Ungewöhnliche Architektur: Inszenierte Ruinen und die Schlüpferbude
Arno Brandlhuber macht aus Altbauten, die niemand will, ungewöhnliche Architekturprojekte. Durchdachte, aber flexible Planung, Verhandlungsgeschick gegenüber den zuständigen Behörden und partielle Taubheit für Worte wie «das geht nicht» machen Unerwartetes möglich.
Mit diversen Eitelkeiten seines Berufsstands hat Architekt Arno Brandlhuber wenig am Hut. Die Arbeit mit dem Bestand ist für ihn etwas Selbstverständliches. Da das nicht gerade Mainstream ist, tritt er immer wieder selbst als Bauherr auf, wenn ein Objekt sein Interesse weckt. Gern sind es solche, die niemand sonst auch nur eines zweiten Blickes würdigen würde. Gerade mit ihnen hat er sich unterdessen längst einen Namen gemacht.
Brandlhuber lehrt seit letztem Herbst an der ETH und vertrat mehrfach Deutschland an der Biennale in Venedig. Ein Architekturbüro hat er sowieso. Als unkonventionell denkender und bauender Architekt ist er gern gesehener Gast in Visualisierung: Cornelia Müller ® The Dialogic City Am Rand des Berliner Flughafens Tempelhof sollen nach Brandlhubers Idee einige hundert Wohnungen entstehen. Das Seilziehen mit den Behörden dauert an. den Medien. Vor Kurzem berichtete er im Vitra Design Museum aus seiner Baupraxis. Einen Vortrag über Ruinen und ihre Umnutzung halten – das liess er sich nicht zweimal sagen.
Investorenruine
Schon die Errichtung des Gebäudes in der Brunnenstrasse in Berlin, in dem er sein Architekturbüro hat, hätte Stoff für den kompletten Abend geliefert. Die Brunnenstrasse mäandriert zwischen Subkultur, Investoren und hipper Kreativindustrie. Prompt nannte der «Tagesspiegel» Brandlhubers Bau «einen Beitrag zur Deeskalation ». Auf dem eigentlich gut gelegenen Grundstück, einer Investorenruine aus den 90er-Jahren, gab es Müll, einen seit Jahren mit Wasser vollgelaufenen Keller und zwei Drittel der Bodenplatte des Erdgeschosses. Danach war den Investoren schon das Geld ausgegangen. Brandlhubers Bankberater musste erst überzeugt werden. Er beugte sich, als Brandlhuber versprach, er müsse sich nur um die Finanzierung all dessen kümmern, was oberhalb des Kellers liege.
