12:37 BAUPRAXIS

Kanton Graubünden will Verwendung von Recyclingbaustoffen fördern

Teaserbild-Quelle: Ingo Rasp, Chur

Der Kanton Graubünden und der Verband Bündner Beton- und Kiesindustrie (VBBK) wollen Projektentwickler und Bauherren künftig beim Einsatz von Recyclingprodukten besser unterstützen. Mineralische Bauabfälle sollen vermehrt wiederverwendet werden.

Verwaltungszentrum Sinergia in der Stadt Chur

Quelle: Ingo Rasp, Chur

Ein Beispiel für die Verwendung von Recyclingprodukten: Im neuen Verwaltungszentrum Sinergia in der Stadt Chur wurden Decken und Wände aus Recyclingbeton erstellt.

Mineralische Bauabfälle würden einen grossen Anteil des Abfallaufkommens ausmachen, wie die Bündner Standeskanzlei am Mittwoch mitteilt. Pro Jahr werden auf den 42 Aufbereitungsplätzen im Kanton etwa 250 000 Kubikmeter mineralische Bauabfälle angeliefert. Das entspreche etwa dem Volumen von 1300 Einfamilienhäusern. Angeliefert werden unter anderem Betonabbruch, Mischabbruch oder auch Strassenbelag.

Mischabbruch wird oft nicht wiederverwertet

Betonabbruch werde heute bereits gut rezykliert und in neuen Betonkonstruktionen wiederverwendet. Mischabbruch und Strassenbelag gelangen aber oft nicht über ein echtes Recycling in gleichwertige Anwendungen, sondern werden in loser Form für Fundationen eingesetzt oder gar auf Deponien abgelagert und damit der Wiederverwertung entzogen. Dies sei weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, da abbaubare Materialressourcen sowie Deponievolumen immer knapper würden.

Nachhaltigkeit und «Green Deal» seien derzeit in aller Munde. Oft werde dabei übersehen, dass nicht nur fossile Brenn- und Treibstoffe CO2 produzieren, sondern eben auch Baustoffe mit CO2 belastet sind, heisst es weiter. Baustoffe aus Recyclingmaterialien seien im Vergleich weniger mit CO2 belastet und würden parallel dazu erneuerbare Ressourcen und Deponieräume schonen.

Vor diesem Hintergrund sieht die von der Regierung verabschiedete Botschaft zum «Aktionsplan Green Deal» Massnahmen zur Schliessung von Materialkreisläufen und zur Steigerung des Baustoffrecyclings vor, wie die Standeskanzlei weiter schreibt.

Fehlende Nachfrage nach Recyclingbaustoffen

Der Prozess für die Wiederverwertung läuft folgendermassen ab: Auf dem Aufbereitungsplatz wird der angelieferte Bauschutt zunächst sortiert und dabei Störstoffe wie Holz oder Kunststoff ausgesondert. Nach dem Sortierprozess werden die verschiedenen mineralischen Bauabfallfraktionen zu Recyclinggranulaten gebrochen, aus denen sich dann wieder neue Baustoffe herstellen lassen.

Das Problem hierbei: Oft fehle die Nachfrage nach diesen Recyclingbaustoffen. Aus Gewohnheit würden vielfach Baustoffe aus Primärmaterial angefragt. Genau hier möchten der Kanton Graubünden und der VBBK ansetzen. Dafür haben das Amt für Natur und Umwelt, das Hoch- und das Tiefbauamt sowie der Verband ihre Anforderungen und Erfahrungen gebündelt.

Broschüre für Anwendung von Recyclingprodukten

Das Resultat dieser Zusammenarbeit ist eine Broschüre für Projektentwickler und Bauherren. Diese zeige für alle denkbaren Anwendungen im Hoch- und Tiefbau auf, welche Recyclingprodukte sich für die Anwendung eignen könnten. 

Da die Baustoffe die gleichen Anforderungen für die zugelassenen Anwendungen erfüllen, bewegen sie sich preislich in der gleichen Grössenordnung wie Produkte aus Primärmaterialien. Denn Qualität habe auch bei Recyclingprodukten ihren Preis. (mgt/pb)

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