10:27 BAUPRAXIS

Natürliches Baumaterial Kork: Uralter Tausendsassa

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt_Pixelio.de

Seit Jahrtausenden wird die Rinde der Korkeiche geschält und zu diversen Gegenständen weiterverarbeitet. Nur wenigen ist die grosse Vielfalt bekannt, die Kork auch beim Innenausbau vorweisen kann. Das natürliche Material ermöglicht ein angenehmes Wohnklima.

Kork - der erste Gedanken geht dabei zum „Zapfen“ für die Wein- oder Champagnerflasche. Dies ist keineswegs falsch, der Grossteil der weltweiten Kork-Ernte wird für diesen Zweck verwendet. Erste Aufzeichnungen über die Versiegelung von Gefässen mit Korken reichen rund 3000 Jahre zurück. Im alten Persien kannte man bereits die guten Eigenschaften des Naturmaterials. Das geruchs- und geschmacksneutrale Material ist wasserabweisend, sehr elastisch und schlecht brennbar - ein idealer Verschluss also für kostbare Duftstoffe und Getränke.

Auch für andere Anwendungen sind diese Eigenschaften von Interesse. In der Baubranche kommt Kork als Isolationsmaterial und immer mehr auch beim Innenausbau für Wandbeschichtungen und Fussboden zum Einsatz. Das Material ist leicht und lässt sich gut verarbeiten. Da der aus luftgefüllten, abgestorbenen Zellen bestehende Kork zu 90 Prozent aus einem Luft-Gas-Gemisch besteht und somit sehr porös ist, dämmt er sehr gut Wärme, Schall sowie Vibrationen. Trotz der Leichtigkeit und grossen Poren ist das Material bei guter Pflege sehr strapazierfähig und langlebig. Korkböden und Kork als Isolationsmaterial dämmt den Trittschall, aber auch die Schallausbreitung innerhalb von Räumen. Die hohe Elastizität ermöglicht einen sanft abgefederten Tritt. Zudem sorgt die geringe Leitfähigkeit dem Material auch für eine angenehme, dem Raumklima entsprechenden Temperatur des Korkbodens.

Für die Weiterverarbeitung bereitliegende Korkstücke.

Quelle: Dieter Schütz_Pixelio.de

Für die Weiterverarbeitung bereitliegende Korkstücke.

Unzählige Gestaltungsmöglichkeiten

Das breite Spektrum der Böden der Firma Naturo Kork AG stellte Axel Rister während der Veranstaltung «Spektrum einer Rinde» in der Schweizer Baumuster Central Zürich vor. „Kork besitzt herausragende Eigenschaften, die bereits vor vielen tausend Jahren bekannt waren.“ Es ist ein Naturprodukt, jeder einzelne Baum besitzt also seine eigene Struktur und Farbe, sodass jedes Produkt einmalig ist. Durch die Oberflächenbehandlung wird können Struktur und Farbgebung intensiviert werden, das Material kann aber auch natürlich belassen verlegt werden. Durch Sonnen- und UV-Einstrahlung werden die meisten Korkböden etwas heller. Verklebte Korkböden sind formstabil, es ist sehr selten ein Quellen und Schwinden zu beobachten. Einzig bei Kork-Fertigparkett sollte auf eine möglichst konstante Luftfeuchtigkeit in den Räumen geachtet werden.

Kork aus Portugal

Die Produkte des Unternehmens Naturo Kork aus Sursee werden aus der Rinde der Korkeiche aus Portugal gefertigt. Verwendung finden die Korkböden unter anderem im Wohnbereich, im Gewerbe und in öffentlichen Gebäuden. Das Erscheinungsbild ist dabei so vielfältig, dass das Material auf den ersten Blick oft nicht als Kork zu erkennen ist, sondern eher als edler Holz- oder Marmorboden erscheint.

Die Bodenbeläge unterscheiden sich in Massivkork und furnierten Kork. Massivkork wird bei Naturo Kork aus einer 4 bis 8 Zentimeter dicken Korkplatte hergestellt. Furnierter Kork setzt sich aus zwei Schichten zusammen: dem Korksheet, also der Basisplatte, und dem Korkfurnier. Massivkork wie auch furnierten Kork gibt es mit roher oder eingefärbter Oberfläche. Die Böden sind versiegelt oder geölt.

In der Wohnung sorgt der Kork für angenehmes Klima in Küche, Bad, Schlaf- oder Wohnzimmer. Er ist warm, elastisch und strapazierfähig. Aber auch für gewerbliche Anwendungen, wo besonders hohe Ansprüche bezüglich Widerstandsfähigkeit und Flexibilität gestellt werde, haben sich die Böden bestens bewährt. Nicht zuletzt auch, weil Korkböden sehr pflegeleicht und somit hygienisch sind. Sie sind deshalb auch für Sanitärräume geeignet und werden selbst für Allergiker empfohlen.

Schnitt durch den Stamm einer Korkeiche.

Quelle: Wusel007_CC BY-SA 3.0

Schnitt durch den Stamm einer Korkeiche.

Grosse Designvielfalt

Die Hersteller bieten in ihren Sortimenten eine Vielzahl von Formaten, Farben, Designs und Mustern, die vielfältige Gestaltungsvarianten ermöglichen. Jeder Boden und jede Wandverkleidung kann so den individuellen Wünschen der zukünftigen Nutzer angepasst werden, sei es in der Oberflächenstruktur, in der Farbe oder im Muster. Beim Klebekork werden kleinformatige Teile bis zum grossformatigen Platten angeboten, die kreativ zusammengestellt und kombiniert werden können. Naturo Kork bietet beispielsweise beinahe alle Formate, die in verschiedenen Verlegearten, wie Würfel, Riemen, Schiffgrat, Tafeln mit Fries und Bordüren oder nach einem selbst entworfenen, auch farbig gestalteten Designausgeführt werden können.

Der natürliche Rohstoff Kork

Die Korkeiche (Quercus suber) ist ein immergrüner Laubbaum des westlichen Mittelmehrrau-mes. Sie wächst in Portugal, Spanien, Süd- und Westfrankreich, Italien und Nordafrika. Gut die Hälfte der Bestände befindet sich in Portugal. Hier bedecken natürliche und angepflanzte Be-stände ein Gebiet von 750 000 Hektar. Das Hauptanbaugebiet Portugals ist der Alentejo.

Die Bäume erreichen eine durchschnittliche Höhe bis zu 20 Metern. Der Stammdurchmesser beträgt in der Regel 50 bis 90 Zentimeter. Die Art ist sehr lichtbedürftig und erträgt Hitze, Dürre und lang anhaltende Hitzeperioden durch die Reduzierung des Stoffwechsels sehr gut. An den Boden stellen Korkeichen geringe Ansprüche. Die Korkeiche ist nicht winterhart.

Zur Weiterverarbeitung als Baumaterial wird der Kork als Granulat zusammengepresst.

Quelle: Claudia Bertoldi

Zur Weiterverarbeitung als Baumaterial wird der Kork als Granulat zusammengepresst.

Korkeichen werden im Alter von zirka 25 Jahren erstmals geschält. Nach neun bis zwölf Jahren kann der Baum erneut geschält werden. Die Bäume erreichen ein Alter von bis 200 Jahren. Die Korkproduktion endet mit rund 125 Jahren, eine Korkeiche kann also bis zu zehn Mal «geerntet» werden. Sie liefert in ihrem Leben somit 100 bis 200 Kilogramm Kork.

Charakteristisch für die Korkeiche ist die dicke, längsrissige Korkschichten der graubraunen Stammborke. Das Kambium, also die hohlzylinderförmige Wachstumsschicht zwischen der Splintholzzone und der glatten Rinde, bildet bei jungen Bäumen eine Korkschicht, die drei bis fünf Zentimeter dick werden kann.

Das leichte und schwammige Korkgewebe zeigt senkrechte Risse und ist an der Aussenseite weiss, an der Innenseite rot bis rotbraun. Der Kork besteht aus abgestorbenen, mit Luft gefüllten, dünnwandigen Zellen und enthält Zellulose und Subertin. Das Suberin verleiht ihm seine wasserabstossenden Eigenschaften.

Die Korkschicht wird vom korkproduzierenden Phellogen, auch Korkkambium genannt, nach-gebildet. Es gibt rasch verkorkende, oft dickwandige Zellen nach außen ab, den Kork. Das Schä-len schadet dem Baum also nicht, da die Rinde wieder nachwächst.

Die erste geerntete Korkschicht ist noch wenig elastisch und rissig und wird nur für Isoliermatten verwendet. Erst die folgenden Korkernten liefern einen qualitativ höherwertigen Kork. Den qualitativ besten Kork erhält man bei der zweiten, dritten und vierten Ernte, wenn der Kork eine glatte Struktur besitzt. Geerntet wird, wenn eine Schichtstärke von 2,7 bis vier Zentimetern erreicht ist.

Kork bildet die Basis für eine Vielzahl von Industriezweigen. Die europäische Korkindustrie produziert jährlich rund 340 000 Tonnen Kork und gibt 30 000 Menschen Arbeit. Ein beachtlicher Teil des Rohstoffs, rund 70 Prozent, wird für die Herstellung von Korken für Wein- und Champagnerflaschen verwendet. Neben der Nutzung als Dämm- und Isolationsmaterial und als Bo-den- oder Wandbelag im Innenausbau kommt Kork aber auch in der Modeindustrie, für Möbel und in der Geschenkartikelproduktion zum Einsatz. Und selbst vor High-Tech-Einsätzen wird nicht haltgemacht: Kork befindet sich unter anderem auch in der Nutzlastverkleidung der Ariane-Trägerrakete.

https://www.youtube.com/embed/ITTFEs0pyTA?autoplay=0&start=0&rel=0

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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