20:01 BAUPRAXIS

In Bad und Küche Warmwasser sparen ohne Verzicht

Teaserbild-Quelle: RediSu, Pixelio.de

Mit einer kleinen Änderung an Wasserarmaturen bis zu 30 Prozent Warmwasser sparen, ohne auf Komfort zu verzichten: Wie das geht, haben Gebäudetechnik-Experten der Hochschule Luzern und Verhaltensforscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in einer Studie herausgefunden.

Wasserhahn

Quelle: RediSu, Pixelio.de

Wenn sich der Hahn nicht nach ganz rechts drehen lässt, sondern nur von der Mitte nach links, hat dies keinen Einfluss auf den Komfort beim Händewaschen.

Die am häufigsten anzutreffenden Wasserhähne regulieren die Warm- und Kaltwasserzufuhr mit Hilfe eines Hebels. Dreht man ihn nach rechts, ist das Wasser kalt, dreht man ihn nach links, ist es warm. In der Mitte werden Warm- und Kaltwasser gemischt. In der Regel steht dieser Hebel in der Mittelposition. Meist bleibt er auch dort, wenn Hände gewaschen oder kurz etwas abgespült wird.

„In der Mittelposition fliesst zwar Warmwasser in der Leitung. Bis das Wasser jedoch den ganzen Weg vom Boiler im Keller bis zum Wasserhahn zurückgelegt hat, hat man es meist schon wieder abgestellt, zum Beispiel beim Händewaschen“, sagt Projektleiter Benoît Sicre von der Hochschule Luzern (HSLU). Anschliessend kühlt das warme Wasser ungenutzt in der Leitung ab. Beim nächsten Händewaschen beginnt alles wieder von vorn.

Bewusst für Warmwasser entscheiden

Würden Eco-Armaturen, bei denen der Hahn nicht nach rechts bewegt werden kann, weil sich die Einstellung für kaltes Wasser in der Mitte und jene für Warmwasser - wie bisher – links befindet, akzeptiert? Und könnten solche Wasserhähne tatsächlich helfen, warmes Wasser einzusparen? Antworten auf solche Fragen suchten Sicre und seine Kollegen von einem Forschungsteam der HSLU und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften im Rahmen eines von EnergieSchweiz unterstützten Projektes.

Sie massen dazu einerseits den Wasserverbrauch und die Wassertemperatur im Zusammenhang mit solchen Öko-Hähnen, andererseits befragten sie ihre Nutzer zu ihren Erfahrungen ihrem Umgang mit der neuen Lösung.  - „Die ‹Mittelstellung Kaltwasser›-Armatur, wie wir sie nennen, soll verhindern, dass unbedacht Warmwasser fliesst, wenn der Hebel in der Grundposition bleibt“, so Sicre. „Die Nutzer sollen sich bewusst dafür entscheiden, ob sie Warmwasser möchten oder nicht.“

Der Komfort bleibt gleich

Wasserhahn

Quelle: EnergieSchweiz

In der Mitte fliesst das Wasser kalt aus dem Hahn, links warm. Warmes Wasser steht so gut zur Verfügung wie vorher. Dennoch wird mit diesem Wasserhahn weniger verbraucht.

Die Auswertung der Messdaten zeigte, dass die Eco-Armaturen ein beträchtliches Einsparpotenzial aufweisen: In der untersuchten Wohnsiedlung wurde konnte der Energieverbrauch pro Armatur, also am Ausguss in der Küche oder am Lavabo im Bad, durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent reduziert werden. Und der gesamte Warmwasserverbrauch der Siedlung konnte durch die „Mittelstellung Kaltwasser“-Armatur im Durchschnitt um knapp fünf Prozent verringert werden. Allerdings haben die Untersuchungen auch gezeigt, dass diese Einsparung stark vom individuellen Verhalten abhängt.

Akzeptiert wurde die Mittelstellung Kaltwasser gut, denn der Komfort bleibt für sie der gleiche. „Andere Eigenschaften der Eco-Armaturen, welche nicht fürs Energiesparen relevant sind, wie Höhe, Ausschwenkbarkeit, Reinigungsverhalten, Spritzverhalten und generelle Handhabung, haben einen weitaus grösseren Einfluss auf die Nutzerzufriedenheit bei den Armaturen“, so ZHAW-Forscherin Evelyn Lobsiger. Die Mittelstellung wurde von den Teilnehmenden weiterhin als Standard genutzt; der Unterschied besteht darin, dass sie sich bewusster für warmes Wasser entscheiden.

Graue Energie und neue Armaturen

Sollen nun also möglichst alle Wasserhähne sofort ersetzt werden? „Nein, das ist nicht das Resultat unserer Forschung“, präzisiert Sicre. Er empfiehlt Hauseigentümern den Einbau von ‹Mittelstellung Kaltwasser›-Armaturen bei Neubauten und bei bestehenden Häusern, sofern die Armaturen sowieso erneuert werden müssen. Einen alten Wasserhahn zu verwenden, solange er funktionstüchtig ist, und für kurze Wasserentnahmen auf „kalt“ einzustellen, erachten die Wissenschaftler als sinnvoller. Schliesslich steckt in jedem neuen Hahn auch Graue Energie. Das heisst, es brauch Energie um ihn herzustellen und einzubauen. (mgt/mai)

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