Neue Rechenzentren: Flughafenregion Zürich wird zum Datenspeicher
Der Bedarf an Speicherplatz im Internet wächst rasant. Deshalb entstehen in der ganzen Schweiz laufend neue Datenzentren. Vor allem die Flughafenregion Zürich erlebt zurzeit einen regelrechten Boom. Dies hat mehrere gute Gründe.
Quelle: Interxion
In Glattbrugg errichtet Interxion ein neues Rechezentrum, gleich neben einem schon bestehenden. Am Ende wird der Campus drei Zentren umfassen.
Die Entwicklung ist unaufhaltsam: In
immer weitere Bereiche unseres Lebens dringt der Computer vor, immer mehr
unserer täglichen Aufgaben erledigen wir online. Entsprechend wächst der Bedarf
nach Speicherplatz: Grosse und kleine Unternehmen müssen immer umfangreichere
Daten sicher hinterlegen können. Viele sind dazu von Gesetzes wegen
verpflichtet; so dürfen Gesundheits- oder Bankdaten nicht ausserhalb der
Schweiz gespeichert werden.
Oft macht es für Unternehmen keinen Sinn, die riesigen
Mengen an sensiblen in einem eigenen Grosscomputer zu verwahren. Man setzt
deshalb auf Cloud-Lösungen. Und damit braucht es leistungsstarke Datenzentren,
die den Bedarf an digitaler Infrastruktur abdecken. Gerade in der Schweiz, wo
es laut SRF-Wirtschaftsmagazin «Eco» aktuell 93 hundert solcher Zentren gibt,
mit einer Nutzfläche von insgesamt über 150‘000 Quadratmetern. Weitere rund
100‘000 m² Rechenzentren sind geplant oder bereits im Bau. Denn mit den vielen
Banken, Versicherungen und Zentralen internationaler Konzerne ist der Bedarf
hierzulande hoch.
Beste digitale Infrastrukturen
Zum wichtigsten Standort für Rechenzentren entwickelt sich die Flughafenregion Zürich. Die Organisation FRZ unterstützt diese Entwicklung zur digitalen Wirtschaftsregion nach Kräften.
Gleich vier grosse Datenzentren entstehen zurzeit in der Region und angrenzenden Gemeinden. Die Flughafenregion ist als Standort für Data Center ideal: Hier existiert eine der besten digitalen Infrastrukturen, dank der Anbindung an die Internet-Datenautobahnen wie etwa SwissIX. Zudem ist genügend Strom unterbruchsfrei vorhanden, sind doch die Rechenzentren enorme Stromfresser.
Die aktuell grösste Baustelle in Sachen Datacenter befindet sich in Dielsdorf im Wehntal: Hier baut Green für eine halbe Milliarde Franken den zweiten Datacenter-Campus mit drei Hochleistungs-Datenzentren, die eine Nutzfläche von 20'000 m² umfassen. Im ersten Quartal 2022 soll das erste Rechenzentrum ans Netz gehen.
Quelle: green.ch
Drei solcher Hochleistungs-Datenzentren bilden den Kern des Campus von Green. Das erste Zentrum wird bereits 2022 ans Netz gehen.
Der «Metro-Campus Zürich» soll zu einem führen Daten-Hub werden, auch was die Nachhaltigkeit betrifft. Gemäss Green erreichen die Zentren auch bei maximaler Leistung von 25 Kilowatt pro Rack einen hervorragenden PUE-Wert. - Der PUE-Wert setzt die im Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis zur Energieaufnahme der IT-Infrastruktur und ist somit eine Kennzahl für die Effizienz.
Campus aus drei Datenzentren
In Opfikon-Glattbrugg investiert mit der Firma Interxion ein anderer IT-Riese in dreistelliger Millionenhöhe. Das Unternehmen betreibt gleich angrenzend in Rümlang ein Center mit 7400 m² Nutzfläche. Auf Glattbrugger Grund entsteht eine weitere, mit 6000 m² nur unwesentlich kleinere Anlage. Auch Interxion will ein Rechenzentrum-Campus werden: So soll, nun wieder auf Rümlanger Grund, Gebäude Nummer drei mit weiteren 11‘000 m² IT-Nutzfläche entstehen. «Damit würden wir zum grössten Rechenzentrum in der Schweiz», erklärt dazu Hans Jörg Denzler, Managing Director für die Schweiz, gegenüber der Lokalzeitung «Rümlanger». Das Projekt ist zurzeit in der Bewilligungsphase.
Verzögerung wegen Pandemie
Ebenfalls in Rümlang betreibt die NTT mit rund 6500 m² eines der grössten Rechenzentren der Schweiz. Man plant, das bestehende Gebäude um nochmals 4500 m² Nutzfläche zu erweitern. Die Baubewilligung liegt vor. Doch die Ausführung hat sich indes wegen der Corona-Pandemie verzögert. Gerade die Krise und die Zunahme von Home Office sind indes Faktoren, die langfristig den Bedarf an digitaler Infrastruktur erhöhen werden.
Quelle: green.ch
Auf dem «Metro-Campus Zürich» entstehen in Dielsdorf für 500 Millionen Franken auch moderne Büroflächen und attraktive Aussenräume.
Damit für all diese energieintensiven Datacenter genügend Energie bereitgestellt werden kann, rüsten auch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich auf. Bereits 2014 wurde ein Unterwerk in Rümlang errichtet. Jetzt soll ein weiteres entstehen, um den Bedarf an Anschlussleistung zu decken. Zum Vergleich: Drei Quadratmeter Serverfläche benötigen so viel Strom wie ein Einfamilienhaus.
Beim geplanten Ausbau muss also zusätzlicher Strom für umgerechnet rund 7000 Einfamilienhäuser bereitgestellt werden. Und noch ein Vergleich: Die Bevölkerung der Stadt Opfikon-Glattbrugg zählt rund 21'000 Menschen. Der zusätzliche Energiebedarf der Zentren entspricht also, bei im Schnitt drei Menschen pro Einfamilienhaus, glatt einer Verdoppelung der Bevölkerung.
Nicht einfach Stromschleudern
Trotz dieses hohen Verbrauchs sind Datenzentren nicht einfach Stromschleudern. Tatsächlich wäre der Stromverbrauch viel höher, wenn all die Daten dezentral auf Computern gespeichert würden. Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Rechenleistung in Zentren an einem Punkt, die Server arbeiten hoch effizient und die anfallende Abwärme wird heute vielfältig genutzt. Die Betreiber der Datenzentren verweisen zudem darauf, dass nur grüner Strom verwendet wird.
Quelle: green.ch
Das unterirdische «Datacenter Zürich-City» von Green in der Stadt Zürich.
Sonderausgabe zur Flughafenregion
Die FRZ Flughafenregion Zürich veröffentlicht im August 2021 gemeinsam mit dem Baublatt eine Sonderausgabe. In Fachbeiträgen werden unter anderem laufende oder geplante Projekte vorgestellt und die aktuelle Situation der Region beleuchtet. Alle Beiträge des Hefts werden in unserem Dossier «Die Flughafenregion Zürich im Fokus» gesammelt.