Baubewilligung für Schutz der Pfahlbaufundstelle im Inkwilersee erteilt
Der Regierungsstatthalter des Verwaltungskreises Oberaargau hat dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern die Baubewilligung für die Sicherung der Pfahlbaufundstelle auf der grossen Insel im Inkwilersee erteilt. Einsprachen gegen das Projekt hat es abgewiesen.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Carlos Pinto
Die grosse Insel im Inkwilersee. Die hier liegenden Siedlungsreste der Pfahlbauten sind 3000 bis 5500 Jahre alt und weitgehend unerforscht. Die Insel ist zudem Teil des Unesco-Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen».
Die grosse Insel im Inkwilersee ist eine geschützte archäologische Fundstelle auf der Grenze der Kantone Bern und Solothurn. Sie liegt je zur Hälfte auf dem Gebiet der Gemeinden Bolken SO und Inkwil BE und ist zugleich auch ein Naturschutzgebiet. Die dort liegenden Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit sind bislang noch weitgehend unerforscht.
2018 stellten Taucher des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern fest, dass die Fundstelle wegen Grabarbeiten von Bibern, die die Insel als ihren Wohnbau nutzten, in ihrer Substanz gefährdet war. Die Nager hatten sich beim Bau von 14 Tunneleingängen vom Wasser her durch mehrere Lagen von Bauhölzern aus der Bronze- und Jungsteinzeit durchgearbeitet.
Gemeinsam mit den betroffenen Fachstellen beider Kantone wurde daraufhin ein Projekt erarbeitet, mit dem den Bibern das Graben auf der Insel verunmöglicht und gleichzeitig ein Ersatzbau auf der kleinen Insel gebaut werden sollte. Hauptmassnahme ist ein Gitter, das auf dem Boden der Insel und bis zu zehn Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt werden soll.
Sammeleinsprache von Anwohnern
Die Gesamtkosten wurden auf rund 800'000 Franken veranschlagt. Das Bundesamt für Kultur hat einen Betrag von 25 Prozent zugesichert, da es sich bei der archäologischen Fundstelle im Inkwilersee um ein Kulturgut von nationaler, respektive internationaler Bedeutung handelt. Den Rest sollen sich die Kantone Bern und Solothurn je zur Hälfte teilen.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Steffen
Ein Bibergang durchschneidet eine Lage prähistorischer Hölzer im Uferbereich der grossen Insel.
Gegen die Pläne wehrten sich aber Anwohner mit einer Sammeleinsprache. Es sei unverhältnismässig, so viel Geld dafür auszugeben und der Eingriff in die Natur sei zu gross. Zudem werde die Insel so stark zugebaut, dass niemand mehr die Fundstelle anschauen könne. Stattdessen soll diese gescannt und dann für ein Museum nachgebildet werden.
Einsprechern fehlt laut Amt Legitimation
Nun hat das Regierungsstatthalteramt Oberaargau die Baubewilligung für die Sicherung der Pfahlbaufundestelle mit dem Schutzgitter erteilt. Wie das Amt am Donnerstag mitteilte, sei mit dem Bauentscheid zugewartet worden, bis auch das Verfahren im Kanton Solothurn abgeschlossen werden konnte.
Alle Ausnahmebewilligungen – Eingriffe in Ufervegetation, Kantonale Naturschutzgebiete, Lebensräume geschützter Pflanzen, Lebensräume geschützter Tiere sowie Waldrodung mit Ersatzaufforstung – seien erteilt worden. Weiter wurden zwei Einsprecher als «nicht zur Einsprache legitimiert» erachtet. Eine weitere Einsprache wurde im Laufe des Verfahrens zurückgezogen.
Der Gesamtbauentscheid ist noch nicht rechtskräftig. Die Parteien haben nun 30 Tage Zeit, bei der Bau- und Verkehrsdirektion eine Beschwerde einzureichen. (mgt/pb)