14:01 BAUPRAXIS

Kieswerkarbeiter entdecken im Kieswerk Wynau BE einen Mammutstosszahn

Teaserbild-Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Marchand

Im Kieswerk Wynau gelangte beim Kiesabbau der Stosszahn eines Mammuts ans Licht.  Der Zahn aus einer Zeit, als das westliche Mittelland unter einer Gletscherdecke gelegen hat. Es ist nicht der erste, bereits 1979 war ein solcher rund 400 Meter vom aktuellen Fundort entfernt entdeckt worden. In Kiesgruben treten hin und wieder Relikte grosser Säugetiere aus der Eiszeit zutage. So sind aus dem Kieswerk Wynau auch Überreste eines Wollnashorns und Wildpferds bekannt.

Stosszahnfragmente aus Wynau BE

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Marchand

Die fünf Stosszahnfragmente aus Wynau stammen wahrscheinlich von einem Mammutbullen.

Als Reto von Känel und Fritz Jakob vergangenen Sommer im Kieswerk Wynau mit dem Bagger zugange gewesen sind, stiessen sie auf merkwürdige Gegenstände. Vorsorglich stellten sie die Arbeiten ein und meldeten den Fund dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern (ADB). Schnell war klar, dass die beiden Kieswerkarbeiter die Überreste eines Mammutstosszahns entdeckt hatten. Bei den Fragmenten von rund 50 Zentimetern Länge und 14 Zentimetern Durchmesser handelt es sich um ein Einzelstück. Wie Berner Kultur- und Bildungsdirektion mitteilt, ergaben sich bei der Untersuchung der Kiesschichten und der Begleitung des weiteren Kiesabbaus keine weiteren Funde.

Das Mammut – vermutlich ein erwachsener Bulle – hatte gemäss Radiokarbonmessungen der Universität Bern vor 26’100  bis 26’800 Jahren gelebt. Damals begann der Höchststand der letzten Eiszeit. Der Rhonegletscher floss vom Genfersee nach Nordosten und erstreckte sich über das Mittelland bis unmittelbar westlich von Oberbipp, Aarwangen und Langenthal. Das heisst, er endete etwa fünf Kilometer vom Fundort entfernt. 

Steppenlandschaft beim Rohnegletscher

Schichten in der Kiesgrube Wynau.

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Sébastien Dénervaud

Die Schichtabfolge in der Kiesgrube von Wynau. Die Mammutstosszahnfragmente wurden in einer sandigen Ablagerung gefunden, die wohl durch langsam fliessendes Wasser entstanden war.

Auch Glaziologen der Universität Bern überprüften den Fundort: So legen die Abfolge und Zusammensetzung von Sand- und Kiesschichten in der heutigen Kiesgrube nahe, dass einst ein Fluss das Gebiet durchzog. Der Mammutbulle dürfte in der Steppenlandschaft um den Rhonegletscher verendet gewesen sein. In der Folge schwemmte der Fluss den liegengebliebenen Stosszahn schliesslich an den Fundort. Geborgen und gut geschützt von Sand und Kies, überdauerten die Fragmente die Jahrtausende. 

Obwohl das eisfreie Steppengebiet des Mittellandes während der Eiszeit den pflanzenfressenden Mammuten, Wollnashörnern und den Wisenten einen idealen Lebensraum geboten hat, sind Funde aus jener Zeit sehr selten. Spuren von Menschen, die als Jäger in kleinen Gruppen die Kaltsteppe durchstreiften, sind aus dem Mittelland nicht bekannt.  

In einem nächsten Schritt entscheidet nun der Archäologische Dienst zusammen mit dem für Fossilien zuständigen Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern über die Konservierung und den Verbleib des Fundes. (mai/mgt)


 
Mammut im Schnee

Quelle: Mauricio Antón, "What Killed the Woolly Mammoth", PLoS Biology 6 (4): e99. DOI:10.1371 CC BY 2.5

Waren einst unterwegs, wo heute in Wynau Kies abgebaut wird: Mammuts.

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