10:12 BAUPRAXIS

«Topiaria Helvetica»: Wenn der Wandel in den Gärten blüht und grünt

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: Atle Mo, Unsplash

Gärten sind nicht nur wegen der Jahreszeiten vom Wandel geprägt, sondern auch von veränderten Ansprüchen derjenigen, die sie nutzen und vom sich verändernden Umgang mit der Natur. Darum geht es in der aktuellen Ausgabe der «Topiaria Helvetica» der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenbaukultur.

BAZ_132354

Quelle: Hana Gebrüder Gerrit Anton & Willem Elias, Baugeschichtliches Archiv

Das Zürichhorn zwischen 1890 und 1900, heute ist der Baumbestand dichter und höher, zudem befindet sich in der Nähe das Casino Zürichhorn. - Auch damals suchte die Zürcher Bevölkerung Erholung am See.

Einst war das Zürichhorn eine verwunschene Auenlandschaft mit Schilfbeständen und mächtigen Weiden. Im 13. Jahrhundert siedelte sich hier ein Dominikanerinnenkloster an, das aber nach wenigen Jahrzehnten in die Stadt zog. Während des 18. Jahrhunderts nutzte die Gemeinde Riesbach den Flecken als Festplatz und veranstaltete auch Schiessübungen. 1879 wurde der beim Zürichhorn in den See mündende Wildbach kanalisiert und verlegt, weil er immer wieder über die Ufer getreten war. Fortan trug er in dem Abschnitt beim Zürichhorn den Namen Hornbach.

1887 erwarb Riesbach das Areal: die Gartenarchitekten Otto Froebel und Evariste Mertens gestalteten es zum Park um. Den vorhandenen Baumbestand integrierten sie in die Grünanlage und legten grosszügige Rasenflächen an. Rund ein halbes Jahrhundert später vergnügte sich hier das Publikum der Landi, geblieben aus dem Jahr 1939 ist die Fischerstube, ein Pfahlbau mit Schilfdach. 1959 präsentierte hier die «G59» neueste Trends aus dem Gartenbau. Auch sie hinterliess am Zürichhorn ihre Spuren: Der 1890 angelegte Nymphenteich wurde mit kreisrunden Betontrittsteinen versehen. Am nahegele-genen Seeufer schuf man eine kleine Landschaft aus Sandsteinplatten, Kieseln und Stauden.

Bieler Strandboden

Gärten und Pärke sind nicht nur, weil sie sich mit den Jahreszeiten stetig verändern, vom Wandel geprägt. Sondern auch, weil sich Bedürfnisse und Ansprüche an sie wandeln. Oder je nachdem auch die Sicht auf die Natur und der Umgang mit ihr. Darum geht es in der diesjährigen Ausgabe «Topiaria Helvetica» der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenbaukultur unter dem Titel «Beständiger Wandel – Gärten im Um- und Aufbruch».

So geht es neben dem Zürichhorn, anhand dessen Entwicklung auch aufgezeigt wird, wie aus dem Beruf des Gärtners der des Landschaftsarchitekten geworden ist,  um den Bieler Strandboden. Seine Geschichte ist  eng mit der Entwicklung Biels ver-bunden. So erfährt man, dass  die Stadt ab 1680 eine mit einer Allee gesäumte Promenade zwischen Altstadt und Seeufer anlegen liess. Mitte des 19. Jahrhunderts sorgte die Uhrenindustrie in Biel für ein rasantes Wachstum, zwischen 1870 und 1890 verdoppelte sich die Bevölkerung auf 8000 Einwohner. Mehr Menscen brauchen mehr Platz. 1910 erwarb die Stadt das Seeufer: Das Areal wurde mit Schutt und Kehricht aufgefüllt, eingeebnet und schliesslich bepflanzt, unter anderem mit einem Baumrondell. 1932 kam zur mittlerweile im Geist der Moderne gestalteten Anlage noch ein Strandbad hinzu.

Syntropische Landwirtschaft

Allerdings blickt der kleine Band nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Er stellt auch Ansätze vor, wie mit den Herausforderungen des Klimawandels umgegangen werden könnte.  Dabei geht es unter anderem auch um die syntropische Landwirtschaft und um den Kopf dahinter, Ernst Götsch. Sein Modell gründet auf einer möglichst vielfältigen Mischung aus Pflanzen die sich gegenseitig unterstützen, entsprechend müssen die Gewächse vom Menschen gehegt werden. Tiere und Pilze gelten dabei nicht als Schädlinge, sondern sind Teil einer Entwicklung.

Die Autorinnen und Autoren beleuchten das Thema des Wandels aus unterschiedlichsten Perspektiven. Vor allem aber liefern sie auch Denkanstösse zur Zukunft von Grünräumen und dem Umgang mit ihnen. – Das Büchlein hat sich  übrigens passend zum Thema  etwas gewandelt: Neu erscheint es zum Beginn der Gartensaison.

Topiaria Helvetica 2023  "Beständiger Wandel - Gärten im Umbruch und Aufbruch"
Hrsg. Schweizerische Gesellschaft für Gartenbaukultur (SSGK)
vdf Hochschulverlage AG; 88 Seiten; broschiert;  ISBN: 978-3-7281-4154-5; 39 Franken



Ahornblätter (Symbolbild)

Quelle: Atle Mo, Unsplash

Beginnt er auszutreiben ist der japanische Ahorn zunächst grün und wird dann schliesslich leuchtend rot - und verändert so den Garten.

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

LST Swiss AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent:innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was „Baublatt Top Players“ und „Baublatt Regional Projects“ zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.