Basel-Kleinhüningen: Vom Fischerdorf zum Containerhub
1922 ging am rechten Rheinufer in Basel das Hafenbecken I in Betrieb: Basel-Kleinhüningen wurde damit zum einzigen internationalen Frachthafen der Schweiz. In den 1970ern wickelten die Rheinhäfen zehn Prozent des Güterverkehrs des Landes ab. Ein Rückblick zum 101. Geburtstag – und ein Ausblick auf neue Hafenprojekte.
Quelle: Schweizerische Rheinhäfen, Basel-Kleinhünungen
Das Hafenbecken I kurz vor der Fertigstellung: Die Quaimauer steht, zwei Schaufelbagger vertiefen die Fahrrinne für schwer beladene Frachtschiffe.
Basel ist die einzige Hafenstadt der
Schweiz: Von den hiesigen Rheinhäfen aus wurden letztes Jahr 874'956 Tonnen
Güter ausgeführt; die Zufuhr betrug 3'725'565 Tonnen. Wobei das geringe Mengen
sind, verglichen mit dem Rekordjahr 1974: Damals überschritten die Importe die
Marke von neun Millionen Tonnen. Zu Spitzenzeiten wurde zehn Prozent des
gesamten Schweizer Güterumschlags über die Rheinhäfen abgewickelt. Und auch
wenn die Tonnagen wieder deutlich gesunken sind, bleiben die Häfen für den
Güterverkehr unverzichtbar.
Lange Zeit aber herrschte im Dorf
Kleinhüningen am rechten Rheinufer, bei der Mündung des Flusses Wiese, ein
beschauliches Treiben: Die Menschen lebten von der Landwirtschaft und vom
Fischfang. Und von den Besuchen der Basler Bürger: Diese machten gerne einen
Ausflug ins nahe gelegene, pittoreske Dorf, um in einem der traditionsreichen
Gasthäuser Fisch zu essen.
1908 von Basel eingemeindet
Doch dann kam das 19. Jahrhundert und die Industrialisierung: 1893 begann eine erste Fabrik mit der Herstellung chemischer Produkte; anfangs vor allem Farbstoffe für die weit verbreitete Textilindustrie. Bald kamen weitere Unternehmen dazu, die Basel zu einem Zentrum der chemischen und später pharmazeutischen Industrie machte. Und mit den Arbeitsplätzen wuchs das Dorf: Zwischen 1850 und 1900 verdreifachte sich die Einwohnerzahl Kleinhüningens, das bald auch von einer Tramlinie erschlossen wurde. 1908 schliesslich endet die Geschichte des Dorfes, das zu einem Stadtteil von Basel wurde.
Quelle: Schweizerische Rheinhäfen, Basel-Kleinhünungen
Ganz zu Beginn der Bauarbeiten: Im Fluss wird Erde für das zu errichtende Quai aufgeschüttet.
Wenige Jahre früher, genauer 1903, hatte ein Schifffahrts-Pionier bewiesen, dass der Rhein von Strassburg bis Basel schiffbar und für den Warentransport geeignet ist: Es war der Startschuss für die lokale Rheinschifffahrt und die Geburtsstunde der Hafenstadt Basel. Der allererste Rheinhafen wurde allerdings noch auf der linken Flussseite im Quartier St. Johann in Betrieb genommen. Dieser älteste Hafen wurde indes 2010 rückgebaut. Heute befindet sich auf dem Areal der Novartis Campus; das Ufer wurde zu einer attraktiven Promenade umgestaltet.
Ein Hafen entsteht
In Kleinhüningen aber wurde ab 1919 das Hafenbecken I ausgehoben, das bis heute das Herzstück des Hafens bildet. Aus der Gründerzeit erhalten ist auch der Bernoulli-Silo von 1926: Er hat heute eine öffentliche Aussichtsplattform mit wunderbarem Blick über die Hafenanlagen, die Stadt, und bei guter Sicht auf den Schwarzwald und sogar die Vogesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Hafenbecken II in Betrieb genommen und bis 1970 auf den heutigen Bestand von Silos und Hallen erweitert. Zugleich verschwanden allmählich die alten Dorfhäuser, ebenso die Wiesen und Felder. Kleinhüningen wurde zu einem klassischen Hafenquartier.
Während des Krieges entstanden ein Stück flussaufwärts zudem die Rheinhäfen Birsfelden und Muttenz: Über sie wird bis heute ein Grossteil des Mineralölverbrauchs der Schweiz ins Land eingeführt. Ein weiterer Meilenstein erfolgte Anfang der 1970er Jahre: An beiden Hafenbecken entstanden Container-Terminals, über die heute ein Grossteil des Verkehrs an Stückgut abgewickelt wird. Damit sank zugleich die Anzahl der im Hafen beschäftigten Personen dramatisch.
Quelle: Schweizerische Rheinhäfen
Aus den 1920er Jahren: Das Hafenbecken ist fertig. An seinem inneren Rand entstehen die Hafenbauten, unter anderem der heute noch existierende, 45 Meter hohe Siloturm.
Industrieareal wird Wohngebiet
Doch auch nach all den Veränderungen bleiben die Basler Rheinhäfen unverzichtbar für den internationalen Waren- und Güterverkehr. Und der Hafenbetreiber plant für die Zukunft: Viele der ehemaligen Industrieareale rund um den Hafen, die schon seit längerem leer stehen, sollen in Wohnquartiere umgewandelt werden und stellen für Basel eine wichtige Flächenreserve für die Entwicklung dar.
Im Hafen selbst will die Planungsgesellschaft Gateway Basel Nord ein trimodales Containerterminal errichten, auf dem Gelände des ehemaligen badischen Rangierbahnhofs, den die Deutsche Bahn kaum noch nutzt. Ein ganzes Stück landeinwärts wird dafür bis 2024 und für 130 Millionen Franken das Hafenbecken III aus-gehoben werden, ein 330 Meter langes Becken mit Quaikante. Nach seiner Fertigstellung wird der Hafen Basel-Kleinhüningen pro Jahr 390'000 Container abfertigen können.
Quelle: Schweizerische Rheinhäfen
Blick auf den fertigen Hafen im Hochbetrieb - vermutlich ein Bild aus den 1930er Jahren, eventuell vom Luftfahrtpionier Walter Mittelholzer aufgenommen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fel_004416-RE
Eine Postkarte von 1924: Ein Dampf-Schraubenschlepper, dessen Namen leider nicht lesbar ist, zieht ein Frachtschiff aus dem Hafenbecken hinaus in die Fahrrinne.
Linktipps
Hafenbetreiberin: port-of-switzerland.ch
Planungsgesellschaft Gateway Basel Nord: www.gateway-baselnord.com
Übersicht zu geplanten Projekten: www.hafen-stadt.ch