Der Benjakitti Forest Park in Bangkok ist auch ein Schwamm
Im Zentrum von Bangkok wandelte sich ein ehemaliges Fabrikareal zur üppigen Parklandschaft: Der Benjakitti Forest Park grünt auch während der Trockenzeit, denn er saugt zur Monsoonsaison das Regenwasser im Gegensatz zu anderen Gebieten der von Überschwemmungen bedrohten Stadt wie ein Schwamm auf.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Üppig wuchernde Natur, umgeben von Wolkenkratzern: Der Benjakitti Forest Park befindet sich im Zentrum von Bangkok.
Mit über zehn Millionen Einwohnern ist Bangkok die grösste Stadt Thailands. Grosse Teile der Megacity befinden sich auf einem ehemaligen Sumpfgebiet, das im Laufe der Jahrhunderte trockengelegt worden ist. Dennoch kämpft die Stadt am Chao-Phraya-Flussdelta vor allem wegen des Wassers mit besonderen Herausforderungen: Ihr Grund sinkt jährlich um rund einen Zentimeter. Die Ursache dafür liegt in der intensiven Grundwasserentnahme. Denn wo einst Wasser war, ist nun Luft und damit sackt der Boden nach und nach in sich zusammen. Im Zuge der Klimaerwärmung steigt parallel dazu das Überschwemmungsrisiko stark an, nicht nur wegen der tiefen Lage der Stadt und der heftigen Regengüsse in der Monsoonzeit, sondern auch wegen des zum Teil unzureichenden Entwässerungssystems, das in der Regenzeit an den Anschlag kommt. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr beträgt hier 1500 Millimeter.
Besonders heftig von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht worden ist Bangkok im Sommer letzten Jahres. Der im Zentrum gelegene Benjakitti Forest Park aus der Feder des Pekinger Landschaftsarchitekturbüros Turenscape konnte laut seinen Schöpfern den Wassermassen jedoch widerstehen. Die grüne Lunge umfasst eine Fläche von 42,3 Hektaren und liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakfabrik. Vor rund zwei Jahren eröffnet, ist die mittlerweile üppig wuchernde Landschaft schnell zum beliebten Ziel für Erholungssuchende geworden. Verwunschene Wasserlandschaften, Spazierstege und ein Baumwipfelpfad laden zum Verweilen und Flanieren ein.
Fabrikareal und die Bäume erhalten
Das Projekt war anspruchsvoll: Die Stadt wollte mit dem Park ein vielfältiges Ökosystem schaffen. Dieses sollte das Regenwasser aufnehmen können, ohne dass der Park überschwemmt wird. Gleichzeitig sollte es das verschmutzte Wasser auf natürliche Weise reinigen, damit sich dieses für den Park wiederverwenden lässt. Auch die Lage und der Bau selbst boten einige Herausforderungen: So wird das Areal im Norden von einem von Abwässern verschmutzte Kanal begrenzt und das Budget für das Projekt war mit 20 Dollar pro Quadratmeter relativ beschränkt. Des Weiteren sollte die Anlage innerhalb von 18 Monaten fertig gestellt sein. Zudem stand das Projekt unter der Leitung der Armee, die laut den Landschaftsarchitekten über «sehr wenig Erfahrung und Kenntnisse im Bereich der Landschaftsgestaltung» verfügte.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Mit Hilfe eines Baggers wurden die Inselchen angelegt.
Gelöst hat haben sie die komplexe Aufgabe, indem sie vor allem auf Umnutzung und Recycling setzten. Und sie entwarfen die Parklandschaft so, dass es für ihre Realisierung lediglich einen Bagger brauchte, wie es in der Dokumentation zum Projekt heisst. Dies reduziere die Abhängigkeit von den Fähigkeiten der Arbeiter und mache den Einsatz der Armee machbar.
So wurde versucht, möglichst viel vom Fabrikareal zu erhalten und in das Projekt zu integrieren. Das heisst, die bereits bestehenden Bäume wurden stehen gelassen. Die Strassen, die über das Gelände führten, funktionierte man zum Velo- und zum Spazierweg um. Und für das von der Stadt geforderte Sportzentrum sowie für das Museum wurden keine Neubauten erstellt, sondern ehemalige Fabrikgebäude umgenutzt.
Ausserdem verwendete man den bei den Rückbauarbeiten
angefallenen Betonschutt wieder, ebenso den Aushub: für die vier kleine
Feuchtgebiete oder vielmehr für den Bau ihrer zahllosen Inselchen. Die
Feuchtgebiete bestehen aus zwei Ebenen, einem tieferen Kernbereich und
einer terrassierten, flachen Uferzone. Diese ist so angelegt, dass sie
mit einem zusätzlichen Feuchtgebiet verbunden ist, das der
Wasseraufbereitung dient und das verunreinigte Wasser aus dem Kanal im
Norden der Anlage filtert, damit es in der Trockenzeit den übrigen
Feuchtgebieten zugute kommen kann.
Parklandschaft mit 200’000 Kubikmetern Regenwasser
Mit dem Park ist der einst stark versiegelte Boden zur Schwammlandschaft geworden: Laut den Landschaftsarchitekten kann der Benjakitti Forest Park während der Monsoonzeit bis zu 200’000 Kubikmeter Regenwasser aufnehmen. «Die derart kultivierte Landschaft verwandelt den ansonsten harten Lehmboden in einen feuchten und schwammartigen Lebensraum, in dem sich eine reichhaltige einheimische Lebensgemeinschaft ansiedeln kann», schreiben sie. In der Trockenzeit brauche es damit nicht einmal ein Minimum an Bewässerung oder Pflege. (mai)
Quelle: pierrick
Der Benjakitti Forest Park aus der Vogelpersperktive.
Quelle: pierrick
Die Fabrikgebäude wurden umgenutzt und mit grosszügigen Oberlichtern versehen.
Quelle: pierrick
Neben Wegen, die sich durch und über die Feuchtgebiete schlängeln, bietet der Park auch viel Platz zum Verweilen.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Aussichtsplattformen bieten Ausblicke auf die tiefgrüne Umgebung.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
In den Feuchtgebieten des Parks gedeihen Lotusblumen.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Stege führen zwischen den Inselchen hindurch.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Der Benjakitti Forest Park lädt zum Verweilen und zum Picknicken.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Ein erhöhter Steg bietet Aussicht in die Baumkronen.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Der Park konstrastiert mit seiner Umgebung.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Das Areal vor dem Umbau.
Quelle: Turenscape&Arsomsilp
Plan.