)

Quelle: Rafaell Gamo
Der Pavillon verbirgt sich hinter viel Grün und ist von Palmen umgeben.
Als das mexikanische Büro Centro de Colaboración Arquitectónica den Entwurf des Orchideenpavillons in Angriff nahm, stand schnell fest, dass die Orchideen unter seinem Dach eine feuchte, halbschattige und gleichzeitig gut belüftete Umgebung brauchen, damit sie gedeihen können. Dies war zentral für das Design der luftigen Giebeldachkonstruktion. So wurden auf seinem First zwölf, trichterartige, Wasser gefüllte Betonbecken angebracht, deren Inhalt nach und nach auf den Boden tropft, wo er wiederum von Betonschalen aufgefangen wird. Auf diese Weise werden die Orchideen mit überlebenswichtigem Nass versorgt, gleichzeitig müssen sie so nicht regelmässig von Hand bewässert werden. Überdies helfen laut den Architekten Brise und Wärme den Pflanzen, die Feuchtigkeit direkt aus der Luft und von den Oberflächen aufzunehmen.
Als Baumaterial diente Holz aus der Gegend. Und die Betonkeramikstücke sind nach lokaler Tradition in Hochtemperaturöfen gebrannt worden. Dies soll nicht nur die Region widerspiegeln, sondern gleichzeitig für einen nachhaltigen Bau sorgen.
Reflexion unter Orchideen
Die grundlegende Inspiration für das Projekt sei jedoch von der japanischen Philosophie des Wabi-Sabi und den vielfältigen Traditionen der Küste Oaxacas gekommen, heisst es in der Dokumentation zum Projekt. Bei Wabi-Sabi geht es um die Idee, dass unvollständigen, unvollkommenen und unbeständigen Dingen Schönheit innewohnt.
Und nicht zuletzt soll der kleine Bau auch ein Ort der Reflexion sein, indem er bei seinen Besuchern "ein tiefes Gefühl von Ikigai" hervorrufen soll. Ikigai steht für - mehr oder weniger wörtlich übersetzt - "das, wofür es sich zu leben lohnt“. Die Architekten erklären es so: "Beim Betreten des Raums atmet man die Feuchtigkeit ein, hört das sanfte Tropfen des Wassers und spürt die wechselnden Winde – eine sinnliche Erfahrung, die zur Selbstbeobachtung und Harmonie anregt." (mai)
Zeichnungen und Pläne auf der Website des Büros: https://cca.mx
Fundación Casa Wabi
Die Fundación Casa Wabi ist eine gemeinnützige Stiftung, die den Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und lokalen Gemeinschaften an ihren Standorten in Puerto Escondido, Mexiko-Stadt und Tokio fördert. Die Organisatio wurzelt in der japanischen Philosophie des Wabi-Sabi und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die soziale Entwicklung durch Kunst zu fördern. Dies geschieht über fünf Kernprogramme: Gastaufenthalte, Ausstellungen, Töpferei, Film und eine mobile Bibliothek. (mgt/mai)
Instagram-Auftritt der Stiftung: www.instagram.com/casawabi

Quelle: Jaime Navarro
Der Pavillon aus der Vogeperspektive. Auf dem Dach befinden sich die Becken, über welche die Orchideen im Innern mit Feuchtigkeit versorgt werden.

Quelle: Jaime Navarro
Der Pavillon ist leicht versunken angelegt.

Quelle: Jaime Navarro
Die Wasserbecken sind eine Art trichterförmigen Elemente.

Quelle: Jaime Navarro
Üppiges Grün umgibt den Pavillon.

Quelle: Rafael Gamo
Die Frontseite des filigranen Baus.

Quelle: Rafael Gamo
Das filigran anmutende Dach sorgt im Innern für ein faszinierendes Schattenspiel.

Quelle: Rafael Gamo
An der Innenseite des Dachs sind töpfe mit Orchideen angebracht.

Quelle: Rafael Gamo
Das Dach im Innern, von unten gesehen.

Quelle: Rafael Gamo
Trichterlement im Dach, von unten gesehen.

Quelle: Rafael Gamo
Die Dachkonstruktion von Innen gesehen.

Quelle: Rafael Gamo
Die Besucherinnen und Besucher sollen im Pavillon Einkehr finden.

Quelle: Jaime Navarro
Das Dach aus der Nähe, von Aussen gesehen.

Quelle: Rafael Gamo
Der Pavillon der Seite gesehen,