Jengdezhen: Ein Museum für die Porzellan-Hauptstadt
Entfernt erinnert es aus der Vogelperspektive an unterschiedlich grosse Dachziegel: das Kaiserliche Ofenmuseum im chinesischen Jengdezhen. Es erzählt von der Jahrhunderte alten Porzellan-Tradition der Stadt und besteht zum Teil aus rezyklierten Ofenziegeln.
Spätestens seit der Ming-Dynastie gilt Jingdezhen als Porzellan-Hauptstadt Chinas. Damals war Jingdezhen offiziell zur Kaiserlichen Produktionsstätte ernannt worden: Zu den zahlreichen privaten Brennöfen kamen Brennereien unter kaiserlicher Leitung hinzu. Allerdings waren die kostbaren Stücke, die dort geschaffen wurden, nicht nur für China sondern auch für den Export nach Europa bestimmt.
Die Jahrhunderte alte Porzellanproduktion prägt die Stadt bis heute. Sie entwickelte sich mit den Ofenkomplexen, zu denen auch Wohnungen und Ateliers gehörten. Von diesen führten jeweils kleine Gassen zum Chang-Fluss hinunter, damit das Porzellan von dort aus verschifft werden konnte.
Brennöfen fürs Museum
Im historischen Zentrum, in nächster Nähe zu den Überresten der kaiserlichen Ofen, lässt seit Kurzem das Kaiserliche Ofenmuseum aus der Feder des Studios Zhu-Pei die reiche Geschichte des Porzellans wieder aufleben. Die Inspiration dazu fanden die Architekten in althergebrachten Brennöfen: Das Museum besteht aus unterschiedlich grossen und unterschiedlich gekrümmten Backsteingewölben, die zum Teil in die Mauern alter Öfen integriert worden sind, von denen man manche erst während der Bauarbeiten entdeckte.
Die verschiedenen Pavillons beherbergen nebst Ausstellungsräumen etwa ein kleines Auditorium, einen Bücherladen, ein Café und ein Teehaus. Für genügend Licht sorgen jeweils kleine Oberlichter, die ihr Vorbild in den Rauchlöchern der Öfen haben. Zwischen den Pavillons laden fünf versunkene Höfe zum Verweilen. Jeder symbolisiert jeweils ein Element der chinesischen Fünf-Elemente-Lehre: Gold, Holz, Wasser, Feuer und Erde.
Recyling mit Tradition
Für den Bau sind sowohl alte Ofenziegel rezykliert, aber auch neue Steine verwendet worden. Damit spiegelt das Museum eine Tradition wider: Weil Ziegelöfen alle zwei oder drei Jahre neu gebaut werden müssen, da ihre Wärmeleistung mit steigenden Gebrauch sinkt, verwendete man die ausgedienten Ziegel jeweils für den Bau von Gebäuden. Zeitweise bestand beinahe ganz Jingdezhen aus wiederverwerteten Ofensteinen. Laut den Architekten bilden die Ziegel damit das Lebenselixier der Stadt. Und schliesslich waren die Ziegel mehr als Baumaterial: An eisigen Wintertagen packten die Kinder einen warmen Ziegelstein in die Schultasche und hielten sich so warm. (mai)