Hamburg: Aus für Kaikräne der ehemaligen Sietas-Werft trotz Denkmalschutz
Die letzten vier Kaikrane auf dem Gelände der früheren Sietas-Werft im Hamburger Stadtteil Neuenfelde werden demontiert. Dies, obwohl sie Teil eines Stücks beinahe 400jähriger Industriegeschichte sind und unter Denkmalschutz stehen.
Quelle: hh oldman, CC BY 3.0
Blick auf die Sietas-Pella-Werft im 2014. Im Bild der heute denkmalgeschützte Portalkran.
Die Sietas-Werft im Hamburger Stadtteil Neuenfelde zählt zu den ältesten Werften Deutschlands. 1635 gegründet lag ihr Fokus bis ins 19. Jahrhundert auf Reperaturarbeiten, daneben wurden Lastkähne, Boote und Fähren - oder vielmehr sogenannte Prahme - gebaut. Später sollten in der Sietas-Werft vor allem grössere Segelschiffe und andere seetüchtige Typen entstehen. Anfangs des 20. Jahrhunderts produzierte die Werft schliesslich die ersten Schiffe mit einem Rumpf aus Eisen - und in den Folgejahren vor allem Küstenmotorschiffe und Fischkutter. Im Ersten Weltkrieg verlegte sie sich wegen der Materialengpässe wieder auf Instandsetzungsarbeiten, ebenso im Zweiten Weltkrieg.
Die Werft überstand auch das nach dem Krieg von den Allierten erlassene Schiffsbauverbot: Ab 1949 konnte sie wieder Schiffe herstellen. Damit wandelte sich auch das Werftgelände selber. Es wurde vergrössert, neue Anlagen für den Bau kamen hinzu, auch Portalkräne und ein Schwimmdock. Doch 2011 meldete die Sietas-Gruppe Insolvenz an. Rund drei Jahre später wurde sie von der Pella Shipyard übernommen. Allerdings war ihr als Pella Sietas GmbH kein langes Leben beschieden: Obwohl vor allem im Spezialschiffbau unterwegs musste schliesslich auch auch die Pella Sietas Insolvenz anmelden, im Juli 2021.
Darauf wandelte sich Gesicht der Werft abermals: Maschinen und Anlagen wurden verkauft und abgebaut. So wie auf dem oben stehenden Bild sieht das rund 20 Fussballfelder grosse Areal schon lange nicht mehr aus. Von den ingesamt vierzehn Kranen stehen noch der grosse Jucho-Portalkran und die vier Liebherr-Kaikrane, letztere werden aktuell demontiert - sofern sie nicht schon in ihre Bestandteile zerlegt und abtransportiert worden sind. Dies, obwohl sie eigentlich unter Denkmalschutz stehen. SPD, Grüne und unter anderem der Denkmalverein Hamburg, hatten sich für ihren Erhalt eingesetzt.
Unterschutzstellung der Krane kam zu spät
Die Hamburger Kulturbehörde war laut Denkmalverein zu spät dran gewesen. Nachdem sie das Sietas Ensemble am 13. September 2024 mit einem Jahr Verspätung unter Schutz gestellt habe, habe sie am 23. September überraschend bekannt geben müssen, dass der Denkmalschutz für die vier Liebherr-Krane doch wieder aufgehoben werden solle. Der Grund dafür: Zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung waren die vier Krane bereits verkauft gewesen. Laut der Kulturbehörde ist der Eigentümer für Verkauf und Abtransport bereits langfristige Verpflichtungen eingegangen, verbleiben die Krane auf dem Gelände erlitte er einen zu grossen wirtschaftlichen Schaden.
Immerhin bleibt der ebenfalls geschützte Portalkran erhalten. Wie die Kulturbehörde schreibt, kann dieser «als Einzeldenkmal weiterhin als vergleichsweise authentisch erhaltener Kran die Entwicklung im Schwerlastkranbau dokumentieren, als besonderes Zeugnis des industriellen Erbes von Neuenfelde.»
Und was dereinst ganz konkret mit dem Werftareal geschehen wird, muss sich erst noch zeigen. Die Stadt Hamburg denkt über den Kauf des Geländes nach und darüber, Flächen davon im Erbbaurecht zu verpachten, wie der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel gegenüber dem NDR anfangs Juli erklärte. (mai)