16:26 BAUPRAXIS

Sommerhitze: Weisse Dächer für ein kühles London

Teaserbild-Quelle: Ibamoto, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Mit weisser Farbe oder mit einer reflektierenden Schicht versehene Dächer kühlen Städte wie London effizienter als Dach- und Strassenbegrünungen und Sonnenkollektoren. Im Gegensatz dazu lassen Klimaanlangen die Temperaturen im dichten Zentrum der Themsestadt steigen: Sie sorgen dafür, dass sich die Aussenluft um bis zu einem Grad Celsius erwärmt. Diesen Schluss zieht ein Forschungsteam des University College London in einer Studie.

London (Panorama)

Quelle: Ibamoto, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Mehr helle Dächer könnten in London an ein heissen Sommertagen für Kühlungs sorgen.

Um herauszufinden, wie sich unterschiedliche Massnahmen zur Kühlung einer Stadt – etwa weisse oder bepflanzte Dächer, Bäume, Grünflächen und Klimaanlagen –  auf London auswirken können, wurde ein entsprechendes Modell verwendet. Die Datengrundlage lieferten zwei besonders heisse Tage im Sommer 2018, die Wärmsten seit Messbeginn.

Die Studie ergab, dass entsprechend gestrichene Dächer wohl über grösste Potenzial verfügen, die Aussentemperaturen Londons zu senken. Dies, sofern sie in der Stadt flächendeckend eingeführt werden: Weil sie sich weniger stark aufheizen, wäre es in der Stadt im Schnitt 1,2 Grad Celsius  kühler, mancherorts sänke die Temperatur gar um 2 Grad. Angenehmer Nebeneffekt: Auch im Innern der Gebäude ist es weniger warm.

Der Effekt begrünter Dächer: Vernachlässigbar?

Andere Massnahmen – zum Beispiel extensive Strassenbegrünung oder Sonnenkollektoren – hätten einen geringeren Netto-Kühlungseffekt, im Schnitt lediglich etwa 0,3 Grad Celsius. 

Ähnlich verhält es sich mit begrünten Dächern: Sie böten eine bessere Wasserableitung und mehr Lebensräume für Wildtiere, heisst es in der Medienmitteilung. Ihr Kühleffekt von durchschnittlich 0,5 Grad Celsius geringeren Temperaturen ist für die Stadt ist laut den Wissenschaftlern vom University College London vernachlässigbar.  – Allerdings gleicht sich dies während der Nacht wieder aus, denn die thermische Masse der Dächer hält die Tageshitze zurück und gibt sie ab Sonnenuntergang wieder ab, wobei sich die nächtlichen Temperaturen um etwa im gleichen Mass erhöhen.

Weiter stellte das Forschungsteam fest, dass, wenn die städtischen Grünflächen von Gras auf Laubbäume umgestellt würden, die Temperaturen über Nacht zwar abkühlten aber  dies tagsüber «bestenfalls gemischte Nettoeffekte» zu Folge hätte. «Ausserdem würde sich dadurch wahrscheinlich die Wasserdampfmenge in der Luft erhöhen, was die Luftfeuchtigkeit effektiv ansteigen liesse und den thermischen Komfort der Bevölkerung  beeinträchtigen könnte», heisst es in der Medienmitteilung.

Wenn Klimaanlagen die Umgebung aufheizen

Und Klimaanlagen kühlen zwar drinnen – aber nicht draussen: Sie leiten die Wärme aus den Gebäuden in die Umgebung, und erwärmen so die Aussenluft Londons insgesamt um etwa 0,15 Grad Celsius, im verdichteten Zentrum sogar um bis zu 1 Grad Celsius. – In diesem Zusammenhang stellte das Forschungsteam fest, dass die zunehmend verbreiteten von Klimaanlagen über Photovoltaikanlagen mit Strom versorgt werden könnten, wenn man diese ebenfalls flächendeckend installierte.

«Wir haben mehrere Methoden getestet, mit denen sich Städte wie London an die Erwärmung anpassen und sie abmildern könnten», erklärt dazu Studienhautor Oscar Brousse (UCL Bartlett School Environment, Energy & Resources). «Wir haben festgestellt, dass kühle Dächer die beste Möglichkeit sind, die Temperaturen an extrem hessen Sommertagen zu senken. Andere Methoden hatten verschiedene wichtige Nebeneffekte, aber keine war in der Lage, die Hitze in der Stadt auf ein annähernd gleiches Niveau zu reduzieren.» (mai/mgt)


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