Römische Münzen auf künftiger Baustelle in Bad Zurzach ausgegraben
Bei Bodenunstersuchungen im Zusammenhang mit dem Bau einer Grossüberbauung und einer Tiefgarage in Bad Zurzach ist die Kantonsarchäologie Aargau auf mehr als 60 römische Münzen gestossen. Das Besondere an dem Fund: Mehrere der über Zweitausend Jahre alten Münzen tragen sogenannten Gegenstempel - eine nachträglich angebrachte Stempelung.
![Grabunsareal](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/157917_1.jpg)
Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Grabungsareal 2024, gelb: bekannter Verlauf des Spitzgrabensystems. Foto
Seit Ende November untersucht die Kantonsarchäologie am nördlichen Rand von Bad Zurzach eine rund 2000 Quadratmeter grosse Fläche, auf der eine Grossüberbauung mit Tiefgarage errichtet werden soll. Das Gebiet lag während der der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts unmittelbar südlich von mehreren römischen, zeitlich aufeinanderfolgenden Militärlagern. Diese befanden sich an einer strategisch wichtigenPosition und dienten der Sicherung des Rheinübergangs von Tenedo, dem heutigen Bad Zurzach. Die Lager sind allerdings schon länger bekannt: Dies, aufgrund mehrerer Ausgrabungen im Zusammenhang mit dem Bau der Nordumfahrung von Bad Zurzach in den Jahren 1982 bis 1987 und einer Ausgrabung im Jahre 1990 bekannt.
Eine der gefundenen Münzen verfügt laut Kontonsarchäologe sogar über zwei Gegenstempel: Bei der auf das 7 Jahr vor Christus datierten Bronzemünze handelt es sich um einen sogenannten As - eine Standardeinheit im römischen Münzwesen. Auf der Vorderseite trugen römische Münzen jeweils das Porträt des Kaisers. Im aktuellen Fall ist das Porträt des Kaisers Augustus, dernach rechts blickt. Auf der Rückseite ist die Inschrift "SC" (Senatus Consultum) zu lesen. - Sie ist rund 20 Jahre nach ihrer Prägung in Rom zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers Tiberius auf der Rückseite mit zwei Gegenstempeln versehen, die den neuen Kaiser Tiberius nennen.
Geldgeschenke für Soldaten
![Querschnitt durch das mehrphasige Spitzgrabensystem](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/157918_1.jpg)
Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Querschnitt durch das mehrphasige Spitzgrabensystem.
In den meisten Fällen kennzeichnen Gegenstempelungen Geldgeschenke von Truppenkommandeuren an ihre Soldaten. Sie kamen typischerweise im Kleingeldumlauf von Militärlagern vor. Eine deutliche Konzentration dieser zwei Gegenstempel-Typen im Oberrheingebiet könnte laut Archäologen andeuten, dass diese in einem der dortigen Militärlager, möglicherweise in Vindonissa, angebracht wurden.
Seit Start der Grabungsarbeiten konnte die Kantonsarchäologie auf einer Länge von 30 Metern das mehrphasige Spitzgrabensystem des Befestigungsrings der Militärlager dokumentieren, wie auf der Website der Kantonsarchäogie zu erfahren ist. In dichter Folge hätten hier die stationierten Truppen offenbar mehrere, sich teilweise überlappende Spitzgräben von rund 3 bis 4 Metern Breite und 1,5 bis 2 Metern Tiefe ausgehoben. Laut Auswertungen von 1994 gehört dieses Befestigungssystem laut Kantonsarchäologie zu mehreren sich ablösenden Hilfstruppenlagern von maximal rund 1,8 Hektaren Grösse. (mai/sda/mgt)
![Halbe Münze](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/157916_1.jpg)
Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Halbierte römische Münze. Foto