Fünf Länder planen Wasserstoffkorridor von Nordafrika nach Europa
Dereinst soll Wasserstoff durch umgerüstete Erdgaspipelines von Nordafrika nach Europa strömen. Am Projekt beteiligte Staaten unterzeichneten eine Absichtserklärung zur Entwicklung des sogenannten südlichen Wasserstoffkorridors.
Quelle: Wikimedia – Majdi Abu Lebbeh – eigenes Werk
In Nordafrika liesse sich mit weitläufigen Solaranlagen Wasserstoff produzieren und nach Europa leiten. Bild: Die Solaranlage Shams Ma'an deckt rund ein Prozent des Strombedarf von Jordanien.
Eine hohe Anzahl von Sonnentagen im Jahr, ausgedehnte verfügbare Flächen sowie die Nähe zu Europa, wo ein grosser Energiebedarf besteht. Am Nordrand des afrikanischen Kontinents sind die Bedingungen in mehreren Ländern auf ideale Weise erfüllt für die Produktion und den Export von nachhaltiger Energie. Daher wollen Deutschland, Algerien, Italien, Österreich sowie Tunesien den Aufbau eines Wasserstoff-Importkorridors aus Nordafrika nach Europa weiter vorantreiben. Die fünf an dem Projekt beteiligten Staaten unterzeichneten in Rom eine Absichtserklärung zur Entwicklung des sogenannten südlichen Wasserstoffkorridors, wie das Wirtschaftsministerium in Berlin mitteilte.
Bestehende Erdgaspipelines in Europa umrüsten
Über den Südkorridor soll dereinst über lange Leitungen grüner Wasserstoff aus Nordafrika über Italien bis nach Österreich und Süddeutschland gelangen. Ende Mai hatten sich bereits Deutschland, Österreich und Italien in einer gemeinsamen Erklärung zur Unterstützung des Projekts verpflichtet. Nun wurden auch Algerien und Tunesien in Nordafrika offiziell in das Projekt einbezogen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wird der Korridor eine Länge von rund 3500 bis 4000 Kilometern haben. Der europäische Teil des Südkorridors soll eine Länge von 3250 Kilometern haben und zu 60 bis 70 Prozent aus umgerüsteten Erdgaspipelines bestehen, hiess es in einer Mitteilung weiter. «Der südliche Wasserstoffkorridor ist eines der grössten und bedeutendsten erneuerbaren Energieprojekte unserer Zeit», sagte Wirtschaftsstaatssekretär Philipp Nimmermann nach der Unterzeichnung. Mit dem Korridor könne das «immense Potenzial Nordafrikas für erneuerbare Energien» genutzt werden.
Für beide nordafrikanischen Länder wäre die Produktion von Wasserstoff mit mehreren Vorteilen verbunden. Algerien könnte neben dem Erdölsektor zusätzliche Einnahmen generieren und Tunesien die Abhängigkeit von Tourismusgeschäft reduzieren. Und durch das Engagement würden in den nordafrikanischen Ländern zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, etwa beim Bau und bei der Wartung der Anlagen. Solarenergie dient dazu, mittels Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. (awp sda dpa / sts)