06:54 BAUPRAXIS

Kirschlorbeer: In Deutschland beobachtet, in der Schweiz verboten

Teaserbild-Quelle: Von Karduelis, Rize-Çayeli, Gemeinfrei

Der Handel und das Anpflanzen von Kirschlorbeer ist in der Schweiz ab September verboten. In Deutschland gilt dies nicht. Aber auch hier breitet er sich mit dem Klimawandel stark aus, auch in den Wäldern wo er einheimische Arten verdrängen kann. Dies zeigt eine aktuelle Studie.

Kirschlorbeer

Quelle: Von Karduelis, Rize-Çayeli, Gemeinfrei

Bei der Untersuchung wurde die Häufigkeit, Wuchshöhe und Wuchsfläche sowie die Altersstruktur und die Reproduktionsfähigkeit der Kirschlorbeerpopulation erhoben. Kirschlorbeer vermehrt sich durch die Produktion von vielen Samen stark und drängt in die Wälder. Er wächst dicht am Boden und ist dadurch eine Konkurrenz für alle anderen Unterholzarten. Zudem verändert die Pflanze die Bodenchemie, was wiederum für Bodenorganismen ungünstig ist.

Er gilt als eine der beliebtesten Gartenpflanzen: der immergrüne, dicht wachsende Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) wird vor allem als Heckenpflanze eingesetzt. Seine für viele Gartenliebhaber und Gartenfreundinen attraktiven Merkmale machen ihn allerdings zum potentiellen Problem, wenn er sich in den Wäldern ausbreitet und  andere Arten verdrängt. In der Schweiz darf er ab September weder gehandelt noch angepflanzt werden. Anders sieht es in Deutschland aus, ist die Pflanze nach wie vor erlaubt.

Vielleicht ändert sich dies aber. Stefan Abrahamczyk, Botaniker am Naturkundemuseum Stuttgart, hat zusammen mit seinem Team an der Universität Bonn die Verbreitung des Kirschlorbeers im Kottenforst, einem grossen Waldgebiet bei Bonn, analysiert. Die Daten zeigen: Der Kirschlorbeer hat sich etabliert. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift «Biolofical Invasions» berichten, ist dies auch in anderen mitteleuropäischen Wäldern zu beobachten. Dabei begünstige der Klimawandel die starke Verbreitung der Art, heisst es in der Medienmitteilung des Naturkundemuseums. 

Kirschlorbeer vermehrt sich selbständig im Wald. Über die Verbreitung des Kirschlorbeers sei in Deutschland wenig bekannt und er werde vom Bundesamt für Naturschutz bisher als nicht etablierter Neophyt geführt, heisst es weiter. Nicht etablierte Neophyten sind eingewanderte Arten, die noch keine selbstständig reproduzierenden Populationen gebildet haben und meist nach wenigen Jahren wieder verschwinden.

Seit über 300 Jahren in Europa zu Hause

Als Gartenpflanze ist der Kirschlorbeer bereits seit über 300 Jahren in Europa bekannt. In Deutschland erwähnen verschiedene Studien der letzten Jahrzehnte Vorkommen des Kirschlorbeers ausserhalb von Gartenanlagen. Bisher fehlten haben aber systematisch erhobene Daten zur Ausbreitung und dem Etablierungsgrad der Art gefehlt, wie das Naturmuseum Stuttgart in seiner Medienmitteilung schreibt. - Im Kottenforst bei Bonn analysierte die Forschungsgruppe um Abrahamczyk repräsentative Flächen, um herauszufinden, wie gross und wie alt die Population ist, aber auch wie tief der Kirschlorbeer bereits in den Wald eindringen konnte. 

«Mich hat an unseren Untersuchungsergebnissen überrascht, dass einige Kirschlorbeer-Pflanzen bereits sehr gross und alt sind», sagt Abrahamczyk. «Die grössten Pflanzen bedeckten im Kottenforst eine Fläche von 50 Quadratmetern und hatten ein Alter von 30 Jahren. Die meisten Pflanzen waren aber deutlich jünger und entsprechend kleiner.»  Bei vielen älteren Gewächsen habe man reichliche Blüten- und Fruchtentwicklung beobachten können. Einige grosse Kirschlorbeer Pflanzen seien zudem von einem Kreis von Jungpflanzen umgeben gewesen. «Diese Beobachtungen belegen, dass sich der Kirschlorbeer im Wald selbstständig vermehrt und rechtfertigt die Kategorisierung als etablierter Neophyt. Der Klimawandel wird seine Verbreitung in Zukunft verstärken», resümiert Abrahamczyk. 

Kirschlorbeer ist damit möglicherweise auch in Deutschland eine invasive Art. «Wir vermuten, dass aufgrund der Häufigkeit und Grösse der beobachteten Pflanzen, der Kirschlorbeer auch in Deutschland invasiv sein könnte, also heimische Arten verdrängt», sagt Abrahamczyk. Dies müsste allerdings noch durch bereits geplante Folgestudien belegt werden. «Die erhobenen Daten stellen eine wichtige Grundlage für die Beurteilung des Einflusses von Kirschlorbeer auf die heimische Biodiversität dar und werden dem Bundesamt für Naturschutz zur Verfügung gestellt.» (mgt/mai)

Die Ergebnisse der Untersuchung sind in einem Artikel in der Fachzeitschrift «Biological Invasions» veröffentlicht worden.

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