Biel: Komitee will Westast der A5 in den Untergrund verbannen
Bund und Kanton sollen bei der Planung des A5-Westasts in Biel über die Bücher. Das fordert das Komitee "Westast - So nicht!" und bringt eine Alternative ins Spiel. Herzstück ist ein fünf Kilometer langer Tunnel vom Brüggmoos bis Vingelz.
Quelle: zvg
Der Alternativ-Vorschlag des offiziellen Westast-Projekts in Biel sieht für den Tunnel eine andere Linienführung vor.
So könne man die Kosten halbieren und das Stadtbild schonen, argumentierten Vertreter des Komitees am Dienstag vor den Medien in Biel. Grüne und Umweltverbände zeigten sich offen für den Lösungsvorschlag. Der Kanton solle das bisherige Projekt sistieren und die Alternative eingehend prüfen.
Was die kantonalen Behörden von der Idee halten, ist nicht bekannt. Bund und Kanton seien noch gar nicht informiert worden, sagte der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Er selbst kenne den Vorschlag seit Montagabend. "Die Zeit ist zu kurz, um inhaltlich Stellung zu nehmen." Klar ist für Fehr eines: "Das Alternativprojekt muss die gleiche Verkehrsentlastung bringen wie das aktuelle Projekt." Es gehe darum, möglichst viel Verkehr aus der Stadt zu bringen und mehr Platz für öffentlichen Verkehr, Velos und Fussgänger zu schaffen.
Der Kanton nimmt auf seiner Westast-Website Stellung zum Grundsatz-Thema Tunnel durch Biel. "Eine durchgehende Überdeckung der Westumfahrung wäre nicht sinnvoll", heisst es da. Allerdings geht es in der fraglichen Passage um eine Nord-Umfahrung von Biel mit einem Tunnel vom Bözingenfeld bis nach Vingelz.
Detaillierte Abklärungen
Tunnellösungen seien in der über 50-jährigen Geschichte der Autobahn-Umfahrung Biels mehrfach angedacht worden, räumte Lars Mischkulnig vom Komitee "Westast - so nicht!" vor den Medien ein. Doch nie zuvor sei die Machbarkeit eines Tunnels so detailliert abgeklärt worden.
Der fünf Kilometer lange Tunnel soll die Stadt zweispurig im Gegenverkehr unterqueren. Auf die Autobahn-Anschlüsse im Zentrum von Biel und an der Seevorstadt soll verzichtet werden. So könnte viel tiefer im Boden gebaut werden. Wohnquartiere und Parks würden nicht beschädigt. "745 Bäume und 74 Häuser blieben unangetastet", rechneten die Grünen vor. Der Stadt bleibe eine Wunde erspart, betonten Vertreter des Komitees.
Der mit einer Studie beauftragte Bauingenieur Martin Gysel kommt zum Schluss, dass die Unterquerung der Stadt trotz des lockeren Baugrunds machbar sei. Das Risiko werde minimiert, wenn man den Grundwasserstrom untertunnele.
"Billiger und umweltfreundlicher"
Gegenüber dem Projekt des Kantons lasse sich die Bauzeit halbieren, warben Komiteevertreter für ihren Vorschlag. Lärm- und Staubemissionen würden um 90 Prozent gesenkt. Die Kosten schätzt das Komitee auf bloss die Hälfte der bisher veranschlagten 2,5 Milliarden Franken.
Das Komitee verteilt nun eine achtseitige Zeitung an alle Haushalte der Region. Unterstützung kommt vom VCS: Der Vorschlag zeige, wie die Mobilität stadtverträglich und umweltfreundlicher bewältigt werden könne.
Die Grünen äussern sich zurückhaltender, für sie wäre die Rückstufung des Westasts auf eine Autobahn dritter Kategorie die nachhaltigste Lösung. Der Vorschlag des Komitees sei immer noch teuer und entspreche einer auf den Strassenverkehr ausgerichteten Verkehrspolitik. Er sei aber ein akzeptabler Kompromiss. (sda)