10:28 BAUPROJEKTE

Eine Brücke, die maximal CO2-reduziert ist?

Teaserbild-Quelle: zvg, Holcim

Im Holcim-Werk in Hüntwangen steht eine Brücke, die maximal CO2-reduziert sein soll. Möglich machen dies klinkerfreier Zement und  vorgespannte Carbonfasern. Die «Bridge to the Future» ist ein gemeinsames Projekt von Holcim, der ZHAW und der CPC AG.

Locarbo-Brücke in Holcim-Werk Hüntwangen

Quelle: zvg, Holcim

Die Plattform für die Entgegennahme von Aushubmaterial steht im Holcim-Werk in Hüntwangen.

Die filigrane Plattform dient zur Annahme von Aushubmaterial im Werk und sei wegweisend für die Zukunft des innovativen Bauens, wie Holcim am Montag mitteilte. Der Zementkonzern entwickelte für das Projekt nach eigenen Angaben einen massgeschneiderten Beton, für den erstmals ein klinkerfreier Zement mit Namen «Locarbo» eingesetzt wurde. Dieser weist laut Holcim im Vergleich zu herkömmlichem Zement 63 Prozent weniger CO2-Emissionen auf.

Aus «Locarbo» und einer aufbereiteten Gesteinskörnung aus Rückbauprojekten entwickelte das Unternehmen einen hochfesten Recyclingbeton. Die rezyklierte Gesteinskörnung wurde laut Mitteilung vor ihrer Verwendung künstlich karbonatisiert, um deren CO2-Bindevermögen auszunutzen. Der CO2-Fussabdruck des Betons konnte dadurch von typischerweise über 210 Kilogramm CO2/m3 auf 138 Kilogramm CO2/m3 deutlich reduziert werden. 

CO2-Fussabdruck um 75 Prozent reduziert

Mithilfe der CPC-Technologie wurden aus dem hochfesten Beton anschliessend filigrane, sechs Zentimeter dicke, hoch belastbare Betonplatten hergestellt, die mit dünnen vorgespannten Carbondrähten bewehrt sind. Da Carbon eine sehr hohe Zugfestigkeit aufweise und nicht korrodiert, könne hierbei auf Korrosionsschutz, wie er im klassischen Stahlbetonbau erforderlich ist, verzichtet werden. Auf diese Weise könnten tragfähige, dünne und langlebige Betonplatten hergestellt werden, heisst es weiter. 

Bau der Locarbo-Brücke im Holcim-Werk Hüntwangen

Quelle: ZHAW

Die vorgefertigten Elemente wurden vor Ort zusammengefügt.

Mit den CPC-Platten seien Materialeinsparungen von rund 75 Prozent möglich, erklärt Micha Brunner, Geschäftsleitungsmitglied bei der CPC AG, in der Mitteilung. In Kombination mit dem Zement «Locarbo» gelinge diese Reduktion auch beim CO2-Fussabdruck, der im Vergleich zur traditionellen Stahlbetonbauweise um mehr als 75 Prozent reduziert sei. 

Die Kompetenz von Holcim hinsichtlich Materialisierung und jene der CPC hinsichtlich Entwurf und Design mit vorgespannter Carbonfaserbewehrung hätten sich ideal ergänzt und dieses Bauwerk ermöglicht, wie Kerstin Wassmann, technische Leiterin des Projekts, festhält. Holcim hat sich laut Mitteilung inzwischen an der CPC AG beteiligt. 

Traglastversuche bei der ZHAW

Die Entwicklung der CPC-Bauweise wird von der Fachgruppe Faserverbundkonstruktionen FVK der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Rahmen eines Innosuisse-Projekts unterstützt. Für die «Bridge of the Future» in Hüntwangen erarbeitete die FVK mittels Machbarkeits- und Traglastversuchen die ingenieurtechnischen Bedingungen für die Herstellung der Platten sowie die materialtechnischen Grundlagendaten für die statische Dimensionierung der Brücke. 

Die FVK interessiere sich für die Entwicklung neuer, wirtschaftlicher Produkte für das Bauwesen, so Prof. Josef Kurath, Schwerpunktleiter der Fachgruppe. Das Brückenprojekt sei für das Team ein Highlight, da die einzelnen Materialeigenschaften auf einmalige Art widergespiegelt und optimal ausgenutzt würden. (mgt/pb) 

Bau der Locarbo-Brücke bei der ZHAW

Quelle: ZHAW

Die einzelnen Platten wurden zusammengefügt und mit einem Vergussmörtel verbunden.

Locarbo-Brücke in Holcim-Werk Hüntwangen

Quelle: zvg, Holcim

Das Bauwerk gehört laut Holcim zu den klimafreundlichsten, bewehrten Betonbauwerken weltweit.

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