Hagia Sophia: Schäden wegen Besuchern und fehlendem Unterhalt
Die Hagia Sophia leidet. Unter Besucherströmen aber auch unter mangelndem Unterhalt. So hat etwa eine Arbeitsbühne, die zum Putzen benötigt wurde, die Jahrhunderte alten Bodenplatten aus Marmor eingedrückt.
Quelle: Raimond Klavins, Unsplash
Das Innere der Hagia Sophia im Mai letzten Jahres, bevor das Museum wieder zur Moschee umgewidmet worden ist.
Sie ist eines der imposantesten Beispiele für byzantinische Baukunst: die Hagia Sophia in Istanbul. Allerdings leidet das rund 1500-jährige Bauwerk. Wer sie einmal besucht hat, wird ihre beinahe ganz mit goldenen Mosaiken überzogene Wände und ihren magischen Schimmer nicht vergessen. Heute sind die zum Teil überlebensgrossen Heiligenbilder mit Tüchern abgedeckt. Das einstige Zentrum der oströmischen Kirche, das später als Moschee genutzt und im 20. Jahrhundert zum Museum erklärte worden ist, ist im Juli letzten Jahres wieder zur Moschee umgewidmet worden.
Mittlerweile leidet die Hagia Sophia Medienberichten zufolge
unter Zerfallserscheinungen. Oder vielmehr unter unsorgfältigem Unterhalt und massiv
angestiegenen Besucherströmen. Letzteres dürfte damit zu tun haben, dass der
Eintritt seit der Umwidmung kostenlos ist. Doch soll die Hagia Sophia ihren alten
Glanz bewahren, kostet dies. Vor allem auch angesichts der stärkeren Nutzung. Vandalismus ist ebenfalls ein Thema: Im April war das mächtige, sieben Meter hohe Kaisertor absichtlich beschädigt worden.
Die regierungskritische „Cumhuriyet“ schrieb in diesen Tagen ebenfalls darüber: Sie zitierte Özlem Kabasakal, eine Reiseleiterin. Sie berichtete, dass für Reinigungsarbeiten eine hydraulische Arbeitsbühne ins Gebäude gebracht worden sei. Infolgedessen seien die historischen Bodenplatten aus Marmor an vielen Stellen zerbrochen. Das historische Bauwerk werde schwer beschädigt, wird sie weiter zitiert. „Als die Hagia Sophia noch ein Museum war, wurde sie mit grossem Respekt besucht. Es ist jetzt wie auf einem Rummelplatz.“
Zu viel Feuchtigkeit im Innern wegen zu vielen Besuchern
Neu ist das Thema nicht. Die Zeitung kritisiert schon länger, dass der Ort zunehmend Schaden nimmt und dass zu wenig für seinen Erhalt unternommen wird. Eines Hauptprobleme sind die Tausenden von Besuchern, die sie täglich aufsuchen und hier je nachdem offenbar auch schlafen oder ihn als Aufenthaltsraum nutzen. Der Garten des Gotteshauses, wo zu osmanischer Zeit der Koran studiert worden ist, ist laut Anwohnern ebenfalls überfüllt.
„Als die Hagia Sophia ein Museum war, gab es einen wissenschaftlichen Beirat“, wird Şerif Yaşar, Vorsitzender des Vereins für Kunstgeschichte, in einem Artikel vom Mai zitiert. So sei auch die Atemfeuchtigkeit, die von den Besuchern im Innern ausgeht, sehr schädlich und verkürze die Lebensdauer der Hagia Sophia. Daher habe man entschieden, dass Touristen in Gruppen von maximal 20 Personen hinein dürfen. Allerdings sind wissenschaftliche Beiräte laut Yaşar in der Türkei nur beratend tätig. Die Entscheidungen liegen letztlich beim Staat. (mai)