Blick über die Grenze: Havannas architektonische Fifties
Viele Menschen pilgern wegen den Autos aus den 50er-Jahren nach Havanna. Dabei gibt es auch viele interessante Bauten aus dieser Zeit zu besichtigen. Denn die Revolution selbst hat keine grossartige Architektur hervorgebracht – mit wenigen spektakulären Ausnahmen aus ihren Anfängen.
E s gibt wohl kaum eine lebendigere Stadt auf diesem Planeten als Havanna, die Hauptstadt Kubas und Perle der Karibik. Überall hört man Musik, sieht Männer an ihren Oldtimern basteln oder wird in ein kurzes Schwätzchen verwickelt. Doch diese Lebendigkeit fusst zu einem grossen Teil in einem Fatalismus. Denn was war, wird hinter vorgehaltener Hand kritisch hinterfragt, und was kommen wird, erzeugt mehr Sorgenfalten als Freudenstürme. Deshalb zelebriert man das Heute.
So gesehen ist insbesondere die Altstadt Havannas ein Spiegelbild der nationalen Gemütslage. Denn einerseits handelt es sich dabei um eines der schönsten Beispiele für Kolonialarchitektur in der Karibik, deren Schönheit von Dichtern und Autoren wie Ernest Hemingway und Alejo Carpentier in diversen Prosastücken gewürdigt wurde. Andererseits war sie – wie so vieles in Kuba – lange Zeit dem Verfall ausgeliefert. Deshalb bekam der Stadthistoriker Eusebio Spengler Leal 1993 von Fidel Castro freie Hand, diese mithilfe eines Masterplans zu retten.