14:25 BAUPRAXIS

Was braucht es, damit Amphibien im Teich heimisch werden?

Teaserbild-Quelle: Gemeinfrei

Wie viele Teiche braucht es, damit sich Amphibien wohlfühlen? Welche Standorte eignen sich dafür? Und wie müssen sie aussehen? Antworten liefern Fachleute der Eawag, der Eidgenössichen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und  des Informationszentrums der Schweizer Fauna «info fauna karch». Sie haben optimalen Bedingungen für das Leben zwischen Wasser und Land analysiert und bieten Empfehlungen.

Wechselkröte, Kreuzkröte und Glögglifrosch (Illustration)

Quelle: Bruno Dürigen: Deutschlands Amphibien und Reptilien

Die Kreuzkröte (rechts im Bild) kommt in der Schweiz nur noch selten vor und gilt mittlerweile als stark gefährdet. Dies gilt auch für die Geburtshelferkröte oder den Glögglifrosch (oben links). Die Grüne Kröte oder Wechselkröte (vorne links) ist laut Info Fauna ausgestorben. (Illustration aus: Bruno Dürigen: Deutschlands Amphibien und Reptilien. Eine Beschreibung und Schilderung sämmtlicher in Deutschland und den angrenzenden Gebieten vorkommenden Lurche und Kriechthiere. Magdeburg, Creutz'sche Verlagsbuchhandlung 1897)

Geht es um den Schutz von Amphibien sind die häufigsten Fragen mit denen Fachleute aus der Naturschutzpraxis konfrontiert werden, etwa jene, wie viele Teiche es braucht, welche Standorte sich für die kleinen Gewässer eignen und wie Tümpel und Co. aussehen sollen.  «Endlich haben wir ganz konkrete Empfehlungen», sagt Helen Moor, Biologin und Leiterin der Eawag-Forschungsgruppe Ökologische Modellierung. Im Rahmen der Forschungsinitiative «Blau-grüne Biodiversität» hat sie mit Fachleuten der Eawag, der WSL und der «info fauna karch»  nach einfachen Messgrössen und konkreten Empfehlungen gesucht, um so denjenigen, die mit der Planung und dem Aufbau neuer ökologischer Infrastrukturen oder vielmehr dem Bau von Teichen, Instrumente an die Hand zu geben.

«Neue Teiche oder Feuchtgebiete sollten eine Wasserfläche von mindestens 100 Quadratmetern haben»

«Wenn man einen Standort für einen neuen Teich sucht, sollten in einen Umkreis von rund 560 Metern  bereits zwei bis vier Teiche oder Feuchtgebiete vorhanden und von der Art, die man fördern will, besiedelt sein», erklärt Moor. Dann seien die Chancen sehr gross, dass die gewünschten Amphibien in den neuen Teich zuwanderten und ihn auch langfristig als Lebensraum annähmen. «Neue Teiche oder Feuchtgebiete sollten eine Wasserfläche von mindestens 100 Quadratmetern haben», ergänzt Moor. «Dann sind sie gute Laichgebiete für die meisten Amphibien», ergänzt sie. Das können ein grösserer Teich, besser auch mehrere kleine Teiche in unmittelbarer Nähe sein.

Die individuellen Bedürfnisse können jedoch von dieser allgemeinen Empfehlung abweichen: «Unser Sorgenkind, die Kreuzkröte, die in der Schweiz sehr selten geworden ist, fühlt sich in Amphibienlaichgebieten besonders wohl, wenn mehr als 1000 Quadratmetern vorhanden sind», so Moor. Hilfreich für die gefährdete Krötenart sind Flächen, die immer wieder grossflächig überschwemmt werden, im Sommer aber auch wieder austrocknen. Derweil sind für viele Amphibienarten Teiche von Vorteil die gelegentlich austrocknen. Dies, weil  dort Fressfeinde wie Libellenlarven oder Fische nicht überleben. «Neue Teiche sollten so konstruiert werden, dass der Wasserstand schwankt und manchmal auch auf null fällt», sagt Moor. Wo natürliche Grundwasserschwankungen dies nicht zulassen, kann man zum Beispiel Ablassvorrichtungen in einen Teich einbauen.

Offene, leicht bewaldete Umgebung für Kröten und andere Tiere

Ein weiteres wichtiges Kriterium: Die Umgebung der neuen Teiche sollte offen und nicht mehr als ungefähr zu 50 Prozent bewaldet sein, wie Moor erklärt. Wälder sind einerseits wichtige Lebensräume für die Amphibien, sobald sie das Wasser verlassen haben. 

Andererseits brauchen einzelne Arten wie die Geburtshelferkröte in der Nähe des Gewässers sonnige Böschungen mit sandigem, grabbarem Boden, Steinhaufen oder Trockenmauern. Diese Krötenart paart sich an Land bei einer selbstgebauten, feuchtwarmen Wohnhöhle des Männchens. Anschliessend wickeln die Männchen die Gelege oder vielmehr die aneinandergereihten Eier um ihre Hinterbeine und tragen sie erst dann zum Gewässer, wenn die Eier reif sind. Kurz nach dem die Eier mit dem Wasser in Kontakt gekommen sind, schlüpfen die Kaulquappen. Eine vielfältige Landschaft in der Umgebung der Feuchtgebiete ist deshalb für das Leben zwischen Wasser und Land optimal.

Goldfische mögen Froschlaich

«Mit den konkreten Empfehlungen für den Bau von ökologischen Infrastrukturen wie Netzwerken von Teichen wollen wir die Praxis unterstützen, die Vielfalt an Amphibienarten zu fördern», erklärt Moor. Denn auch andere Tiere und Pflanzen profitieren von neuen blau-grünen Lebensräumen, was wiederum die lokale Biodiversität unterstützt.  Ausserdem sind kleine Gewässer relativ einfach zu bauen und können mit wenig Aufwand in intensiv genutzte Landschaften integriert werden: «Ähnlich wie Hecken lassen sich Teiche einfach am Rande von Ackerflächen einfügen», so Moor. «Oder auch im Siedlungsraum in Parks und Gärten. Aber bitte keine Goldfische im Teich! Die lieben den Froschlaich und fressen die Gewässer nur wieder leer.»

Wichtig für die lokale Biodiversität ist zudem, möglichst verschiedene Teichtypen zu bauen, permanent und temporär, von unterschiedlicher Grösse und in unterschiedlicher Umgebung. Denn eine vielfältige Landschaft fördert laut WSL eine vielfältige Artenzusammensetzung und nicht zuletzt auch vielfältige Ökosystemfunktionen für Mensch und Umwelt. (mgt/mai)

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