Diese Bauprojekte beschäftigen den Kanton St. Gallen 2023
Das Anwesen von Roger Federer in Rapperswil-Jona nimmt nach langen Verzögerungen Gestalt an. Derweil wird das Siegerprojekt für den neuen HSG-Campus widerrufen und auf dem ehemaligen Stadtsägeareal in St. Gallen entsteht ein Wohnquartier.
Quelle: Kanton St. Gallen
Visualisierung des Projekts «Haus im Park», das 2021 den Architekturwettbewerb für den neuen Campus gewonnen hatte.
Siegerprojekt für neuen HSG-Campus wird widerrufen
St. Gallen – Der 2021 aus einem Architekturwettbewerb als Siegerprojekt gekürte Entwurf «Haus im Park» für den neuen Campus der Universität St. Gallen (HSG) wird widerrufen. Wie der Kanton Ende September überraschend mitteilte, hatte sich das Projekt für den 207 Millionen Franken teuren «Campus Platztor» in den letzten zwei Jahren nicht zu-friedenstellend weiterentwickelt. Das damalige Siegerprojekt hätte ursprünglich bereits Defizite bei der Fassadengestaltung, der Geschosshöhe und den Grundrissen aufgewiesen. «Diese Defizite hätten durch das zuständige Architekturbüro behoben werden sollen.» Dies ist laut Kanton aber nicht gelungen. Inzwischen habe das Projekt, das einen sechsstöckigen Neubau vorsah, im Vergleich zum Wettbewerbsentwurf stark an räumlichen und gestalterischen Qualitäten verloren. Es bestünden Zweifel, ob sich die Mängel nach zwei Jahren Arbeit noch beheben liessen.
Hintergrund davon ist eine im
Juni 2023 in Auftrag gegebene Prüfung durch das zuständige Preisgericht. Noch
im Herbst soll bei der Regierung eine Neuausschreibung beantragt werden. Eine
solche könnte gemäss Mitteilung voraussichtlich Mitte 2024 starten. Ein
Baubeginn wäre 2028 möglich, die Fertigstellung voraussichtlich 2031. Damit
kommt es zu einer Verzögerung von zwei Jahren. Die HSG steht hinter dem
Widerruf und der Neuausschreibung. Die St. Galler Stimmberechtigten
bewilligten 2019 einen 160-Millionen-Kredit für das Campusprojekt. Die Kosten
für die bisherige Planung und die beabsichtigte Neuausschreibung belaufen sich laut
Kanton auf 2,5 Millionen Franken, was rund 1,5 Prozent der Baukosten
entspricht. Der Kanton kann den Kredit nach eigenen Angaben aber trotzdem
einhalten.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: Raumgleiter AG
Visualisierung zum Projekt «Stadtsägi» in St. Gallen.
Vom Sägewerk zum Wohnquartier in St. Gallen
St. Gallen – Mit dem Projekt «Lebensraum Stadtsägi» entsteht auf dem rund 12 260 Quadratmetern grossen ehemaligen Stadtsägeareal in St. Gallen ein neues Quartier mit 188 Wohnungen sowie Gewerbe- und Gastroflächen. Kostenpunkt: 50 Millionen Franken. Konkret entstehen mit dem Projekt neun Gebäude in Holzbauweise, ein zentraler «Sägiplatz», der als Herzstück des Quartiers dient und von öffentlichen Erdgeschossnutzungen umgeben ist, sowie mit der «Sägigass» ein parkähnlicher Grünraum, der die Neubauten umfliesst. 7700 Quadratmeter sind für Wohnen, 800 Quadratmeter für Gewerbenutzungen vorgesehen.
Grundstückseigentümerin ist die Ortsbürgergemeinde St. Gallen, die für das Projekt mit der Berner Versicherungsgesellschaft Previs Vorsorge einen Baurechtsvertrag unterzeichnet hat. Die Projektierung, Ausführungsplanung und Realisierung erfolgen durch die Halter AG als Totalunternehmen. Die Neubauten sollen nach den Kriterien des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) erstellt werden. Die Energieversorgung erfolgt durch die auf dem Areal bestehende Nahwärmezentrale der Ortsbürgergemeinde, die mit lokalen Holzschnitzeln gespiesen und in die Überbauung integriert wird. Seit Juli liegt die Baubewilligung für das Wohnprojekt vor. Die Bauarbeiten sollen im Oktober starten. Die Fertigstellung ist für August 2025 vorgesehen.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: PD
Visualisierung: So soll sich der St. Galler Bilbliotheksneubau dereinst präsentieren.
Ein Bibliotheksneubau mit mehr Grün
St. Gallen – Seit über zwei Jahren steht mit dem Entwurf «Doppeldecker» des Berliner Architekturbüros Volker Staab der Gewinner des Architekturwettbewerbs um den St. Galler Bibliotheksneubau fest. Der Neubau in Polygonform soll neben dem Marktplatz direkt an das alte Union-Gebäude angebaut, die Kantons- und Stadtbibliothek, die sich aktuell auf vier Standorte verteilen, künftig unter einem Dach vereinen. Im Juni 2021 kündigte das Baudepartement architektonische Nachbesserungen und bessere Visualisierungen an. Diesen Juni präsentierten Kanton und Stadt denn auch die neuen Renderings, die nun vor allem grüner sind und eine «lebhaftere und fröhlichere Stimmung» vermitteln sollen.
Neben dem eigentlichen Neubau braucht es aber auch neue Grundlagen für den künftigen Bibliotheksbetrieb. Stadt und Kanton haben deshalb das Betriebskonzept erarbeitet und im Oktober in die Vernehmlassung geschickt – noch bis zum 24. November können sich Interessierte dazu äussern. Aus dem Betriebskonzept geht zudem hervor, dass der Neubau rund 4,5 Millionen Franken teurer wird. Die Bau-kosten belaufen sich somit auf 141,5 Millionen Franken. Als Grund dafür wird die Teuerung angeführt. Ob der Bibliotheksneubau aber tatsächlich gebaut wird, wird sich erst bei den Volksabstimmungen zeigen. Und bis dahin ist noch viel Zeit – die Termine sind für 2025 angesetzt. Widerstand gegen das Projekt zeichnet sich aber jetzt bereits ab. Der Tenor: Was haben Einwohner ausserhalb der Kantonshauptstadt vom teuren Bibliotheksneubau?
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: PD
Visualisierung der Überbauung «Wolfganghof» in St. Gallen.
135 Wohnungen für Singles und Senioren
St. Gallen – Sieben Jahre wurde geplant, seit diesem Februar wird gebaut: Das bestehende Quartier «Wolfganghof» der St. Galler Pensionskasse wird im Zuge einer Überbauung um fünf Haupthäuser und vier Nebenbauten ergänzt. Insgesamt entstehen mit dem Projekt 132 neue Wohnungen mit Fokus auf Singles oder Senioren, die das Mietangebot der Siedlung komplettieren sollen. 117 der Wohnungen werden so etwa als kleinere Einheiten realisiert, da es im Wolfganghof bislang vor allem auf Familien ausgerichtete, grosse Wohnungen gab. Bei der Planung wurde laut der Pensionskasse bewusst auf die Bedürfnisse älterer Menschen geachtet. Vor diesem Hintergrund soll die neue Bebauung unter anderem durch Lifte, Storen mit Elektroantrieb sowie schwellenlose Duschen barrierefreies und selbstständiges Wohnen im Alter ermöglichen.
Neben den Wohnungen entstehen zudem 805 Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche sowie 93 Tiefgaragen- und 206 Veloabstellplätze. Solaranlagen auf den Dächern sollen ausserdem Strom produzieren, der unter Vorzugskonditionen an die Mieter weitergegeben wird. Die Bauten werden laut Projektwebseite mit einem energieeffizienten Zweischalen-Mauerwerk mit Backsteinfassaden realisiert und an die Fernwärmeversorgung der Stadt St. Gallen angeschlossen. Rund 65 Millionen Franken investiert die Pensionskasse in die Siedlungs-erweiterung. Die Bauarbeiten sind bereits im Februar gestartet. Gebaut wird nach dem Standard Nachhal-tiges Bauen Schweiz (SNBS). Der Bezug der Mietwohnungen ist ab Ende 2025 geplant.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: Walter Zoo
Luftaufnahme des Walter Zoos von 2022.
20-Millionen-Parkgarage für Walter-Zoo in Gossau
Gossau – Mit 300000 Besuchern konnte der Walter-Zoo in Gossau im Jahr 2022 ein Rekordergebnis erzielen. Doch der Andrang birgt auch ein Problem: Der Zoo kämpft seit vielen Jahren mit Parkplatzproblemen, denn der aktuelle Parkplatz fasst gerade mal 145 Autos. In 80 Prozent der Zeit genügten diese Parkplätze nicht, wie Karin Federer, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Walter-Zoo AG gegenüber dem «Tagblatt» sagte. Für die Geschäftsleitung ist klar, dass die Besucherinfrastruktur verbessert weden muss. Vor rund fünf Jahren konnte der Zoo nach langen Verhandlungen zwei insgesamt rund 33000 Quadratmeter grosse Grundstücke südlich und nördlich der bestehenden Anlage kaufen. Im Süden soll neben dem heutigen Parkplatz für rund 20 Millionen Franken nun ein neuer Eingangsbereich mit einer mehrstöckigen Tiefgarage mit bis zu 475 Parkplätzen realisiert werden.
Die Garage ist dabei nur eines von mehreren Projekten, die gemäss dem Masterplan 2040 des Walter Zoos in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. Alte Tieranlagen sollen so etwa etappenweise rückgebaut, verbessert oder umgenutzt werden. Zudem soll die Besucherinfrastruktur heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Für die Ausbaupläne des Zoos müssen die Grundstücke von der Landwirtschaftszone in die Intensiverholungszone umgezont werden. Im Juli hiess das Stadtparlament den entsprechenden «Teilzonenplan Walter Zoo» gut. Die Geschäftsleitung hofft, dass die Tiefgarage in ein paar Jahren, spätestens in zehn Jahren, betriebsbereit ist.
www.walterzoo.ch – www.stadtgossau.ch
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: Pascale Boschung
Auf diesem Anwesen am Zürichsee, mit Blick auf Rapperswil-Jona wird sich bald Tennislegende Roger Federer niederlassen.
Das Federer-Dorf in Rapperswil-Jona ist bald komplett
Rapperswil-Jona – Gleich sechs Häuser baut Roger Federer auf seinem über 16 000 Quadratmeter grossen Anwesen in Kempraten bei Rapperswil-Jona. Knapp fünf Jahre nach Baubeginn nimmt die Baustelle für das «Federer-Dorf» richtig Formen an – der Rohbau der ein- bis zweistöckigen Gebäude ist mehrheitlich fertig. Doch bis hierhin war es ein langer Weg, immer wieder verzögerten diverse Einsprachen die Bauarbeiten. Nun könnte sich diese Geschichte noch einmal wiederholen, denn das siebte Gebäude ist noch nicht gebaut: das Bootshaus.
Geplant ist ein 75 Quadratmeter grosser Bau mit einem 20 Meter langen Steg, Mauern und Schüttungen. Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hatte im August grünes Licht für das Häuschen gegeben. Bei der öffentlichen Auflage im September gingen aber erneut mehrere Einsprachen ein. Eine davon stammt vom Verein Rives Publiques, der sich in der Schweiz für öffentlich zugängliche Uferwege einsetzt. Präsident Victor von Wartburg begründete den Widerstand gegenüber dem «Blick» mit einem pendenten Projekt nach einem Seeuferweg von Kempraten SG nach Feldbach ZH. Die Forderung: Federer sollte so lange auf den Bau verzichten, bis der Seeuferweg verwirklicht sei.
Doch die Einsprache des Vereins ist möglicherweise gar nicht gültig, da dieser nicht zu den Organisationen gehört, die in der Schweiz laut Verbandsbeschwerderecht einspracheberechtigt sind. Darüber hinaus hat die Gewässerschutzorganisation Aqua Viva – die einspracheberechtigt wäre – kein Interesse an einem erneuten Rekurs, wie sie gegenüber der «Südostschweiz» erklärte. Die Organisation hatte bereits 2020 mit einem Rekurs in Zusammenhang mit dem Bootshaus die Sistierung des Verfahrens erwirkt. Und dem damals angebrachten Mangel nach einer fehlenden Altlastsanierung wurde nun Rechnung getragen. Damit dürfte dem geplanten Bootshaus als Abschluss vom Federer-Anwesen bald nichts mehr im Wege stehen.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: Pascale Boschung
Sechs Gebäude werden auf dem Federer-Anwesen gebaut. Das siebte fehlt noch: Das Bootshaus.