Nachhaltiges Baumaterial: Dämmen mit Mikroplastik
Mikroplastikpartikel können auch dämmen statt die Umwelt belasten. An der Universität Bozen wurde ein effzienter Dämmstoff entwickelt, der unter anderem aus einem Extrakt von Rotalgen oder vielmehr Agar Agar besteht sowie winzigstem Plastikabfall.
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Plastikabfälle am Strand (Symbolbild)
Sie machen bis zu vier Fünftel des Mikroplastiks aus, der das Ökosystem der Ozeane belastet: Plastikpartikel von einer Grösse von weniger 5 Millimetern, oder vielmehr die winzigen Überreste von Kunststoffverpackungen, aber auch von Plastikflaschen oder –säcken. Laut den Vereinten Nationen schwammen 2017 bis zu 51 Billionen solcher Kleinsteile in den Weltmeeren.
Geht es nach Marco Caniato, Forscher und Dozent an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik von der Universität Bozen, sind solche Partikel auch eine Ressource: Sie könnten für nachhaltiges Material zum Dämmen genutzt werden. Sein mittlerweile patentierter, laut Universität Bozen extrem effizienter Dämmstoff basiert auf einem Biopolymer, dessen Grundlage unter anderem ein als pflanzliches Geliermittel genutzter Extrakt von Rotalgen – oder vielmehr von Agar Agar - liefert.
Alternative zu Steinwolle
Caniato hat diesem Polymer Kalziumkarbonat beigefügt und es danach mit pulverisiertem Kunststoff gemischt, der dem in den Ozeanen verbreiteten Mikroplastik ähnelt. Zum Beispiel Partikel von Polyethylen, PET sowie expandiertes und geschäumtes Polystyrol. Nachdem das Material geliert war, wurde es während zwölf Stunden bei Minus 20 Grad gefroren und danach gefriergetrocknet, um das Wasser zu entfernen. Das Endprodukt ist ein poröses Material, das zum Beispiel als Alternative zu Steinwolle verwendet werden kann.
Wie die Universität schreibt, ist nicht nur das Produkt an sich, sondern auch sein Herstellungsprozess, umweltfreundlich. Selbst das Wasser, das am Ende der Gefriertrocknung nach dem Auftauen abgegeben wird, werde wiederverwendet.
Abfall aus dem Meer
Neu ist die Idee Kunststoffabfälle für Baumaterialien zu verwenden nicht, die Idee Mikroplastikpartikel aus dem Meer zu verwerten offenbar schon. Bisher sei die Realisierung an der Vermischung der Mikropartikel mit Meersalz und anderen Abfällen gescheitert, heisst es in der Medienmitteilung. Wie Caniato erklärt, haben Tests mit dem neuartigen Material gezeigt, dass es hervorragende Dämmeigenschaften aufweist und problemlos mit herkömmlichen Dämmstoffen wie Steinwolle oder Polyurethanschaumstoffen mithalten könne.
„Wir haben bewiesen, dass es mit einem nachhaltigen, sauberen und ökologischem Ansatz möglich ist, Meeresabfälle zu rezyklieren.“ Und daraus ein ökologisch und wirtschaftlich überzeugendes Produkt herzustellen. (mai/mgt)
Auch Interessant: Im Baublatt vom 16. April berichteten wir über die Herausforderungen, die sich aus einem ebenfalls ökologischen Dämmmaterial ergeben, der Schafwolle, und wie man damit umgeht. Mehr dazu hier: Dämmung mit Schafwolle: Vorsicht vor schwarzen Schafen