Denkmalschutz: Verliert das Salk Institute sein Gesicht?
Es ist eine Architekturikone: das Salk Institute aus der Feder von Louis Kahn in San Diego. Dennoch verliert es mit einem Erweiterungsprojekt sein Wahrzeichen, der Platz zwischen den beiden Flügeln mit der schnurgeraden Wasserrinne wird überdacht.
Das Sallk Institut im Video von Chang Kyun Kim.
Er erinnert entfernt an eine Tempelanlage: der Campus des Salk Institute in La Jolla, einem Stadtteil von San Diego. 1963 vom Entwickler des Polio-Impfstoffs Jonathan Salk gegründet, gilt das Institut als Kaderschmiede für Biowissenschaftler. Mit dem Institut wollte Salk einen Ort schaffen, an dem die Besten ihres Fachs ungestört forschen und arbeiten können. Salk ging es dabei vor allem Molekular- und Pflanzenbiologie sowie um Neurowissenschaften und Genetik. Als geeigneten Ort hatte er ein Stück Land direkt an der Pazifikküste in La Jolla ausersehen, das die Stadt San Diego schliesslich dem Wissenschaftler zur Verfügung stellte.
Mit der Architektur seines idealen Forschungscampus‘
beauftragte Salk Louis Kahn, der das Projekt zusammen mit dem Bauingenieur und
Betonexperten August E. Komendant entwickelte. So ist denn auch Sichtbeton eines
der augenfälligsten Merkmale der Anlage – nebst ihrer Symmetrie.
Zwischen den Flügeln mit Forschungseinrichtungen und Wohnbereichen befindet sich ein Innenhof, den eine schnurgerade, mittig verlaufende Wasserrinne unterteilt und der eine beinahe meditative Aussicht auf das Meer bietet. Damit zieht das Salk Institute nicht nur Wissenschaftler an, sondern auch die Architekturinteressierte. Davon erzählen auch die über 21‘000 Einträge unter dem Hashtag Salkinstitute auf Instagram – viele Bilder zeigen die Architektur und vor allem den Blick auf den Pazifik über den Platz mit der Wasserrinne.
Keine freie Sicht auf den Pazifik mehr
Doch mit der uneingeschränkten Sicht aufs Meer und der Weite
des Himmels wird es bald vorbei sein. Die beiden Flügel werden aufgestockt mit
einem Dach verbunden, der auf diese Weise entstandene Raum wird verglast.
Quelle: Codera23. eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Himmel, Meer und Beton: die Noch-Freie Sicht auf den Pazifik vom Salk Institute.
Immerhin
weist das Dach dort, wo es über dem Wasserlauf liegt, einen Spalt auf. Die
Ausbaupläne – ein erstes Projekt war bereits 2008 der Öffentlichkeit
präsentiert worden, allerdings mit geschlossenen Dach – sorgten für Diskussionen
und stiessen auf Widerstand. Zumal die Stadt die Anlage 1991 in ihrem Register
der historischer Sehenswürdigkeiten listet und Kalifornien das Areal des Instituts
für das National Register of Historic Places vorgesehen hat – aufgenommen ist
das Salk Institut darin aber noch nicht.
Es sei als ob man Stonehenge mit einem doppelten Lattenzaun umgeben würde, zitierte die Onlineausgabe des San Diego Reader (hier geht’s zum Artikel und zur Visualisierung) einen Kritiker des Projektes. Wie das Newsportal weiter berichtet, hatte Architekt Charles Kaminski Einsprache bei der Planungskommission erhoben, weil seiner Ansicht das Bauvorhaben die historische Bausubstanz zerstört. Es geht ihm vor allem um den Hof, der seinen Charakter verliert. Laut Kaminsiki „fliesst die USA als Kontinent durch das Areal, in den Himmel hinaus und zum Ozean hin." Die Ost-West-Achse sei das wichtigste Element der Anlage und werde nun durch Details, die den Lichteinfall und die Aussicht stören, beeinträchtigt. – Um den Ausbau an sich geht es dabei nicht; zumal das Institut schon länger an Kapazitätsgrenzen stösst und zusätzlichen Raum braucht.
Forschung hat mehr Gewicht als Denkmalschutz
Der Kaminski ist nicht alleine mit seiner Kritik. Wie der San Diego Reader weiter berichtet, teilt sie die Denkmalschutzorganisation Save Our Heritage Organization: Man lehne den verglasten Hof weiterhin entschieden ab und sei der Meinung, dass er dem Beispiel des Salk-Gebäudes folgen sollte.
Derweil gewichtet man am Salk Institut die Bedürfnisse der Forschung höher als jene des Denkmalschutzes. Der San Diego Reader zitiert dazu den Leiter der Abteilung Einrichtungen und Planung des Instituts: Man habe die maximale Kapazität erreicht und müsse den Ausbau des Masterplans vorantreiben. (mai)