Strickhaus und Lehmbau in Grabs SG: Bestrickend und nachhaltig
In Grabs SG wachsen ein 350 Jahre altes Strickhaus und ein moderner Lehmbau zu einem neuen Ensemble zusammen. Das einzigartige Projekt gelingt dank grossem Engagement von Bauherrschaft, Architekten und lokalen Handwerkern.
Quelle: Michael Staub
Das quer durchs Dorf verschobene «Gässlihaus» bildet die Schauseite des Ensembles. Dahinter erhebt sich der moderne Lehmbau.
Dichte Wolkenfelder hängen über Grabs, und auf dem Hohen
Kasten liegt bereits der erste Schnee. Rund um das «Gässlihaus» und den
angrenzenden Lehmbau haben die Gärtner erste Pflanzungen für den zukünftigen
Permakulturgarten gemacht. «Felsenbirne, Erbsenstrauch, Johannisbeere» steht
auf hölzernen Tafeln, dazwischen ziehen sich Pfade aus Holzschnitzeln durch das
matschige Erdreich. Zwischen einem grossen Container voller Aushubmaterial und
dem Erdgeschoss des Neubaus pendeln drei Lehmbauer mit ihren Schubkarren wie
Weberschiffchen hin und her. Ladung für Ladung wird im Innenraum auf den Boden
geleert und mit einer Abziehlatte geebnet. Im hinteren Bereich ist Lehmbauer
Horst Konzett an der Arbeit. Er trägt spezielle Belagsschuhe und scheint einen
Stepptanz in Zeitlupe auszuführen. Seine konzentrierte Arbeit dient zum
Verdichten der Lehmschüttung.
Handarbeit fürs Denkmal
Während der Innenausbau beim Lehmbau noch läuft, ist die
behutsame Sanierung des historischen Strickbaus bereits abgeschlossen. Die
Holzbauarbeiten übernahm die Egga Holzbau GmbH aus Grabs. Geschäftsführer Peter
Gasenzer deutet auf die Fassade, auf der viel frisches Holz leuchtet und sagt:
«Wir kennen uns mit der örtlichen Baukultur aus und können viele kleinere
Sanierungen umsetzen. Doch ein so grosses Projekt und einen so schönen Bau darf
man vielleicht alle zehn Jahre einmal machen.» Bei der Rettung des
«Gässlihauses» (siehe Kasten «Gässli» unten) wurde das Gebäude Balken für Balken
demontiert und am neuen Standort wieder aufgebaut. «Wir haben versucht, so viel
originale Bausubstanz wie möglich zu bewahren», berichtet Peter Gasenzer,
«einige Bauteile waren jedoch in schlechtem Zustand. Diese haben wir mit viel
Handarbeit ersetzt.»
Beim Dach mussten beispielsweise nicht nur die Ziegel,
sondern auch die Lattungen und der bestehende Schindelunterzug ersetzt werden.
Ebenso erneuerte man sämtliche Bodenbretter und den Schwellenkranz. Dieser ist
die unterste Balkenlage, welche direkt auf dem gemauerten Natursteinkeller
aufliegt. Wie bei Strickbauten üblich, verlief die Demontage verhältnismässig
einfach. «Viele Verbindungen wurden mit Holznägeln realisiert. Wir haben Balken
für Balken entfernt, nummeriert und dann am neuen Ort wieder in der umgekehrten
Reihenfolge zusammengebaut», sagt Peter Gasenzer. Sämtliche Holzbauteile fanden
auf zwei Pritschen Platz, die in der Halle der Egga Holzbau AG zwischengelagert
werden konnten.
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