Ein Beispiel für Lean Construction: Der Inselspital-Neubau in Bern
Lean Construction bietet bei der Realisation von Grossprojekten einen Ansatz für Optimierungen. Ein Beispiel ist der Neubau des Hauptgebäudes auf dem Areal des Inselspitals in Bern. Zentrales Element ist das Last-Planner-System, mit dem bei Planung und Umsetzung alle an Entscheidungen beteiligten Mitarbeiter einbezogen werden.
Quelle: zvg
Das Hauptgebäude des Inselspitals Bern ist Angelpunkt des gesamten Areals. In den nächsten Jahren folgen weitere Bauprojekte, die ebenfalls mit Lean Construction umgesetzt werden.
Von Reto Vital *
Der Neubau des Hauptgebäudes bildet das Herzstück auf dem Areal des Inselspitals in Bern. Innerhalb des Masterplans für die Umgestaltung des Inselareals ist es ein herausragendes Projekt und die grösste Baustelle der Stadt Bern. 63 Meter hoch mit einer Grundfläche von 70 mal 82 Metern umfasst das Gebäude eine Nutzfläche von 82'000 Quadratmetern. Bis 2023 werden im Gebäude auf 18 Stockwerken das neue Schweizer Herz- und Gefässzentrum und verschiedene Fachkliniken eingerichtet.
Das Leuchtturmprojekt wurde durchgehend digital geplant. Building Information Modeling (BIM) ist die Methode, die bei Planung und Ausführung im «Baubereich 12» zum Einsatz kommt. Schon unmittelbar nach dem politischen Entscheid für einen Neubau entstand die Idee, das Bauvorhaben im Rahmen von BIM zu realisieren. Mit Lean Management gehen Planer und Unternehmen auch bei der Bauausführung unter Berücksichtigung kollaborativer Arbeitsweisen neue Wege.
Eine zentrale Rolle bei der Steuerung des Gesamtprozesses für ein Gebäude dieser Grössenordnung, das als Minergie-P-Eco konzipiert ist, spielt Lean Construction. Ziel ist es, bei Planung und Ausführung einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen und Stillstandzeiten zu vermeiden. Für die Bauherrschaft und ausführende Unternehmen erhöhen sich dadurch die Qualität und Terminverlässlichkeit.
Netzplantechnik anpassen
Spitalprojekte stellen hohe technische Anforderungen. Zudem erhöhen zahlreiche Schnittstellen zwischen Planern und beteiligten Firmen die Komplexität bei der Projektabwicklung. Damit die Einhaltung der Termine und die geforderte Qualität der Arbeiten gewährleistet werden können, braucht es für die Umsetzung entsprechende elektronische Hilfsmittel. Denn Kollaboration unter allen Projektbeteiligten und Lean-Prinzipien können zu kritischen Erfolgsfaktoren werden.
Die traditionelle Umsetzung von Bauvorhaben wird zentral von der Projektleitung gesteuert und beruht vorwiegend auf dem sogenannten Push-Prinzip. Materialien werden demnach einem vorgesehenen Plan entsprechend durch die gesamte Produktionskette vorangetrieben. Im Vordergrund stehen die Starttermine von Aktivitäten. An den Schnittstellen zwischen den einzelnen Gewerken kommt es in der Praxis jedoch oft zu Problemen und Verzögerungen.
Für die wöchentliche Ablaufplanung an den Schnittstellen der verschiedenen Gewerke ist die übergeordnete Terminplanung nach der Critical-Path-Methode nämlich nicht aussagekräftig genug. Um ein Projekt auf Detailebene steuern zu können, muss die Netzplantechnik übergeordnete Funktionen erfüllen. Als Vorgabe von oben hat sie zudem für die ausführenden Personen mitunter nur einen geringen selbstverpflichtenden Charakter. Hier setzt das Last-Planner-System (LPS) an.
Quelle: Archipel Generalplanung AG
Wöchentliche Produktionsplanungen im «Big Room» auf der Baustelle bieten im Rahmen des LPS-Systems auch eine Vorschau über die Tätigkeiten der nächsten sechs Wochen.
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