11:22 BAUPRAXIS

Berufstaucher: Wenn die Baustelle unter Wasser liegt

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: TAF Taucharbeiten AG

Ein Job mit Tiefgang: Berufstaucher arbeiten dort, wo man es nicht sieht. Unter Wasser. Die Taucher der Taf Taucharbeiten AG führen unter anderem Spezialaufträge in Häfen, Uferbauten und Brücken aus. Wir waren bei einem Einsatz vor Ort.

Es ist heiss am Rhein; Hochsommer und Ferienstimmung im idyllischen Örtchen Bad Säckingen. Viele Fussgänger sind auf der längsten gedeckten Holzbrücke Europas zwischen der Schweizer Gemeinde Stein und der deutschen Kleinstadt unterwegs. Die meisten werfen einen Blick stromaufwärts, wo sich im Osten in gut einem Kilometer Entfernung die enorme Anlage des Flusskraftwerks abzeichnet. Auf der Anlage sind kleine orange, sich bewegende Punkte zu sehen. Ein Floss mit einem zeltähnlichen Aufbau liegt davor. Die Spezialtaucher der Taf Taucharbeiten AG bereiten gerade ihren dreiwöchigen Arbeitseinsatz vor.

Das Floss entpuppt sich aus der Nähe als Plattform aus sechs Pontons, auf denen ein Container mit davorstehendem Sonnenschutz aufgestellt wurde. Die Pontons wurden angemietet, das komplette weitere Material ist mit den Tauchern angereist. Im Container befindet sich alles technische Material, was für den mehrtägigen Arbeitseinsatz an der Turbineneinheit benötigt wird. Einige weitere Teile lagern noch im oberen Bereich auf der „Terrasse“ des Maschinenhauses. Nach und nach werden die schweren Schläuche und Zusatzteile mit der Seilwinde auf die Plattform herabgelassen. Der Techniker Marc Gersbach übernimmt an der Fernbedienung den Transport und hilft als orts- und fachkundiger Mitarbeiter der Säckinger Rheinkraftwerk AG den Tauchern bei Fragen und Problemen weiter.

Das Säckinger Rheinkraftwerk befindet sich im Flusslauf und somit genau auf der Landesgrenze. Auch die Betreibergesellschaften kommen je zur Hälfte aus der Schweiz und Deutschland: Auf Schweizer Seite teilen sich die Axpo AG, Baden, und die AEW Energie AG, Aarau, zu je 50 Prozent die Anteile, auf deutscher Seite sind die EnBW Baden- Württemberg AG, Karlsruhe, zu 37,5 Prozent und die Energiedienst AG, Rheinfelden, zu 12,5 Prozent beteiligt. Gemeinsam wird das Kraftwerk geführt und Kontroll- und Instandhaltungsarbeiten ausgeführt.

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Mit drei Männern vor Ort

Drei Tage hat das Einrichten der Arbeitsplattform und die Installation der Apparaturen benötigt. Nun ist alles bereit für den Taucheinsatz. 200 Kubikmeter Sedimente müssen entfernt werden. Sie haben sich in den vergangenen Monaten vor dem zur Revision stillgelegten Turbinenblock abgelagert. Für die Taf-Taucher gehören diese Arbeiten zum Alltag. Sie sind auf diverse Arbeiten an Bauwerken, deren Sanierung und Sicherung unter Wasser sowie das Entfernen von unerwünschten Materialien spezialisiert. Unterwasserarbeiten bergen immer ein Risiko, die hier auszuführenden Arbeiten gehören aber noch zu den «angenehmeren» Seiten der Tätigkeit der Männer. Manchmal müssen sie in Flüssigkeiten abtauchen, die kein anderen freiwillig berühren würde, wie für Reparaturen oder Instandsetzungen an Klärbecken oder Fäulnisbehältern.

Zwei Arbeitseinsätze pro Tag

Am Hochrhein geht es hingegen ins saubere Flusswasser, in dem andere in Badehosen schwimmen. Martin Lüthi und Ivano Frapolli machen sich bereit. Berufstaucher Lüthi gehört fest zum Team der Taf Taucharbeiten AG, Spezialtaucher Frapolli wird oft hinzugezogen. Die beiden wechseln sich jeweils in der Vormittag- und Nachmittagschicht unter Wasser ab. Der zweite Mann verbleibt auf dem Ponton und sichert seinen Kollegen unter Wasser ab. «Am Kraftwerk wird nur bis zu einer Tiefe von zwölf Meter getaucht, deshalb ist auch ein mehrstündiger Einsatz möglich. Auch die Sichtverhältnisse sind relativ gut», erläutert André Brinsa, der bei diesem Einsatz die Funktion des Supervisors einnimmt. Er überwacht die technischen Geräte im Container. Die grosse Box mit dem wichtigsten Equipment reist bei allen Einsätzen mit an. Sie ist nun auf dem Pontonfloss am Arbeitsort installiert, von wo aus die Taucher ihre Einsätze starten.

Rund 20 Kubikmeter pro Tag

Die Arbeit kann beginnen: Martin Lüthi taucht mit einem elastischen Rohr langsam hinab, an dessen vorderem Ende ein Saugkopf montiert ist. Die schwarzen Spezialanzüge schützen die Taucher perfekt, sind gleichzeitig aber sehr elastisch, damit die Männer ungehindert arbeiten können. Die Kommunikation zwischen dem Taucher und dem Supervisor verläuft ähnlich einem Festnetz-Telefonanschluss über eine Gegensprechanlage im Helm und dem Pro Driving -System, die aus Sicherheitsgründen über vier Kabel verbunden sind.

Auch wenn das Wasser des Rheins sauber ist, in zwölf Metern Tiefe braucht es eine am Helm befestigte Leuchte, um sich gut orientieren zu können. Die massive Schicht an Sedimenten wird nun in mühsamer Kleinarbeit nach und nach abgesaugt, dabei gegebenenfalls vorgelockert. Rund zwei Wochen Arbeitszeit sind für die gut 200 Kubikmeter nötig, das heisst rund 20 Kubikmeter pro Tag, 10 Kubikmeter pro Schicht müssen entfernt werden. Die Arbeit verläuft planmässig, es geht zügig voran.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der morgen erscheinenden Baublatt-Ausgabe Nr. 35.

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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