Dübendorf: Nachhaltig schwitzen mit Sonnenenergie
Wellness als Ausgleich vom Alltag wird immer beliebter, aber Sauna und Dampfbad verbrauchen auch viel Energie. In Dübendorf stellt sich nun eine Fitness- und Wellnessanlage dem Praxistest, die komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden soll. Einen kleinen Beitrag leisten dabei auch die Fitness-Treibenden mit ihrer Muskelkraft.
Ein Fitnessstudio mit zwei Saunas und einem Dampfbad. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, und doch hat es die neueste Installation am Forschungs- und Innovationsgebäude NEST in Dübendorf ZH in sich: Sie soll zeigen, dass Wellness auch nachhaltig geht. Die Anlage «Solare Fitness & Wellness» wurde am Donnerstag am NEST-Gebäude der Forschungsanstalten Empa und Eawag den Medien vorgestellt.
Sauna, Dampfbad und warme Duschen brauchen normalerweise viel Energie. Nicht so die neue Anlage: «Ihr Energiebedarf wurde um 80 Prozent reduziert und die restlichen 20 Prozent sollen direkt am Gebäude generiert werden», erklärte Projektleiter Mark Zimmermann von der Empa. Dies dank energieeffizienter Technik, Sonnenenergie und sportlicher Leistung. Mit seinen rund acht Meter hohen Glasfassaden thront das Gemeinschaftsprojekt von Forschenden, dem Gebäudetechnikverband suissetec und zahlreichen Unternehmen auf der obersten Plattform des NEST, dem modular aufgebauten Gebäude, an dem sich Innovationen in nachhaltiger Bau- und Gebäudetechnik im Praxistest beweisen können.
Drei «Eier» zum Schwitzen
Das Innere der vom Architekten Peter Dransfeld entworfenen Anlage besteht aus einem einzigen hohen Raum, in dem sich Fitnessgeräte tummeln. Von der Decke hängen drei riesige «Eier», welche eine finnische Sauna, eine Biosauna und ein Dampfbad, sowie jeweils eine Dusche und einen kleinen Vorraum als Umkleide beherbergen. «Normalerweise würde der Betrieb dieser drei Module 120'000 kWh pro Jahr benötigen», so Zimmermann. Vor allem dank dem Einsatz einer Hochtemperatur-CO2-Wärmepumpe reduziere sich dieser Bedarf um 80'000 kWh. Die damit erzeugte Wärme werde besonders effizient genutzt, indem sie in einem grossen Tank geschichtet gespeichert wird, hiess es.
Die jeweils notwendige Temperatur für die verschiedenen Anwendungen wird den verschiedenen Schichten entnommen und anschliessend wieder in eine entsprechend kühlere Schicht zurückgeführt. So gelangt Wasser mit 120 Grad zur finnischen Sauna, mit 80 Grad zum Dampfbad, mit 60 zur Biosauna und schliesslich mit 50 und 30 Grad zu den Duschen und der Heizung.
Weitere Einsparungen gelingen durch Wärme- und Feuchterückgewinnung, sowie Betriebsoptimierung: Sauna oder Dampfbad werden nur geheizt, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Das gelingt dank eines Buchungssystems und schlauer Steuerungstechnik, die berechnet, wann sie mit dem Aufheizen beginnen muss.
Mit Solaranlagen und Muskelkraft
Die verbliebenen rund 20'000 kWh sollen mit Solarenergie gedeckt werden, erklärte der Projektleiter. Dafür trägt das Dach und ein Teil der Fassade Fotovoltaikanlagen, die teils auch als Blendschutz in die Fenster integriert sind.
Einen kleinen Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs leisten aber auch die Nutzer der Anlage mit ihrer Muskelkraft: Die speziellen Fitnessgeräte - normalerweise selbst Stromverbraucher - erzeugen hier Strom. Damit hoffen die Projektverantwortlichen jährlich weitere rund 500 kWh an Energie bereitzustellen.
Ob dieser Plan aufgeht und sich die Anlage wirklich komplett aus erneuerbaren Energiequellen betreiben lässt, muss sich jedoch nun erst erweisen: Nach einer ersten Optimierungsphase sollen Mitarbeitende der benachbarten Forschungsanstalten Empa und Eawag die Anlage im Alltag testen. Und nach schweisstreibendem Training in Sauna oder Dampfbad entspannen - teils dank selbst erzeugtem Strom. (sda)