Bahai-Tempel in Chile: Eine Knospe aus Marmor
Auf den ersten Blick wirkt er wie eine gigantische Knospe: Am Fuss der Anden oberhalb von Santiago de Chile gelegen scheint der Bahai-Tempel aus der Feder des kanadischen Büros Hariri Pontarini Architects aus dem felsigen Grund zu wachsen.
Seine lichtdurchlässige, rund 30 Meter hohe Kuppel setzt sich aus neun geschwungenen, an Blätter erinnernden Marmorelementen zusammen. Werden Versammlungen abgehalten, dringt das Licht nach aussen und bringt das Gebäude bei Dunkelheit zum Leuchten.
Die Architektur werde mit dem Licht zum Leben erweckt, schreiben die Architekten dazu. Das gilt auch für den Innenraum. Hier sorgen Marmor und Glas für viel Licht, stehen dort aber im Kontrast zu Boden und Bänken aus Holz. Mit den Bauarbeiten waren einige Herausforderungen verbunden: Die Region ist stark erdbebengefährdet, überdies verlangte die Religionsgemeinschaft, dass das Gebäude auf einen Betrieb von 400 Jahren angelegt wird.
Haupttempel in Südamerika
Seit der Andachtsort vor rund drei Jahren in Betrieb gegangen ist, hat er 1,4 Millionen Besucher angezogen. Er ist auch der Haupttempel der Bahai-Anhänger in Südamerika ist. Bahais gibt es auf der ganzen Welt, sie glauben an einen einzigen transzendenten Gott und daran, dass alle Religionen gleichwertig sind. Ursprünglich stammt das Bahaitum aus Persien.
Dieses Gedankengut verkörpert der Tempel laut dem Royal Architectural Institute of Canada (RAIC) auf «zeitlose und inspirierende Weise». Er wurde deshalb für den internationalen Architekturpreis nominiert, den das RAIC alle zwei Jahre vergibt. Ob der Tempel auf dem ersten Platz landet, zeigt sich an der offiziellen Verleihung im Oktober in Toronto. (mai)