10:10 BAUPRAXIS

Strickhaus und Lehmbau in Grabs SG: Bestrickend und nachhaltig

Geschrieben von: Michael Staub (ms)
Teaserbild-Quelle: Michael Staub

In Grabs SG wachsen ein 350 Jahre altes Strickhaus und ein moderner Lehmbau zu einem neuen Ensemble zusammen. Das einzigartige Projekt gelingt dank grossem Engagement von Bauherrschaft, Architekten und lokalen Handwerkern.

Strickhaus Lehmhaus Ensemble Grabs SG

Quelle: Michael Staub

Das quer durchs Dorf verschobene «Gässlihaus» bildet die Schauseite des Ensembles. Dahinter erhebt sich der moderne Lehmbau.

Dichte Wolkenfelder hängen über Grabs, und auf dem Hohen Kasten liegt bereits der erste Schnee. Rund um das «Gässlihaus» und den angrenzenden Lehmbau haben die Gärtner erste Pflanzungen für den zukünftigen Permakulturgarten gemacht. «Felsenbirne, Erbsenstrauch, Johannisbeere» steht auf hölzernen Tafeln, dazwischen ziehen sich Pfade aus Holzschnitzeln durch das matschige Erdreich. Zwischen einem grossen Container voller Aushubmaterial und dem Erdgeschoss des Neubaus pendeln drei Lehmbauer mit ihren Schubkarren wie Weberschiffchen hin und her. Ladung für Ladung wird im Innenraum auf den Boden geleert und mit einer Abziehlatte geebnet. Im hinteren Bereich ist Lehmbauer Horst Konzett an der Arbeit. Er trägt spezielle Belagsschuhe und scheint einen Stepptanz in Zeitlupe auszuführen. Seine konzentrierte Arbeit dient zum Verdichten der Lehmschüttung.

Handarbeit fürs Denkmal

Während der Innenausbau beim Lehmbau noch läuft, ist die behutsame Sanierung des historischen Strickbaus bereits abgeschlossen. Die Holzbauarbeiten übernahm die Egga Holzbau GmbH aus Grabs. Geschäftsführer Peter Gasenzer deutet auf die Fassade, auf der viel frisches Holz leuchtet und sagt: «Wir kennen uns mit der örtlichen Baukultur aus und können viele kleinere Sanierungen umsetzen. Doch ein so grosses Projekt und einen so schönen Bau darf man vielleicht alle zehn Jahre einmal machen.» Bei der Rettung des «Gässlihauses» (siehe Kasten «Gässli» unten) wurde das Gebäude Balken für Balken demontiert und am neuen Standort wieder aufgebaut. «Wir haben versucht, so viel originale Bausubstanz wie möglich zu bewahren», berichtet Peter Gasenzer, «einige Bauteile waren jedoch in schlechtem Zustand. Diese haben wir mit viel Handarbeit ersetzt.»

Beim Dach mussten beispielsweise nicht nur die Ziegel, sondern auch die Lattungen und der bestehende Schindelunterzug ersetzt werden. Ebenso erneuerte man sämtliche Bodenbretter und den Schwellenkranz. Dieser ist die unterste Balkenlage, welche direkt auf dem gemauerten Natursteinkeller aufliegt. Wie bei Strickbauten üblich, verlief die Demontage verhältnismässig einfach. «Viele Verbindungen wurden mit Holznägeln realisiert. Wir haben Balken für Balken entfernt, nummeriert und dann am neuen Ort wieder in der umgekehrten Reihenfolge zusammengebaut», sagt Peter Gasenzer. Sämtliche Holzbauteile fanden auf zwei Pritschen Platz, die in der Halle der Egga Holzbau AG zwischengelagert werden konnten.

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