Kastell Kaiseraugst: Spätrömische Befestigungsmauer wird restauriert
Das Castrum Rauracense in Kaiseraugst gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern der römischen Koloniestadt Augusta Raurica. Die Kastellmauer ist aber in einem prekären Zustand. In einem mehrjährigen Projekt wird diese nun restauriert.
Quelle: Römerstadt Augusta Raurica
Das Castrum Rauracense gehört zu den wichtigsten teilkonservierten, heute noch sichtbaren Baudenkmälern der römischen Koloniestadt Augusta Raurica. Die letzten Restaurierungsarbeiten fanden zwischen 1951 und 1963 statt.
Die Kastellmauer des Castrum Rauracense (Kastell Kaiseraugst) sei ein international bedeutendes Zeugnis der spätrömischen Geschichte der Schweiz, heisst es in einer Mitteilung des Aargauer Departements Bildung, Kultur und Sport von Mittwoch. Die in vielen Abschnitten erhaltene Mauer umgibt den historischen Dorfkern von Kaiseraugst.
Letztmals vor 60 Jahren saniert, ist die Kastellmauer heute aber in einem prekären Zustand. Die bei den Altrestaurierungen verwendeten Materialien seien heute problematisch. So ist der Zement für das antike Mauerwerk viel zu hart, sodass sich über die Jahrzehnte hinweg Spannungsrisse gebildet und Abplatzungen am Zement und an der antiken Bausubstanz ergeben haben.
Durch die schadhaften Oberflächen dringt Regen- und Tauwasser in den Mauerkern ein und führt gesammelt durchs Gefrieren im Winter zu starken Schäden. Auch aus dem Zement gelöste Salze greifen das antike Mauerwerk an. Damit das Bauwerk nicht weiter zerfällt, unternimmt die Aargauer Kantonsarchäologie in einem mehrjährigen Projekt nun eine Gesamtrestaurierung.
Gesamtrestaurierung über fünf Jahre
Die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten finden gemäss Mitteilung von 2024 bis 2029 statt und erfolgen in Zusammenarbeit mit der Römerstadt Augusta Raurica. Die schadhaften Überkronungen der antiken Mauer aus den 1950er-Jahren werden entfernt und die Altrestaurierungen durch neue Mauerpassagen ersetzt.
Dabei kommt ausschliesslich Naturstein und reiner Kalkmörtel zum Einsatz – genauso, wie es in der römischen Epoche üblich war. Weiter erfolgt eine grossflächige Reinigung zur Entfernung der Biopatina, die aus Schmutz, Erde und kleinen Pflanzen besteht. Sämtliche Eingriffe werden laut Mitteilung vor, während und nach der Umsetzung zeichnerisch, fotografisch und mittels Textbeschrieben dokumentiert.
Die Öffentlichkeit soll ausserdem durch Führungen vor Ort und andere Informationsgefässe über den Fortgang der Arbeiten informiert werden. Die Restaurierung schenke der Kastellmauer Kaiseraugst ein zweites Leben und sichere ihr Fortbestehen für die folgenden Generationen. (mgt/pb)
Quelle: Römerstadt Augusta Raurica
Im Rahmen der Gesamtrestaurierung wird die sogenannte Biopatina vom Mauerwerk entfernt. Deutlich ist der frischgereinigte Streifen Mauerwerk an seiner hellen Farbe erkennbar.
Kastell Kaiseraugst
Das Kastell liegt auf dem Gemeindegebiet von Kaiseraugst AG direkt am Rhein. Die Anlage misst in ihrer grössten Ausdehnung 292 x 155 Meter, bedeckt eine Fläche von 3,6 Hektaren und ist damit die grösste spätrömische Befestigung in der Schweiz. Die Errichtung des Kastells erfolgte um 300 n. Chr. und seine Nutzung reichte bis ins 6. Jahrhundert n. Chr.
Laut Quellen hielten sich im Rahmen von Kriegshandlungen und Grenzinspektionen auch die römischen Kaiser Constantius II., Julian und wohl auch Valentinian hier auf. Ein archäologisches Zeugnis, das die Bedeutung des Orts illustriert, ist der Kaiseraugster Silberschatz, der zu den bedeutendsten Kunstobjekten der Schweiz gehört.
Das Castrum Rauracense wurde mit seiner zum Teil noch 4,5 Meter hohen Mauer bereits auf Karten des 18. Jahrhunderts verzeichnet und Mitte des 19. Jahrhunderts als spätrömische Befestigung erkannt. Die ersten archäologischen Untersuchungen erfolgten im 19. und 20. Jahrhundert. Zwischen 1951 und 1963 kam es zu verschiedenen Restaurierungsarbeiten.
Seit 1950 steht das Kastell Kaiseraugst unter dem Schutz der Schweizerischen Eidgenossenschaft und seit 1963 unter kantonalem Schutz.
Quelle: Römerstadt Augusta Raurica
Die Mauer des spätrömischen Kastells Kaiseraugst ist heute zum Teil noch bis 4,5 Meter erhalten. Damit ist sie ein ortsbildendes Element der heutigen Siedlung.
Quelle: Römerstadt Augusta Raurica
Eine Mauerecke des spätrömischen Kastells in schadhaftem Zustand.
Quelle: Römerstadt Augusta Raurica
Das originale Mauerwerk des spätrömischen Kastells ist schadhaft: eine Restaurierung verhindert weiteren Zerfall.