Ferrariworld: Roter Riesenstern
Der Erlebnispark Ferrariworld auf einer Insel vor Abu Dhabi sprengt jeden Massstab: Sein Dach bedeckt eine Fläche von 200'000 Quadratmetern, der zentrale Glastrichter misst 100 Meter im Durchmesser und die einzelnen Gebäudeflügel sind 1,4 Kilometer voneinander entfernt. Was der Riesenbau gekostet hat, wird aber verschwiegen.
Werbefilm Ferrariworld Abu Dhabi (Aldar Properties)
Plan der Ferrariworld zum herunterladen
DIe Insel Yas vor Abu Dhabi ist für Motorsportfans seit 2009 ein Begriff: Damals fand auf der Rennstrecke Yas Marina zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen statt, das Sebastian Vettel gewann. Das Rennen ging auch deshalb in die Geschichte ein, weil es der erste F1-GP war, der unter Flutlicht zu Ende gefahren wurde. Vettel übrigens wiederholte 2010 seinen Sieg in den Vereinigten Emiraten und errang damit den WM-Titel. Aber nicht nur die sportlichen Vorkommnisse, sondern auch in das teilweise über der Rennstrecke errichtete Yas-Hotel (siehe Foto) erregte Aufsehen.
In Sichtweite der F1-Piste hat die Insel Yas, die zu einem eigentlichen Freizeit-Zentrum entwickelt wird (siehe «Info»), seit Kurzem eine weitere Attraktion zu bieten: Am 1. Dezember 2010 öffnete die Ferrariworld ihre Tore, der weltweit erste Erlebnispark, welcher der italienischen Rennsportmarke gewidmet ist. Entworfen wurde der rote Stern vom Londoner Büro Benoy, von dem auch der Masterplan zur Entwicklung der Insel stammt.
Doppelt gewölbt wie ein Ferrari GT
Wie ein riesiger Seestern, dessen Flügel 1,4 Kilometer auseinander liegen, krallt sich das Gebäude in den Boden. Die geschwungene Form mit der Doppelkurve ist eine Anlehnung an das klassische, doppelt gewölbte Profil des Ferrari GT-Renners. Das 200'000 Quadratmeter grosse Aluminiumdach leuchtet ferrarirot, das darauf liegende Logo der Edelmarke misst 65 Meter. Ausgeführt wurde das Dach als Stehfalz-Konstruktion.
In der Mitte der Ferrariworld, die wegen des nahen Flughafens nur 62,5 Meter hoch werden durfte, versorgt ein Glastrichter die Ausstellungsräume mit Licht. Dieser sogenannte Funnel misst an seiner breitesten Stelle 100 Meter Durchmesser und verjüngt sich zum Boden hin bis auf 17 Meter. Er stellte die Planer vor eine anspruchsvolle Aufgabe: Klimatisierungstechnik und Sonnenschutzglas sorgen dafür, dass die Temperaturen im Gebäude 25 Grad nicht übersteigen, auch wenn draussen die Wüstenhitze brütet. Dazu sorgt eine spezielle Ipachrome-Beschichtung für eine effektive Wärmedämmung, wenn es in kühlen Winternächten auf 14 Grad abkühlt.
Weltrekord-Achterbahn
Geboten wird ein Erlebnispark mit 20 verschiedenen Bahnen und weiteren Attraktionen für jede Art von Rennsportfan. Der Technikinteressierte kann eine virtuelle Reise durch einen 12-Zylinder-Motor unternehmen, der Fahrspassaktivist im selben Formel-1-Simulator trainieren wie die Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa, der Ehrgeizige in Fiorano GT Challenge-Rollercoaster gegen ein anderes Fahrzeug ein Rennen austragen, bei dem Tempi bis 95 Stundenkilometer erreicht werden und sogar Überholmanöver möglich sind.
Den Adrenalin-Clou bilden aber zwei andere Attraktionen: Zum einen der 62 Meter hohe Freifallturm, der erst einen Überblick über das riesige rote Dach bietet und seine Gäste danach in die Tiefe stürzen lässt, mit einer Beschleunigung von 3,8G (das 3,8-Fache der Erdanziehung). Zum anderen «Formula Rossa», die schnellste Achterbahn der Welt, bei der Beschleunigungen wie in der Formel 1 und ein Topspeed von 240 Stundenkilometern geboten werden.
Eintrittspreise ab 100 Franken
«Die Ferrariworld ist eine Bereicherung unseres touristischen Angebots, das eine der Säulen unserer Wirtschaft darstellt», freute sich bei der Eröffnung Scheich Mohammed bin Zayed Al Nah-yan, der Kronprinz von Abu Dhabi. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo schwärmte: «Vor vier Jahren war der Park noch nicht mehr als eine Idee, die vielen zu ambitiös erschien. Heute wurde aus dem Traum ein fantastisches Stück Realität.»
Ein Stück Realität, das seinen Preis hat: Wer einen Premium-Tagespass löst, mit freiem Zugang zu allen 20 Attraktionen, blättert dafür rund 125 Franken hin. Auch für Kinder kostet der Rund-Tagespass einen glatten Hunderter. Verschwiegen wird hingegen, wie viel der Bau der Ferrariworld gekostet hat. Die Schätzungen beginnen bei 500 Millionen US-Dollar.
Werbefilm Bau Aluminiumdach (Interfalz GmbH)
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Yas Island Masterplan
Die 2500 Hektar grosse Insel Yas liegt östlich von Abu Dhabi, der Hauptinsel der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Aldar Properties bauen die flache Sandinsel bis 2013 komplett zu einer Art Freizeit- und Erlebniswelt um, nach dem Masterplan des Londoner Büros Benoy, das auch die Ferrariworld entworfen hat. Im Rahmen des Entwicklungsprojektes, in das man 40 Milliarden Franken investiert, wird die Fläche der Insel um etwa ein Drittel vergrössert. Darauf gebaut werden – nach der Formel-1-Strecke und der nun fertiggestellten Ferrariworld – Wohnkomplexe mit Villen, Einzelhäusern und Apartmenthäusern, dazu rund 20 Hotels, ein 400 000 Quadratmeter grosses Einkaufszentrum, zwei weitere Themenparks sowie Sport- und Hafenanlagen. (bk)