Leitungsbau: Mit Pilz gegen Pilze
Der Ersatz vorzeitig verrottender Holzmasten verursacht hohe Kosten. Ein Empa-Start-up hat ein erstaunlich einfaches Mittel dagegen entwickelt. Pilze unterdrücken die unerwünschten kupferresistenten Pilze, welche die Masten angreifen – als natürliche Gegenspieler.
ine halbe Million hölzerne Leitungsmasten stehen in der Schweiz. Sie sind für Stromund Telefonleitungen unverzichtbar, da sie vergleichsweise preiswert sind und ihren Dienst, sind sie einmal aufgestellt, jahrzehntelang fast ohne Wartungsaufwand verrichten. Damit sie so lange halten, werden sie mit Kupfer behandelt. Das hält holzzersetzende Pilze ab. Zusätzlich wird Chrom verwendet.
Es fixiert das Kupfer im Holz,
und schützt es dadurch besser vor Auslaugung.
In manchen Ländern, darunter die Schweiz, wird
zusätzlich ein Co-Biozid, etwa Bor, verwendet.
Meistens funktionieren die Wirkstoffe gut. Im
Schnitt muss beispielsweise die Swisscom Jahr
für Jahr nur zwischen 6000 und 8000 Masten
turnusgemäss ersetzen. Darunter etwa ein Prozent,
das schon nach weniger als zehn Jahren
nach dem Aufstellen erneuert werden muss,
weil im Boden kupferresistente Pilzen lauern, die
den Mast zersetzen und so seine Standdauer
markant verringern.
Francis Schwarze, Leiter einer Forschungsgruppe
an der Empa und Professor an der Uni
Freiburg im Breisgau, erklärt: «Gegen gewisse
Pilze wirkt das Kupfer nicht, weil sie es mittels
Oxalsäure umwandeln. So können sie dennoch
das Holz zerstören. Unternimmt man nichts, fällt
der Mast nach einigen Jahren aus.» Die Linienführung
der Mastreihen bleibt gewöhnlich über
sehr lange Zeit unverändert und zu ersetzende
Masten müssen jeweils am selben Ort aufgestellt
werden. So haben kupferresistente Pilze
über Jahrzehnte Zeit, sich an die Bedingungen
vor Ort optimal anzupassen. Der Infektionsdruck
im Boden steigt zunehmend an und der neue
Mast wird früher oder später infiziert.