07:30 BAUPRAXIS

Konvikt Chur: Der Zeitzeuge am Berghang

Teaserbild-Quelle: Hochbauamt Kanton Graubünden

Wer nach Arosa fährt, passiert einen markanten Sichtbetonbau aus den 60er-Jahren. Es ist das sanierungsbedürftige Churer Konvikt, eine Unterkunft für Mittelschüler primär aus entlegenen Bündner Talschaften. Nun wird das bedeutende Bauwerk der Nachkriegsmoderne generalüberholt.

Seit 50Jahren stehen die Gebäude des Churer Konvikts geschickt gestaffelt im steilen Gelände. Jeweils rund 100Schülern der Bündner Kantonsschule ist der prägnante Sichtbetonbau zwischen der alten Schanfiggerstrasse und der neuen Aroserstrasse ein preiswertes betreutes Zuhause auf Zeit. Aktuell stammt rund die Hälfte der Mittelschüler aus den italienischsprachigen Randregionen des Kantons, also aus dem Bergell, Misox oder Puschlav. Das Konvikt, das in den Jahren 1966 bis 1968 nach Plänen des Architekturbüros Otto Glaus & Partner entstand, gehört zu den herausragenden Bauten der Bündner Nachkriegsmoderne. Der prägnante Sichtbetonbau sei als wichtiger architektonischer Zeuge der 60er-Jahre von grossem baukulturellem Wert, schreibt denn auch das Hochbauamt des Kantons Graubünden.

Frischzellenkur dringend
Doch aufgeschobene Investitionen in die Substanz des baulichen Zeitzeugens stellten dessen Fortbestand infrage. «Der Sanierungsbedarf ist dringlich», betonte deshalb der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli im Juni 2017 vor dem Grossen Rat. Das Churer Konvikt sei in einem wirklich schlechten Zustand. Unter anderem seien die Fenster nicht mehr dicht und auch die Möbel stammten noch aus den 60er-Jahren. Die Parlamentsmehrheit liess sich von Baudirektor Cavigelli überzeugen. Sie bewilligte 31,4Millionen Franken, die es erlauben, das Konvikt für eine weitere Betriebszeit von 40 bis 50Jahren fit zu machen. Der bewilligte Rahmenkredit umfasst auch das Unterkunftsprovisorium für die 27-monatige Bauzeit des Savogniner Holzbauers Uffer. Noch 1996 war der Antrag für einen 12-Millionen-Verpflichtungskredit zur energetischen Gesamtsanierung des Konvikts aus Spargründen nicht einmal behandelt worden.

Erhalt der Qualitäten
Den selektiven Gesamtleistungswettbewerb für die Instandsetzung und Modernisierung des Churer Konvikts gewann ein Team um das Generalunternehmen Implenia Schweiz AG. Sein Projekt «Weniger ist mehr» überzeugt gemäss dem Preisgericht mit einem «respektvollen und sensiblen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz». Die bestehenden Materialien Klinker, grober Verputz und Naturholz sowie der Innenausbau würden übernommen. Interessant sei zudem etwa der Vorschlag, die Betonoberfläche im ­Trockeneisstrahl-Verfahren zu reinigen und ihr dadurch die ursprüngliche Helligkeit zurück­zugeben. Bauliche Eingriffe werden minimiert und beschränken sich auf das Notwendige. «Und dennoch erfüllt das Konzept die heutigen betrieblichen Nutzeranforderungen gut», so das Preisgericht. Die bauliche Instandsetzung des Churer Konvikts startet diesen Mai, wenn die provisorische Ersatz­unterkunft für die Mittelschüler fertiggestellt ist. Im Rahmen des Gesamtprojekts wird nicht nur saniert, sondern auch moderat erweitert. So entstehen insbesondere auf der Westseite des Konvikts ein Velounterstand und auf dessen Nordseite eine Aussentreppe. Zudem wird der Parkplatz leicht ausgebaut und die Umgebung umgestaltet. Bezugsbereit ist das erneuerte Konvikt dann zum Start des neuen Schuljahres im Herbst 2020.

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