Fexerplatten: Das Baumaterial, das aus der Kälte kam
Bis Mitte der 60er-Jahre wurde der Gneis im Engadiner Fextal in winterlicher Handarbeit in dünne Platten gespalten. Das neueröffnete Museum beim alten Steinbruch widmet sich dem entbehrungsreichen Alltag der Männer im alpinen Tal.
Die Arbeit der jungen Italiener war hart. Hart und eiskalt. Denn im abgelegenen Fextal bei Sils im Engadin liess sich der lokale Gneis, also der mineralhaltige Glimmerschiefer, nur in gefrorenem Zustand kontrolliert in lediglich 15 Millimeter dicke Fexerplatten spalten. In ungefrorenem Zustand wäre der Gneis beim Spalten in unbrauchbare Einzelstücke zerfallen. Die leichten Gesteinsplatten waren ein gefragtes Baumaterial, mit dem Haus- und Stalldächer eingedeckt wurden. Zwischen November und März erarbeiteten sich jeweils einige Männer aus dem italienischen Val Malenco bei bis zu -25 Grad Celsius ennet der Grenze ein bescheidenes, aber willkommenes Wintereinkommen.
Wie unerfreulich das winterliche Leben der Arbeiter im alpinen Fextal war, zeigt seit diesem Sommer ein Erlebnismuseum, das beim alten Steinbruch «la ganda» entstand. Nachdem dieser 1965 stillgelegt wurde, wäre die Geschichte der jahrhundertealten Gewinnung der aufgrund ihrer Farbschattierungen besonders schönen Fexerplatten beinahe in Vergessenheit geraten. Zum Glück hat dies die hartnäckige Initiative einzelner Silser Bürger mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde verhindert. Heute können Besucher der restaurierten Arbeiterhütte bei der Alp da Segl im Fextal in die Geschichte der besonderen italienischen Saisonniers eintauchen. Im ehemaligen Pferdestall der Alp wird zudem ein Kurzfilm über die sogenannten «giovellai / scarpellins» gezeigt.
Weitere Informationen unter: www.plattas-da-fex.ch