Kloster Schlehdorf: Neues Leben in alten Mauern
In Deutschland stehen immer mehr Klöster zum Verkauf. Wo Mönche und Nonnen die alten Mauern verlassen, versuchen Investoren und Architekten eine säkulare Nutzung der Gebäude – wie beim zum Verkauf stehenden Kloster im oberbayerischen Schlehdorf.
«Es passiert ja so viel Schlimmes in der Welt», sagt Schwester Margit, «da ist es doch gut, dass es auch solche Entwicklungen wie hier gibt». Die Vikarin der Missionsdominikanerinnen vom Kloster Schlehdorf in Oberbayern sitzt in einem der 50er-Jahre-Sessel im «Wohnzimmer» im ersten Stock - ein grosser Raum, Parkettboden, ein Klavier und der Blick geht hinaus auf einen Garten. Ihr gegenüber sitzt Caroline Munkert auf dem Sofa. Sie nickt zustimmend.
Die junge Frau ist für das «Haus & Gästemanagement» der Gemeinschaft zuständig, die sich «Cohaus Schlehdorf» nennt. Angestossen von der Münchner Wohnungsgenossenschaft Wogeno ist das «Cohaus» ein Pilotprojekt, das bald alltagstauglich sein soll.
Denn die Genossenschaft will das Kloster kaufen und eine neue Art des Zusammenlebens erproben. Es ist das jüngste Beispiel einer Umnutzung von Klöstern, denen die Mönche und Nonnen abhandengekommen sind.
Es war 1974, als Schwester Margit in den Orden der Missionsdominikanerinnen eingetreten ist. Das Stammhaus der Nonnen liegt in Südafrika. Zuletzt lebten 27 Schwestern im Kloster Schlehdorf, ein barockes Gebäude mit drei Flügeln, erbaut Anfang des 18. Jahrhunderts.
1904 hatte es der Orden erstanden und jetzt geht dort die über einhundertjährige Geschichte der Schwestern zu Ende. Der Orden verkauft das Kloster für vier Millionen Euro an die Wogeno, alles ist geregelt, es fehlt nur noch die Zustimmung des Landratsamtes. Schwester Margit erklärt die Gründe für den Verkauf: «Das Haus hat unsere Energie sehr gebunden», sagt sie.
Quelle: Rudolf Stumberger
Das Kloster Schlehdorf in Bayern wird verkauft.
Zuschlag geht an die Genossenschaft
Und: «Es ist nicht Sinn unseres Lebens, ein Gebäude zu erhalten.» Das Kloster umfasst an die 10000 Quadratmeter Innenfläche und insgesamt 222 Räume, wenn man jede Kammer mitzählt. Den Entschluss zum Verkauf hatten die Schwestern schon vor fünf Jahren gefasst: «Wir wollten die Zukunft noch selbst gestalten.» Denn sie konnten den Unterhalt des Gebäudes finanziell nicht mehr stemmen, allein die Heizung benötigte 25 Tonnen Pellets pro Woche im Winter.
An Angeboten für das Kloster mangelte es nicht, liegt doch die Immobilie in 60 Kilometer Entfernung von der bayerischen Landeshauptstadt München im oberbayerischen Speckgürtel am Fusse der Berge. Ein Investor wollte das Kloster zu Eigentumswohnungen umbauen, ein anderer darin Antiquitäten verkaufen. Einer wollte eine Reha-Klinik betreiben, ein anderer ein Seniorenheim, ein dritter ein Mehrgenerationenhaus.
Die Liste der Interessenten war lang. Den Zuschlag bekam schliesslich die Münchner Wogeno, die in der Landeshauptstadt schon mehrere Wohnprojekte verwirklicht hat. Die Genossenschaft hat sich die «Schaffung von sozialem, ökologischem und selbstbestimmten Wohnraum» zur Aufgabe gemacht.
Quelle: Rudolf Stumberger
Der Garten vom Kloster Schlehdorf wird in Zukunft von den Bewerbern des gemeinsamen Wohnprojekts genutzt.
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