Neue Technologie: Bakterien reinigen Grauwasser
Seit rund sieben Jahren arbeitet ein Team der Eawag und der ETH Zürich an einer Technologie, die bei Wassermangelin Entwicklungsländern helfen könnte. Leichtverschmutztes Abwasser kann damit gereinigt und erneut benutzt werden.
Quelle: Eva Reynaert/Eawag
Ein erster Prototyp kam im Sommer auf der Stadionbrache Hardturm in Zürich zum Einsatz.
Grauwasser, das beim Duschen, Baden und Händewaschen anfällt, ist eigentlich nur leicht verschmutztes Abwasser und könnte nach einer Reinigung wiederverwendet werden. Möglich wird das durch eine neue Technologie, die vom Team um den Eawag-Abteilungsleiter und ETH-Professoren Eberhard Morgenroth entwickelt wurde.
Wie die ETH auf ihrer Homepage schreibt, gibt es zwar bereits kommerzielle Technologien, die Grauwasser so aufbereiten können, das es zur Toilettenspülung wiederverwendet werden kann. Für alles Weitere werden aber bis heute die nötigen hygienischen Standards nicht erreicht. Mit der Wasserrecyclinganlage des Forschungsteams könnte sich das ändern: Das damit gefilterte Grauwasser ist nach der Reinigung geruchsfrei, farblos und enthält sogar weniger Bakterien als das Zürcher Trinkwasser.
Bakterien auf Membran bauen Rückstände ab
In der entwickelten Anlage befindet sich eine feinporige Kunststoffmembran, auf der Bakterien leben, die die Rückstände im verschmutzten Wasser abbauen. Das Abwasser ist gemäss der ETH jedoch extrem nährstoffarm, so dass die Bakterien nach kurzer Zeit hungern und ihre Effizienz beim Abbau der Rückstände sinkt. Die Lösung sei so einfach wie effizient: Beim Händewaschen wird eine spezielle Seife benutzt, die mit Nährstoffen wie etwa Stickstoff und Phospor versetzt ist.
Nach der Reinigung durch die Membran folgt ein Aktivkohlefilter, der die restlichen organischen Stoffe aus dem Wasser zieht. Zu guter Letzt wird mit einer Elektrolysezelle aus den gelösten Salzen Chlor produziert, welches das Wasser langfristig desinfiziert.
Erfolgreicher Pilotversuch in der Schweiz
Diesen Sommer hat sich die Anlage bereits in einem ersten Praxisversuch bewiesen: Für zwei Monate stand ein erster Prototyp bei der Stadionbrache Hardturm, einer öffentlichen Grünanlage der Stadt Zürich, zum Händewaschen zur Verfügung.
Der Versuch zeigte: Obwohl pro Tag teilweise über 100 Menschen dort die Hände gewaschen haben, stand stets genügend sauberes Wasser zur Verfügung. Ein weiterer Praxistest ist gemäss der ETH im Januar geplant. Der Prototyp wird in der südafrikanischen Grossstadt Durban in einem Armenviertel aufgestellt.
Entwickelt wurde die Technologie im Rahmen des «Blue Diversion Autarky»-Projekts, dessen Ziel die Entwicklung kleinerer Anlagen für die Behandlung von Abwasser ist. (mgt/pb)